Bauen: Diese Vorteile bringt eine Dachbegrünung

Einleitung

Januar 2024 Gründächer sind nicht nur ästhetisch ansprechend, sondern bieten auch zahlreiche Vorteile für die Umwelt und das Klima. Sie sind zudem auf kleinen Flächen relativ einfach umsetzbar. Lesen Sie hier, welche Dächer sich eignen, und was Sie beachten sollten.

Prüfen Sie vorab, ob Sie für Ihr geplantes Gründach eine Genehmigung brauchen.

Die Bepflanzung eines Dachs mit bunten Blüten, Kräutern und Gräsern trägt nicht nur zur Verschönerung bei, sondern steigert auch die Lebensqualität, indem sie Bienen, Vögeln und Schmetterlingen einen Lebensraum bietet. Die Vorteile von Gründächern sind vielfältig: Sie verlängern die Lebensdauer des Dachs, schützen vor UV-Strahlen und reduzieren die Sonnenhitze. Durch die geringeren Temperaturschwankungen wird nicht nur die Bausubstanz geschont, sondern auch das Raumklima verbessert. Zudem filtern Gründächer Feinstaub und Schadstoffe aus der Luft, mildern Lärm und wandeln Kohlendioxid in Sauerstoff um. Darüber hinaus speichern sie Regenwasser, wobei ein Teil über die Pflanzen verdunstet und somit die Belastung des Abwasserkanalsystems bei starken Regenfällen verringert wird. In einigen Regionen gewähren Kommunen sogar Nachlässe bei den Kosten für die Wasserableitung, wenn ein Gründach vorhanden ist.

Kann ich jedes Dach begrünen? nach oben

Gründächer eignen sich besonders gut für Garagen, Gartenhäuser und Flachdächer.

Gründächer eignen sich besonders gut für Garagen, Gartenhäuser und Flachdächer. Generell lassen sich alle Dächer begrünen, die

  • nicht zu steil sind (bis 35 Grad Dachneigung)
  • ausreichend stabil sind (das gilt besonders für Dachgärten, die mit Sträuchern oder sogar Bäumen bepflanzt sind)
  • einwandfrei abgedichtet sind (zum Schutz der Dachkonstruktion gegen Nässe und eindringende Wurzeln)
  • laut Bebauungsplan erlaubt sind.

Eine Dachbegrünung wird als zusätzliche Schicht auf vorhandene Flachdächer aufgesetzt, sie lässt sich deshalb auch gut nachträglich realisieren. Ab 20 Grad Dachneigung müssen Schubschwellen und ab etwa 25 Grad Rasterelemente als stabilisierende Sicherheitsmaßnahmen eingesetzt werden, damit die Vegetationsschicht nicht abrutscht. Wichtig ist, dass die Statik des Gebäudes das Gründach tragen kann. Wenn Sie unsicher sind, ob sich Ihr bestehendes Dach für eine nachträgliche Begrünung eignet, sollte am besten ein Profi den Zustand des Dachs beurteilen.

So funktioniert’s nach oben

Gründächer sind ausgeklügelte Pflanzsysteme, die sich selbst versorgen und pflegeleicht sind.

Gründächer sind ausgeklügelte Pflanzsysteme, die sich selbst versorgen und pflegeleicht sind. Wichtig ist der richtige, mehrschichtige Aufbau: Die oberste Schicht bilden die Pflanzen. Diese wachsen in einem mineralisch zusammengesetzten Substrat für Dachbegrünungen. Diese Schicht ist leicht und durchlässig und besteht in der Regel aus Lavaschlacke, Tongranulat oder Bims gemischt mit Humus. Auf dieser Schicht wird eine spezielle Sprossen- und Samenmischung ausgesät. Sie besteht aus Pflanzen wie Dachwurz und verschiedene Sedum-Arten, die mit den kargen Lebensbedingungen auf dem Gründach gut zurechtkommen. Um das Wasser, das die Substratschicht nicht mehr speichern kann, abzuleiten, benötigt man eine Drainage. Zwischen Substrat und Drainage verhindert ein Vlies als feinporiger Filter, dass ausgewaschene Substratpartikel die Dränage mit der Zeit verstopfen. Die unterste Schicht bildet die durchwurzelungsfeste Abdichtungsoberlage. Diese besteht in der Regel aus Kunststoffvlies und schützt die Dachabdeckung vor Schäden durch scharfkantige Steine und Wurzeln. Je nach Art der Dachbegrünung bohren sich die Wurzeln der Pflanzen unterschiedlich weit in den Gründach-Aufbau. Auch wenn das Substrat einen Puffer bietet: Die Dachabdichtung, spezielle Kunststoffbahnen oder Bitumenbahnen, sollte so beschaffen sein, dass sie von den Wurzeln nicht durchdrungen werden kann.

Grundsätzlich unterscheidet man zwei Begrünungsarten von Dächern: die extensive und die intensive Begrünung.

Pflegeleicht: die extensive Begrünung nach oben

Die meisten Gründächer sind extensiv bepflanzt, denn das ist die pflegeleichte Variante. Die Aufbauschicht, die Grundlage jeder Dachbegrünung, ist etwa 6 bis 20 cm dick. Hier werden nur niedrig wachsende Pflanzen eingesetzt, die auf dem speziellen Substrat wachsen. Dadurch und aufgrund der dünnen Substratschicht wiegt diese Begrünung inklusive Pflanzen nur ca. 80 bis 180 kg/m². Die Extensivbegrünung ist wie ein ökologischer Schutzbelag aus pflegeleichten Sedumarten wie Mauerpfeffer, aus Hauswurzen, Moos, Gräsern oder Kräutern. Diese Pflanzen überstehen auch längere Trockenperioden, brauchen keinen Dünger und dank flacher Wurzeln keine dicke Erdschicht. Wegen der geringen Dachlast eignet sich diese Art der Begrünung auch zur nachträglichen Installation auf Hausdächern, Garagen oder Carports. Auch geneigte Dachflächen (bis circa 35 Grad) lassen sich auf diese Weise begrünen. Wer Insekten Nahrung und Lebensraum bieten möchte, sollte verschiedene Pflanzenarten kombinieren, die von Frühling bis Herbst blühen. Zudem können auf dem Dach auch mit Totholz ökologische Nischen für Insekten geschaffen werden.

Wegen der geringen Dachlast eignet sich diese Art der Begrünung auch zur nachträglichen Installation auf Hausdächern, Garagen oder Carports.
Die meisten Gründächer sind extensiv bepflanzt, denn das ist die pflegeleichte Variante.

Intensivbegrünung nach oben

Eine Intensivbegrünung ist im Grunde das, was man sich unter einem Dachgarten vorstellt. Dieser lässt sich etwa mit dem eines vollwertigen Gartens vergleichen. Es können Ziergräser, Stauden und kleine Gehölze gepflanzt werden. Bei der einfachen Intensivbegrünung werden die Pflanzenarten so gewählt, dass weniger Pflege erforderlich ist. Die Aufbauhöhe beträgt 15 bis 100 cm, das Gewicht 300 bis 1200 kg/m². Üblich für Intensivbegrünungen sind Flächen mit Rasen, Sträuchern, Gehölzen oder Blumen. Durch den höheren Schichtaufbau finden auch Wurzeln von Bäumen und hochwachsenden Sträuchern Halt. Eine Intensivbegrünung muss – wie ein richtiger Garten – gepflegt, gemäht und gegossen werden. Hier sind vorab viele Überlegungen notwendig, von der Statik über die Entwässerung bis zum Pflegeaufwand.

Eine Intensivbegrünung muss – wie ein richtiger Garten – gepflegt, gemäht und gegossen werden.
Üblich für Intensivbegrünungen sind Flächen mit Rasen, Sträuchern, Gehölzen oder Blumen.

Wie wird mein Dach grün? nach oben

Einen kompletten Dachgarten anzulegen oder das Dach eines Wohnhauses zu begrünen, erfordert einige Kenntnisse. Für kleinere Vorhaben, wie die Begrünung des Geräteschuppens, reicht es, sich in die Materie einzulesen. Für die extensive Begrünung von Carports, Garagen oder Gartenhäusern bieten verschiedene Hersteller Begrünungspakete zum Selbstverlegen an (z. B. Bauder Gründach-Pakete, bauder.de). Die Mengen sind auf die üblichen Standardgaragengrößen von 16 bis 20 m² ausgelegt. Im Frühjahr oder Herbst lassen sich Dächer am besten begrünen. Schließlich sind dann die Wachstumsbedingungen für die Pflanzen am besten. Extensive Bepflanzungen sind zwar pflegeleicht, jedoch sollte das Substrat bis zum Keimen und Anwachsen der Pflanzen befeuchtet werden.

Aufgrund der dünnen Substratschicht wiegt diese Begrünung inklusive Pflanzen nur ca. 80 bis 180 kg/m².
Hier werden nur niedrig wachsende Pflanzen eingesetzt, die auf dem speziellen Substrat wachsen.

Prüfen Sie vorab, ob Sie für Ihr geplantes Gründach eine Genehmigung brauchen. Bei einer Extensivbegrünung ist das meist nicht der Fall. Wer einen Garten fürs Dach plant, sollte sich von örtlichen Fachbetrieben beraten lassen. Damit von der Dachbelastung bis zum Schutz vor Wurzeln und Feuchtigkeit alles stimmt, gibt es seit vielen Jahren Richtlinien für die Dachbegrünung. Beim Bundesverband Gebäude-Grün e. V. (BUGG) erhalten Sie zu den unterschiedlichen Varianten der Gebäudebegrünung weitere Informationen.

Hier gibt es auch Broschüren zum Herunterladen sowie Beispiele aus der Praxis (gebaeudegruen.info). Viele Infos hat auch die Verbraucherzentrale NRW gesammelt, die Sie unter mehrgruenamhaus.de finden.

Informieren Sie sich über Förderzuschüsse – in einigen Städten und Kommunen und auch bei der KfW (kfw.de) gibt es sie. Wichtig ist es dabei, den Förderantrag vor der Begrünung zu stellen.

Auf einen Blick nach oben

Pluspunkte Gründach

Prüfen Sie vorab, ob Sie für Ihr geplantes Gründach eine Genehmigung brauchen.

In städtischen Ballungsgebieten bieten Gründächer ein Stück Lebensqualität und zusätzlichen Lebensraum für Pflanzen und Tiere. Sie speichern auf natürliche Art Wasser, binden Staub und heizen sich auch bei extremen Temperaturen kaum auf.

  • Gründächer speichern Regenwasser und verzögern den Abfluss. Bei Starkregen wird durch die verzögerte Abgabe des Überschusswassers die Kanalisation entlastet.

  • Sie verbessern den Schallschutz und sorgen durch den kühlenden Einfluss der Bepflanzung für einen sommerlichen Wärmeschutz.

  • Die Pflanzen sorgen für eine Schadstofffilterung der Luft und eine Reduzierung von Feinstaub.

  • Sie schützen die Dachabdichtung vor Umweltbelastungen und verlängern die Lebensdauer der Dachkonstruktion.

  • Sie bieten die Möglichkeit, Dachflächen als Anbaufläche für „Urban Farming“– Gärtnern im städtischen Raum – zu nutzen.

  • Sie werden über das KfW-Programm „Energieeffizient Sanieren“ und in einigen Städten gefördert, als Entsiegelungsmaßnahme anerkannt und häufig mit reduzierten Niederschlagswassergebühren belegt.

Wie lange hält ein Gründach? nach oben

Begrünte Dächer halten bei fachgerechtem Einbau im Schnitt bis zu 40 Jahre. Denn die Dachhaut wird bei einer Dachbegrünung vor Temperaturschwankungen und UV-Strahlung geschützt. Im Vergleich: Kiesdächer halten etwa zehn bis 15 Jahre.

Dachbepflanzungen erfordern regelmäßige Pflege und Kontrolle. Bei extensiv begrünten Dächern empfiehlt es sich, diese etwa zweimal im Jahr zu überprüfen. Bei intensiver Dachbegrünung sind je nach Art der Bepflanzung häufigere Checks erforderlich. Neben der Pflege der Grünflächen kann es notwendig sein, zu schneiden, zu mähen, zu mulchen oder Laub zu harken. Fachleute empfehlen zudem eine regelmäßige technische Wartung, bei der unter anderem Dachrinnen und -abdichtungen überprüft werden sollten, um Feuchteschäden zu vermeiden.

Zudem können auf dem Dach auch mit Totholz ökologische Nischen für Insekten geschaffen werden.
Diese Pflanzen überstehen auch längere Trockenperioden, brauchen keinen Dünger und dank flacher Wurzeln keine dicke Erdschicht.

Expertentipp nach oben

Dr. Gunter Mann: Präsident Bundesverband GebäudeGrün e. V.

Fragen an unseren Experten Dr. Gunter Mann:

Was gilt es zu beachten, wenn man selbst ein Dach begrünen möchte?

Folgende Grundsätze sind bei allen Gründächern zu beachten:

  • Ist eine ausreichende Statik vorhanden, die neben einer Schneelast auch die zusätzliche Last des Begrünungsaufbaus trägt? Eine dünnere extensive Dachbegrünung wiegt etwa 80 kg/m²; je mehr Substrat, desto schwerer. Pro Zentimeter Gründachaufbau kann man mit 13 bis 16 kg/m² als Faustformel rechnen.

  • Ist die Dachabdichtung wurzelfest nach FLL bzw. DIN 13948? Wenn nicht, kann man bei Carports und Garagen eventuell mit einer wurzelfesten Folie nachbessern.

  • Die zielgerichtete Entwässerung des Überschusswassers muss auch bei einer Dachbegrünung sichergestellt sein.

  • Ist ein (sicherer) Zugang zum Dach möglich?

  • Wie stelle ich sicher, dass ich nicht vom Dach falle, wenn ich zur Pflege und Wartung oben bin?

Was kostet eine Carport-Begrünung?

In Online-Shops kann das Material für eine Carport- oder Garagenbegrünung im „Do-it-yourself-Verfahren“ gekauft werden. Der Quadratmeterpreis liegt bei etwa 40 Euro. Je größer die zu begrünende Fläche, desto günstiger wird es.

Eine Intensivbegrünung lässt sich mit eine vollwertigen Garten vergleichen.

Wollen Sie ein ganzes Hausdach begrünen, kommen ggf. noch Fragen der Bauphysik dazu. Wenn man ein Carport noch selbst begrünen kann, sollte man bei einem bewohnten Objekt sowohl die Dachabdichtungs- als auch die Dachbegrünungsarbeiten geschulten Fachleuten (Dachdecker und Garten- und Landschaftsbaubetriebe) überlassen. Möchte man einen begehbaren Dachgarten haben, sind die Statik und die Absturzsicherung besonders zu beachten.

  • Bauen: Belastbare Grünflächen, ohne Fahrspuren
  • Bauen: Der Carport – mehr als nur ein Unterstand fürs Auto
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