Bauen: So dämmen Sie nachhaltig Ihr Haus – sieben umweltfreundliche Lösungen

Einleitung

September 2023 Dämmen ja, aber womit? Für die Wärmedämmung eines Hauses gibt es umweltfreundliche Lösungen aus nachwachsenden Rohstoffen. Die Auswahl an alternativen Dämmstoffen ist groß – von Hanf bis Zellulose. Wir stellen sieben Beispiele vor.

Alternative Dämmstoffe

Dämmstoffe schützen Häuser im Winter gegen Kälte und im Sommer gegen Hitze. Am gebräuchlichsten sind nach wie vor konventionelle Materialien wie Glas- oder Steinwolle aus Mineralfasern oder Hartschäume aus Polystorol oder Polyurethan. Diese Produkte brauchen oft bei der Herstellung viel Energie und lassen sich später nur bedingt recyceln. Allerdings kann man sie aufgrund ihrer Druckfestigkeit, etwa im Kellerbau oder unter einer Bodenplatte (der sogenannten Perimeterdämmung), nicht so einfach ersetzen. Naturfaserdämmstoffe sind nicht widerstandsfähig genug gegen Feuchtigkeit und Druck, um hier zum Einsatz zu kommen. Zum anderen gilt dies für Flachdächer – hier sind viele ökologische Dämmstoffe nicht zugelassen.

Für den Einsatz über der Erde gibt es inzwischen viele Alternativen, sogenannte Öko-Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen. Nachhaltige Dämmmaterialien können laut Martin Brandis, Energieexperte der Verbraucherzentrale, durchaus mit herkömmlichen Dämmstoffen mithalten. Das gelte auch für die Anforderungen an den Brandschutz. Zu den bisher am häufigsten eingesetzten Stoffen gehören Zellulose und Holzfaser. Sie machen fast zwei Drittel der bisher verwendeten nachhaltigen Wärmedämmung aus. Für Martin Brandis von der Verbraucherzentrale sind natürliche Dämmstoffe das Mittel der Wahl für eine nachhaltige Wärmedämmung. Was zusätzlich dafür spricht: Sie können auch preislich mit konventionellen Materialien mithalten.

Warum ökologisch Dämmen? nach oben

Einige ökologische Dämmstoffe regulieren das Raumklima besser, dies bewirkt einen Wohlfühleffekt. Außerdem sind Naturdämmstoffe weniger anfällig für Schimmel und Insektenbefall. Hinzu kommt: Der Energieverbrauch bei der Herstellung von ökologischen Baustoffen ist in der Regel erheblich geringer als bei konventionellen Dämmstoffen. Zudem sind nachwachsende Rohstoffe nicht endlich wie erdölbasierte Dämmstoffe und sie sorgen für eine Reduktion von klimaschädlichem Kohlenstoffdioxid in der Atmosphäre. Obendrein können ökologische Dämmstoffe oft nach ihrer Nutzung recycelt oder kompostiert werden, was bei konventionellen Dämmstoffen nicht grundsätzlich möglich ist.

Unter dem Begriff Naturdämmstoffe werden alle Dämmstoffe aus natürlichen Materialien pflanzlicher, tierischer und mineralischer Herkunft bezeichnet. Auch unter den Begriffen ökologische Dämmstoffe, natürliche Dämmstoffe oder Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen finden Sie diese Alternativen.

Alternative Dämmstoffe gibt es in unterschiedlichen Lieferformen: als Platten, Matten oder Rollen, als Stopf-, Einblas- und Schüttdämmstoffe sowie als Dämmfilz. Welches Material die beste Wahl ist, hängt davon ab, was Sie dämmen möchten. Die Außenwand zum Beispiel? Das Dach? Oder die Kellerdecke? Die Wahl des Dämmmaterials hängt von dem zu dämmenden Bereich des Gebäudes ab. So eignen sich Dämmstoffplatten besonders für Außenwände, als Aufsparrendämmung im Dach oder zur Dämmung der Kellerdecke.

Bei verwinkelten Konstruktionen eignen sich eher flexible Matten, Dämmkeile oder Einblasflocken. Wenn Sie Hohlräume verfüllen wollen oder unebene Böden ausgleichen möchten, verwenden Sie am besten Schüttungen.

Wie konventionelle Dämmstoffe unterscheiden sich auch Naturdämmstoffe in ihren Dämmeigenschaften, Brandschutzklassen und in ihrem Feuchteverhalten. Ebenso darin, wie gut sie sich kompostieren lassen, wie viel Energie ihre Herstellung verbraucht und wie resistent sie gegen Schädlinge und Schimmel sind. Letztlich entscheiden die Art des Materials und der Anwendungsbereich darüber, welches Material zu Ihrem Bauvorhaben passt. Wie gut ein Dämmstoff im Winter vor Kälte und im Sommer vor Hitze schützt, sehen Sie anhand der Wärmeleitfähigkeit. Diese wird in Watt pro Meter mal Kelvin W/(mK) angegeben und gibt an, wie viel Wärme durch den Dämmstoff nach außen dringt. Je niedriger die Wärmeleitfähigkeit bei einem Dämmstoff ist, desto wirkungsvoller ist die Wärmedämmung.

Holzfaser nach oben

Holzfaserdämmstoffe, wie hier Holzfaser-Dämmmatten, lassen sich gut verabeiten.

Dämmstoffe aus Holzfaser sind unter den Naturdämmstoffen am weitesten verbreitet. Holzfaserdämmplatten werden vor allem aus Resthölzern von Nadelbäumen hergestellt – ihre Fasern sorgen für besondere Festigkeit. Sie fallen zum Beispiel als Abfall in der holzverarbeitenden Industrie an. Dämmstoffe aus Holzfasern gibt es als Platten oder Matten sowie als loses Material für die Einblasdämmung. Die Herstellung der Platten ist jedoch energieintensiv. Diese Dämmung bietet eine gute Wärmedämmwirkung, einen besonders guten sommerlichen Hitzeschutz und aufgrund der Struktur einen guten Schallschutz. Außerdem reguliert Holzfaser die Feuchtigkeit gut.

Anwendung: Gepresst zu flexiblen oder starren Platten verwendet man Holzfasern innen und außen. Sie sind sehr vielseitig und sowohl bei der Innendämmung wie bei der Außendämmung von Fassade und Dach als auch auch in Wärmedämmverbundsystemen einsetzbar. Auch als Einblasdämmung für die Dämmung von Dach, Dachboden und Wänden eignet sich Holzfaser.

Holzwolle nach oben

Holzwolleleichtbauplatten gehören laut der „Fachagentur nachwachsende Baustoffe“ mit zu den ältesten technisch hergestellten Dämmstoffen aus nachwachsenden Rohstoffen. Bereits seit 1938 ist dieser Baustoff genormt und wird aus Laub- oder Nadelhölzern hergestellt. Die Platten werden aus Holzwolle (langfaserige Fichten- oder Kiefernholzspäne) in einer Form zu Platten gepresst. Diesen Fasern werden Bindemittel wie etwa Zement oder Magnesit hinzugegeben. Holzwolle-Dämmung gibt es auch in loser Form für die Einblasdämmung.

Anwendung: Holzwolle-Dämmung eignet sich für verschiedene Dämmaufgaben, wie etwa die Dämmung der Kellerdecke, die Dämmung von Außenwänden aus Mauerwerk, aus Holzfachwerk oder in Holztafelbauweise, der Dachdämmung oberhalb oder unterhalb der Sparren. Lose Holzwolle-Dämmung kann zudem als Dämmstoff in zweischaliges Mauerwerk und letztlich in alle zu dämmenden Hausteile mit Hohlraum eingeblasen werden.

Schafwolle nach oben

Schafwolle wird zu einem Vlies gefilzt und zu Dämmplatten oder Dämmmatten verarbeitet. Als Dämmstoff blickt Schafwolle auf eine lange historische Tradition zurück, denn sie verfügt über hervorragende Schallschutz- und Wärmeschutzeigenschaften. Daher wurde sie früher häufig in der Industrie, zum Dämmen großer Kühlanlagen oder lauter Maschinen, eingesetzt. Schafwolle ist ein Abfallprodukt der Weidewirtschaft, was sie zu einem nachhaltigen Produkt macht. Die Wolle stammt in der Regel von heimischen oder europäischen Schafen. Der Baustoff ist angenehm und einfach verarbeitbar. Unter üblichen Bedingungen am Bau zersetzt oder verändert sich die Wolle langfristig nicht. Ohne Zusätze, die ökologisch bedenklich sein können, ist das Material schädlingsanfällig.

Anwendung: Schafwolle wird als Zwischensparrendämmung eingesetzt, aber auch als Vlies für Wand, Boden und Decke. Zudem werden Schafwollzöpfe beim Fenstereinbau verwendet.

Hanf nach oben

Aus Hanf- und Jutefasern bestehen diese Dämmmatte, Anwendung hier in einem Holzständerbau.

Hanf ist eine heimische Kulturpflanze und im Anbau sehr robust – er benötigt keinen Schutz vor Schädlingen oder Unkraut. Die Herstellung der Dämmprodukte ist außerdem energiearm. Hanf gehört, wie auch Flachs, zu den pflanzlichen Dämmungen. Die Hanfpflanze wächst schnell und genügsam, was der Ökobilanz des Dämmstoffs zugute kommt. Hanfdämmung gibt es als Matten und Rollware. Hanf ist gut hautverträglich und lässt sich staubarm verarbeiten.

Anwendung: Dämmplatten, Dämmmatten sowie Stopfdämmungen aus Hanf kommen besonders als Zwischensparren- und Aufdachdämmung und beim Holzbau zum Einsatz. Auch als Innendämmung und für hinterlüftete Vorhangfassaden eignen sich die Matten. Mit Stopfhanf, also losen Fasern, kann man Risse und kleinere Hohlräume füllen, etwa bei Türen, Fensterrahmen oder Zargen. Hanfschüttungen sind für Fußboden und Decke sinnvoll.

Flachs nach oben

Flachs Dämmmatte

Als Dämmstoff zählt Flachs eher zu den Neuentdeckungen. Genutzt werden zur Herstellung Fasern der Flachs-Stängel. Diese enthalten kein Eiweiß, aber viel Kieselsäure. Das macht den Dämmstoff unattraktiv für Insekten oder Nager und recht feuchtigkeitsbeständig. Flachsdämmung lässt sich einfach verarbeiten. Das Material verursacht beim Einbau kein unangenehmes Jucken und Kratzen. Die Herstellung der ökologischen Dämmung ist sehr energiearm – was sich positiv auf die Öko-Bilanz auswirkt.

Anwendung: Flachs kann bei der Dämmung der Innenräume verwendet werden. Weiterhin eignet sich der Stoff gut als Zwischensparrendämmung von Dächern und Fachwerkwänden. Auch als Stopfmaterial bei Fenster- und Türabdichtungen wird Flachs verwendet.

Zellulose nach oben

Einblasen von Zelluloselocken

Zellulosefasern entstehen durch das Recycling von sauberem Altpapier. Es gibt Einblaszellulose, die nur von lizenzierten Fachbetrieben verarbeitet werden darf, Dämmschüttung sowie Zellulosedämmplatten. Borsalze erhöhen den Brandschutz. Zellulose bietet eine gute Wärmedämmwirkung und einen guten sommerlichen Hitzeschutz. Außerdem dämmt sie den Schall und reguliert die Feuchtigkeit im Raum.

Anwendung: Zellulose lässt sich in Flocken in Hohlräume einblasen und eignet sich so sehr gut für die energetische Sanierung. Zellulose darf nicht mit Wasser in Verbindung kommen, daher nutzt man das Material zur Innendämmung. Als Einblasdämmung oder Dämmmatten wird Zellulose für Wände, Boden und Dach (als Zwischensparrendämmung) verwendet oder als Schüttung auf dem Boden.

Seegras nach oben

An den Stränden des Mittelmeers wird Seegras in Form von kleinen Kugeln angeschwemmt. Dabei handelt es sich um zusammengeballte Reste von Seegrasblättern, die durch die Wellenbewegung am Strand zu Kugeln geformt werden. Seegrasfasern zum Dämmen werden aus diesen sogenannten Neptunbällen gewonnen. In einfachen mechanischen Prozessen werden sie zerkleinert und ausgesiebt, bis eine homogene Wolle entsteht.

Seegras verwendet als Schüttung auf der obersten Geschossdecke
Neptunbälle

Anwendung: Seegras verwendet man als losen Dämmstoff unter anderem als Schüttung auf der obersten Geschossdecke und als Stopfwolle oder Einblasmaterial bei der Dach- und Fassadensanierung. Seegras hat eine gute Wärmedämmwirkung und schützt zudem vor sommerlicher Hitze. Die Pflanze reguliert die Feuchtigkeit sehr gut und sorgt für ein gutes Raumklima. Die Herstellung der Dämmung ist sehr energiearm. Außerdem benötigt Seegras keinerlei Zusätze für Brandschutz oder Schutz vor Schädlingen oder Schimmel. Daher ist das Material auch kompostierbar.

Siegel und Zertifizierungen nach oben

Emissionsarme Wärmedämmstoffe sowie umweltfreundliche und biozidfreie Wärmedämmverbundsysteme erkennen Sie an dem bekannten Umweltzeichen „Blauer Engel“. Sie werden über die gesetzlichen Bestimmungen hinaus schadstoffarm hergestellt und sind gesundheitlich unbedenklich. Der Verein „natureplus“ zertifiziert ebenfalls Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen. Umweltzeichen für Dämmstoffe verleihen zudem das Institut für Baubiologie Rosenheim (IBR) und das Institut Bauen und Umwelt (IBU).

Mehr Informationen nach oben

Mit Klick auf die Homepage der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR) www.fnr.de erhalten Sie weitere Infos und zudem die Broschüre „Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen“ zum Download.

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