Gartenschätze: Wie Ihr Garten der Hitze trotzt

Einleitung

Juni 2023 Durch die sich verändernden Wetter- und Klimaverhältnisse stehen auch unsere Gärten vor neuen Herausforderungen. Wir geben Ihnen Tipps, wie Sie Ihren Garten auf Hitze und Trockenheit vorbereiten können.

Mit einem formschönen Regenfass aus Lärchenholz wird das Wassersammeln auch optisch ein Highlight (von Beckmann KG).
Hübsche Blüten und Früchte, dekoratives Laub, ­malerischer Wuchs – der Blasenbaum eignet sich auch gut für kleine Gärten.
Ein Weg muss nicht immer befestigt und versiegelt sein. Weich und angenehm läuft es sich auf einem Rasenweg.
Robuste Dauerblüher wie Sonnenhut in Gelb und Purpur-Sonnenhut sowie Gräser verzaubern uns bis zum Herbst.

Eine Auswirkung des Klimawandels sind steigende Temperaturen. Wir spüren das an länger anhaltenden Hitzeperioden im Sommer, die nicht nur uns, sondern auch unseren Gartenpflanzen zu schaffen machen. Parallel dazu fehlt es oft an ausreichenden Niederschlägen. Zwar ist die gesamte Regenmenge pro Jahr unverändert, doch die Verteilung innerhalb des Jahres hat sich deutlich verschoben und es gibt oft wochenlange Trockenheit im Sommer. Ein sanfter und über Stunden dauernder Landregen wird seltener, stattdessen treten häufiger Starkregenereignisse auf. Dann fällt das kühle Nass in kurzer Zeit in großer Menge und Pflanzen und Boden können es gar nicht so schnell aufnehmen. Deshalb legen wir in diesem Beitrag das Augenmerk auf standort- und klimagerechte, robuste Pflanzen, einen gesunden Boden sowie ein cleveres Wassermanagement.

Eine angepasste Pflanzenwahl nach oben

Hitze, Wasserknappheit und austrocknende Winde – das kann für unsere Gartenpflanzen ganz schön Stress bedeuten. Im schlimmsten Fall erholen sie sich nicht mehr und machen schlapp. Aber glücklicherweise gibt es eine Fülle an Stauden und Bäumen, die sich gut an die sich verändernden Klimabedingungen angepasst haben und so robust sind, dass sie kaum gegossen werden müssen und Winden standhalten.

Dazu haben Pflanzen unterschiedliche Strategien entwickelt. Viele Zwiebelblumen, wie Tulpen oder Zierlauch, stammen aus Gegenden mit sehr trockenen Sommern. Sie haben Speicherorgane gebildet, in die sie sich nach ihrer Blüte zurückziehen. Dann überstehen sie den Hitzesommer ganz entspannt unter der Erde. Andere Pflanzen entwickelten graues Laub, oft verbunden mit einer Behaarung, oder ganz schmalen Blättern mit geringer Oberfläche – so mindern sie die eigene Verdunstung von Wasser. Pflanzen mit tiefreichenden Wurzeln kommen in Trockenphasen an Wasservorräte in tieferen Bodenschichten, während Sukkulenten Wasser in ihren verdickten Blättern oder Trieben einlagern können.

Um Trockenkünstler zu finden, nehmen Sie sich die Natur zum Vorbild. Pflanzen, die beispielsweise in den Prärien Nordamerikas wachsen, sind gute Kandidaten – bunt, abwechslungsreich, langlebig und pflegeleicht. Kein Wunder, dass Präriebeete mit Blühstauden und einem großen Anteil von Gräsern schon jahrelang im Trend liegen. Geeignete Arten sind zum Beispiel Sonnenbraut (Helenium), Sonnenhut (Rudbeckia), Mädchenauge (Coreopsis), viele Astern sowie Gräser wie Rotbraune Rutenhirse (Panicum virgatum), Riesen-Pfeifengras (Molinia arundinacea) oder Tautropfen-Gras (Sporobolus heterolepsis). Pflanzen, die sich in der Natur an Extremstandorten etabliert haben, zum Beispiel auf Untergründen, wo das Wasser schnell versickert oder an Plätzen mit einer nur geringen Substratauflage, sind ebenfalls geeignet. Dazu zählen Königskerze (Verbascum), Färberkamille (Anthemis tinctoria), Blut-Storchschnabel (Geranium sanguineum) oder Sonnenröschen (Helianthemum) bzw. deren gezüchtete Varianten. Auch der Mittelmeerraum weist viele sonnige heiße Standorte und somit passende Pflanzen auf, die bei uns wachsen können. Hier muss man allerdings beachten, dass nicht alle Arten unsere Winter mit Kahlfrösten oder Feuchtigkeit überstehen. Geeignet sind zum Beispiel Bergminze-Arten (Calamintha), Junkerlilie (Asphodeline lutea), Currykraut (Helichrysum italicum) oder Wolfsmilch-Arten (Euphorbia). Trockenheitsverträgliche Arten, die aus Afrika stammen, gehen aufgrund der fehlenden Winterhärte auch nur bedingt, in milderen Regionen Deutschlands wachsen zum Beispiel Fackellilien (Kniphofia), Montbretien (Crocosmia) und Mittagsblumen (Dorotheanthus).

Klimabäume und Sträucher nach oben

Bei den Gehölzen gibt es ebenfalls Arten, die mit den sich verändernden Umweltbedingungen gut klarkommen. Als Klimabäume bezeichnet man besonders robuste Baumarten, die beispielsweise starken Frost, Trockenheit und Hitze gut ertragen oder sich gegenüber Wetterextremen wie Stürmen oder starken Temperaturschwankungen unempfindlich zeigen. Suchen Sie noch nach einem Hausbaum oder größere Gehölze für Ihr Grundstück, dann fragen Sie beim Kauf in der Baumschule nach solchen Arten und – je nach Platzangebot – auch speziell nach klein bleibenden Sorten. Ein paar robuste Beispiele sind Baumhasel (Corylus colurna), Blasenbaum (Koelreuteria), Maulbeerbaum (Morus nigra), Blauglockenbaum (Paulownia tomentosa), Eisenholzbaum (Parrotia persica), Elsbeere (Sorbus torminalis), Feld-Ahorn (Acer campestre), Steinweichsel (Prunus mahaleb) und Kupfer-Felsenbirne (Amelanchier lamarckii).

Buchtipp nach oben

Buchtipp: Gärtnern mit Sonne, Wind und Wetter

Stimmen Wetter, Wasser und Sonneneinstrahlung, so gedeihen die Pflanzen in Ihrem Garten ganz von selbst. Ist es hingegen zu nass oder zu trocken, zu kalt oder zu windig, so bieten Ihre Blumen, Stauden und Beete einen recht kümmerlichen Anblick. Kenntnisse über Gartenwetter und Witterung sind daher im Garten von großem Nutzen. Dieses Praxisbuch zeigt, wie Sie den Einfluss von Sonne, Wind und Wetter in Ihrem Garten zum Vorteil Ihrer Pflanzen nutzen können und welche Maßnahmen helfen, deren schädliche Einflüsse einzudämmen. Das Buch erhielt beim Deutschen Gartenbuchpreis 2023 den 2. Platz in der Kategorie „Stihl-Sonderpreis für außergewöhnliche Bücher und ihre Autoren“.

Richard Wymann
Gärtnern mit Sonne, Wind und Wetter
Planung, Anbau und Pflege
192 Seiten, Klappenbroschur
2023, Haupt Verlag, 26 Euro
ISBN: 978-3-2580-8313-1

Ein gesunder Boden ist wichtig nach oben

Böden übernehmen im Naturhaushalt wichtige Funktionen. Ein gesunder Boden ist Grundlage für unsere Pflanzen sowie Lebensraum für viele Tiere und Kleinstlebewesen. Damit der Boden fruchtbar bleibt, ist ein intaktes Bodenleben von großer Bedeutung. Boden ist zudem ein wesentlicher Bestandteil des Wasserkreislaufs: Regenwasser wird vom Boden aufgenommen, je nach Wasserhaltefähigkeit auch eine gewisse Zeit gespeichert, sodass es den Pflanzen zur Verfügung steht. Beim Durchlaufen der Bodenschichten wird das Wasser gefiltert und gereinigt, Nährstoffe, die die Pflanzen benötigen, gelöst und transportiert. Ein anderer Teil des Regenwassers verdunstet wieder, Wasserdampf steigt auf und bildet Wolken, aus denen Regen fällt. Eine gute Bodenpflege ist für einen intakten Garten deshalb mindestens genauso wichtig, wie eine gute Pflanzenpflege.

Dazu gehört beispielsweise das Mulchen der Beete, also das Abdecken mit Materialien wie Heu, Laub, Stroh, Mulchfolie, getrocknetem Rasenschnitt im Gemüsegarten. Im Ziergarten eignen sich aus optischen Gründen eher Rindenmulch, Holzhäcksel oder mineralisches Material wie Kies oder Splitt. Das Mulchen verhindert die Verdunstung, das Wasser kommt stattdessen den Pflanzen zugute, und die Bodenlebewesen sind gut geschützt. Noch besser: Die Flächen sind so dicht bepflanzt, dass gar keine offenen unbedeckten Stellen entstehen, dann wird mulchen überflüssig. Ideal und hübsch sind niedrige Bodendeckerpflanzen, die eine geschlossene Decke bilden, dann hat auch Unkraut keine Chance. Vorsichtiges, oberflächliches Hacken wirkt sich ebenfalls positiv auf den Wassergehalt des Bodens aus und vermindert die Wasserverdunstung. Um die Wasserhaltefähigkeit zu verbessern, beispielsweise bei sandigen Böden, können Sie Kompost einarbeiten. Das bringt gleichzeitig neue Nährstoffe in den Boden, ebenso wie das Pflanzen von Gründüngerpflanzen (Ringelblume, Bienenfreund, Sonnenblume, Weißer Senf), die durch ihre tiefen Wurzeln gleichzeitig den Boden lockern.

Versiegelte Flächen, wie Beläge aus Asphalt, Beton oder Pflastersteinen sowie überbaute Flächen, sind „tote“ Flächen: Das Bodenleben ist eingeschränkt, es findet kein Gasaustausch statt, das Wasser kann nicht versickern, sondern fließt oberirdisch ungenutzt ab, es baut sich kein Grundwasservorrat auf. Schauen Sie sich deshalb an, ob Sie Ihren Garten entsiegeln können: Welche versiegelten Flächen können Sie eventuell ganz entfernen oder zumindest reduzieren? Dort, wo weiterhin Wege oder Stellflächen notwendig sind, gibt es wasserdurchlässige Alternativen für Beläge, beispielsweise Kies, Rindenmulch, Blumenschotterrasen, Naturpflaster mit breiten offenen oder begrünten Fugen sowie Dränpflaster. Vielleicht finden Sie auch einen Platz im Garten für eine Sickermulde, in der sich Wasser sammeln und langsam versickern darf. Dazu hebt man eine flache Grube aus, versieht sie mit einer Drainage- und einer Humusschicht und begrünt sie mit Stauden, die wechselfeuchte Standorte schätzen. Das ergibt ein einzigartiges Biotop.

Wasser sammeln, speichern und verwenden nach oben

Regenwasser ist ein kostbares Gut, das zudem kostenlos vom Himmel fällt. Für die meisten Pflanzen ist es sogar besser, als Leitungswasser: Es ist wohltemperiert, frei von Kalk und anderen Zusätzen wie Fluor oder Chlor, die den pH-Wert des Bodens verändern können, sodass die Aufnahme von Nährstoffen erschwert oder unmöglich wird. Es macht also in jedem Fall Sinn, Regenwasser auf Vorrat zu sammeln und zu nutzen. Und noch zwei Gründe sprechen dafür: In einigen Kommunen wird bereits darüber diskutiert, ob es in Zukunft für die Verwendung von Trinkwasser zur Gartenbewässerung Verbote geben soll. Mit Regenwasser sind Sie davon unabhängig. Zudem honorieren Kommunen die Regenwassernutzung durch verringerte Abgaben.

Die einfachste und schnellste Lösung ist natürlich das Aufstellen von Regentonnen, aber auch von Fässern, Wannen oder Viehtränken. Die Auffanggefäße stehen am besten im Schatten, denn so wird das Algenwachstum verhindert. Wer keine geeigneten Gefäße im Fundus hat, findet im Gartenfachhandel formschöne Speicherbehälter aus Holz oder Kunststoff. Bei einem Fassungsvermögen von bis zu 600 l lassen sie sich dank ihrer schmalen Form platzsparend in Nischen unterbringen. Das Material ist meist wetterbeständig, sodass Sie das Gefäß im Winter nicht entleeren müssen. Wo genügend Platz ist, kann auch eine unterirdische Zisterne eingebaut werden.
(Anm. der Redaktion: Weitere Infos zum Regenwassersammeln finden Sie noch in So sammeln Sie Regenwasser)

Um den Wasserbedarf zu reduzieren können Sie die bisher beschriebenen Maßnahmen ergreifen, also trockenheitsverträgliche Pflanzen wählen und gute Bodenpflege betreiben. Wenn gießen trotzdem erforderlich ist, helfen Ihnen die folgenden Tipps, um das kostbare Nass möglichst effizient zu nutzen.

  • Gießen Sie am besten früh morgens (der Boden ist durch die Nacht dann noch abgekühlt, je nach Temperaturanstieg kann das Wasser jedoch bald verdunsten) oder abends (das ist prinzipiell besser, allerdings finden nachtaktive Schnecken so ideale Bedingungen vor).

  • Egal ob Zierpflanzen, Rasen oder Gemüsebeet – gießen Sie besser seltener und dafür gründlich und durchdringend, statt öfter und nur geringe Mengen.

  • Richten Sie den Wasserstrahl direkt auf den Boden und Wurzelballen der Pflanzen, damit das Wasser gleich dort ankommt, wo es gebraucht wird und nichts unnötig verdunstet. Feuchte Blätter sind zudem anfälliger für Pilzkrankheiten. Ein ausgestalteter Giessrand oder ein Bewässerungsring sorgen ebenfalls dafür, dass Sie punktgenau wässern.

  • Nutzen Sie kleine Bewässerungshilfen wie Ollas (zwei aufeinander geklebte Tontöpfe, die in die Erde eingegraben und mit Wasser gefüllt werden), Tonkegel mit aufgeschraubten Wasserflaschen oder andere im Fachhandel erhältliche Wasserspeicher. Das hilft bei Pflanzen mit hohem Bedarf wie Tomaten oder um ein paar Urlaubstage zu überbrücken.

  • Um das Bewässern effizient zu gestalten, haben Sie auch viele technische Möglichkeiten: eine Tropfbewässerung, die punktgenau wässert, mobile oder fest installierte Sprinkler für große Flächen, eine automatische Bewässerungssteuerung, die sogar per App funktioniert, oder Bodenfeuchtesensoren, die den Bedarf messen. Für mehrjährige Kulturen, wie Hecken, Gehölze oder Stauden, eignet sich zum Beispiel eine unterirdische Tropfbewässerung. Bei häufig wechselnden Kulturen, wie Gemüse oder Topfpflanzen, eher eine oberirdische. Lassen Sie sich im Gartenfachhandel beraten, welches das richtige System für Ihr grünes Reich ist.

 

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