Ziergarten: Schön wild: Wiesen im Garten

Einleitung

April 2023 Zarte bunte Blüten, sich im Wind wiegende Gräser, dazu eine Geräuschkulisse aus Summen, Brummen und Zirpen und der Duft von Heu – Blumenwiesen sind für viele der Inbegriff von ländlicher Idylle. Sie geben ein tolles Bild ab, wecken vielleicht Erinnerungen an fröhliche Kindertage oder an erholsame Urlaube in den Bergen. Wiesen sind wichtige Biotope, die mit ihrer großen Pflanzenvielfalt vielen Kleintieren einen Lebensraum und Nahrung bieten. Hier tummeln sich unter anderem Hummeln, Schmetterlinge, Heuschrecken oder Wildbienen, Vögel verstecken sich gerne im hohen Gras oder naschen an den Blumensamen. Damit eine Blumenwiese in Ihrem Garten mehrere Jahre wächst und gedeiht, gibt es einiges zu beachten. Hier unsere Tipps.

Eine Wiese steht sinnbildlich für natürliche Harmonie. Ist der Boden nährstoffreich, gelingt das im eigenen Garten am besten mit einer Frisch- oder Fettwiese.
Violetter Wiesen-Salbei und weiße Margeriten blühen in Blumenwiesen gerne zusammen um die Wette.
Eine Magerwiese überzeugt durch eine große Artenvielfalt. Schöne Beispiele dafür sind Gewöhnlicher Natternkopf, Wiesen-Flockenblume oder Kartäusernelke.
Pflegeleicht: Ein Blütensaum, der überwiegend aus heimischen Blütenpflanzen besteht, muss nicht gemäht werden, es braucht nur einen Rückschnitt im Frühjahr.

Eine Wiese ist eine Wiese nach oben

Die grünen Augenweiden sind durch die Entwicklung unserer Kulturlandschaft entstanden und hängen eng mit der Bewirtschaftung und Beweidung zusammen. Fachleute unterscheiden über 300 verschiedene Typen von Wiesen. Entscheidend dabei sind die Standortfaktoren, also ob der Boden trocken bis feucht, mager bis nährstoffreich und sauer bis basisch ist. Zudem ist es wichtig, wie die Fläche gepflegt wird, zum Beispiel wie oft und wann gemäht wird. Für eine Blumenwiese ist es ideal, wenn der Platz in der vollen Sonne liegt und der Boden wasserdurchlässig ist und wenig bis durchschnittlich viele Nährstoffe enthält. Man kann sagen: je magerer der Standort, umso vielfältiger die Wiese. Der Artenanteil steigt von etwa 25 in einer Fettwiese bis über 100 Arten auf sehr mageren Standorten. Und was auch noch wichtig ist: Wiesen bestehen aus maximal 50 % Blumen, der Rest bzw. mindestens 50 % sind Gräser.

Auf etwas nährstoffreicheren, eher frischen Standorten gibt es sogenannte Fettwiesen. Sie werden drei- bis viermal pro Jahr gemäht. Auf einem mittleren Standort können sich Blumenwiesen entwickeln, die zwei- bis dreimal pro Jahr gemäht werden. Eine Magerwiese bzw. ein Trockenrasen braucht einen nährstoffarmen, trockenen Platz und besteht aus überwiegend niederwüchsigen Arten bis 100 cm hoch. Hier ist nur ein Mähgang pro Jahr notwendig, manchmal reicht es auch, die Fläche nur alle zwei Jahre zu mähen. Feuchtigkeitsliebende Kräuter und Gräser findet man in Feuchtwiesen, die in der Landschaft zum Beispiel an Gewässerrändern vorkommen. Sie werden ein- bis dreimal gemäht.

Während der Blütezeit im Sommer sollten Blumenwiesen so wenig wie möglich betreten werden, denn die meisten Pflanzen sind trittempfindlich und erholen sich nach dem Abknicken nur schwer. Für alle, die nicht ganz auf die Nutzung ihrer Grünfläche im Garten verzichten wollen, ist ein Blumen- oder Kräuterrasen eine gute Alternative. Er vermittelt zwischen hochwüchsigen Blumenwiesen und einheitsgrünem Zierrasen. Hier sind schnitt- und trittverträgliche Blumen und Kräuter enthalten, die Farbe in den Rasen bringen. Der Anteil von Gräsern liegt bei 80 %, die Wuchshöhe beträgt 40 bis 60 cm. Ein Kräuterrasen wird drei- bis fünfmal im Jahr gemäht und ist somit deutlich pflegeextensiver als ein Zierrasen.

Ein blütenreicher Saum nach oben

Aber nicht alles, was in der Kulturlandschaft blüht, ist eine Wiese. An Böschungen oder an Randstrukturen, wie Ufern, sonnigen Heckenrändern oder entlang von Wegen, gedeihen auf nährstoffarmen Böden auch sogenannte Säume. Charakteristisch dafür ist, dass sie zu mehr als 50 % aus Wildblumen bestehen, manchmal auch aus 100 %. Die Arten sollten viel Nektar und Pollen für die Insekten bereithalten. Auf Ackerflächen und an Ackerrändern werden zudem wieder öfter sogenannte Blühmischungen ausgebracht, mit einem hohen Kräuteranteil und mit Arten, die verschiedenste Tiere als Lebensraum sowie als Nahrungsquelle nutzen.

Bei der Pflege von Säumen und Blühmischungen gibt es einen entscheidenden Unterschied zu den Wiesen. Sie müssen nicht gemäht werden, sondern brauchen nur einen Pflegeschnitt im Herbst oder – besser noch – im Frühjahr. Denn: Bleiben die Stängel über Winter stehen, bieten sie wertvolle Überwinterungsmöglichkeiten für Nützlinge, dienen Vögeln als Ansitzwarte und die Samen als Winterfutter.

Kampagne „Tausende Gärten, tausende Arten“ nach oben

Machen Sie mit: Pflanzen Sie im Garten oder auf dem Balkon insektenfreundliche Oasen.

Ziel des Projekts ist es, alle Menschen bundesweit für mehr Artenvielfalt zu begeistern und die naturnahe Gartengestaltung mit heimischen Wildpflanzen populärer zu machen. Wer mitmachen will, bekommt über die Website zahlreiche Anregungen, um sein grünes Reich naturnah zu gestalten. Informationen gibt es über Newsletter, Schulungen und Veranstaltungen. Im kooperierenden Handel finden sich inzwischen Saatgutmischungen wie „Wildblüten für Garten und Balkon“ oder „Wildblütenrasen“ sowie Stauden. Gärtnereien, Fachmärkte und andere Verkaufsorte finden Sie auf der sogenannten „Grünen Landkarte“. Weitere Infos gibt’s unter www.tausende-gaerten.de.

Insektenoasen im Garten nach oben

Mit einem Insektenhotel (z. B. Wildgärtner Freude Bienenhaus von Neudorff) schaffen Sie weitere Unterschlupfmöglichkeiten.

Egal, ob Sie nun eine Wiese oder einen Blütensaum anlegen möchten – damit das Biotop dauerhaft wächst und funktioniert, müssen Sie die passende Mischung für Ihren Standort finden und die Pflanzung richtig pflegen. Nehmen Sie zuerst den Boden unter die Lupe und machen zum Beispiel eine Krümelprobe. Formen Sie etwas Erde zu einer Wurst. Zerfällt diese sehr leicht, handelt es sich um sandigen nährstoffarmen Boden. Lässt sie sich gut formen und ist die Erde fest, aber nicht klebrig, handelt es sich um Lehmboden. Tonboden liegt vor, wenn eine feste klebrige Erdwurst entsteht. Durch Zugabe von Schotter, Kies oder Sand können Sie den mineralischen Anteil erhöhen und die Bodenqualität für eine Wiese positiv beeinflussen. Messen Sie auch den Kalkgehalt mit einem pH-Bodentest (gibt es im Gartenfachhandel). Ideal ist ein pH-Wert zwischen 6 und 8 für die Wildpflanzen.

Holen Sie sich gerne fachlichen Rat und Unterstützung bei der Auswahl der richtigen Saatgutmischung. Verwenden Sie in jedem Fall Mischungen mit heimischen Wildblumenarten – nur so bekommen die Insekten eine sinnvolle Unterstützung. Achten Sie zudem darauf, dass Sie gebietseigenes Saatgut verwenden, das heißt, dass das Saatgut aus der Region stammt, in der Sie es verwenden möchten. Der Grund: Mit der Zeit gibt es im Erbgut von Wildblumen teilweise gravierende Varianzen, denn die Pflanzen passen sich an örtliche Bedingungen an. Eine Margerite in Norddeutschland hat zum Beispiel andere Gene als eine Margerite in der Bodenseeregion. Dementsprechend verhalten sie sich etwas anders, blühen zum Beispiel etwas früher oder später als in anderen Regionen oder bilden andere Pollen aus. Die Insekten sind aber genau darauf eingestellt. Weitere Informationen finden Sie dazu beim Verband deutscher Wildsamen und Wildpflanzenproduzenten e. V. (www.natur-im-vww.de ). Bezugsquellen für regionales Saatgut sind zum Beispiel www.rieger-hofmann.de oder der Wildblumen-Shop von www.naturgartenvielfalt.de .

Um den Insekten zu helfen, braucht es übrigens nicht immer ein großes Grundstück oder eine Streuobstwiese. Auch kleine Grün- und Blühstreifen haben eine positive Wirkung.

Möchten Sie nicht die ganze Rasenfläche in eine Blumenwiese verwandeln, können Sie auch nur eine Teilfläche dafür abgrenzen. Oder Sie schaffen mit einem mit heimischen Wildblumen bepflanzten Inselbeet einen kleinen Trittstein im großen Naturnetzwerk. Es gibt auch Blumenmischungen, die nur Einjährige wie Kornblumen, Klatschmohn oder Acker-Hundskamille enthalten. Die blühen einen Sommer und sterben dann ab. Damit lassen sich kurzzeitige Brachflächen sinnvoll bewachsen oder Streifen entlang von Zäunen und Mauern begrünen oder in Blumenbeeten jedes Jahr neue herrliche Akzente setzen.

Eine blühende Oase anlegen nach oben

Der beste Zeitpunkt für die Aussaat einer Blumenwiese ist das Frühjahr, also die Monate März bis Mai, wenn der Boden abgetrocknet ist und sich langsam zu erwärmen beginnt. Um das gewünschte Ergebnis zu erzielen, muss der Boden vor der Aussaat gut vorbereitet werden. Als erstes stechen Sie die Beetfläche ab und entfernen sorgfältig den Bewuchs sowie konkurrenzstarke Unkräuter. Vor der Ansaat sollte der Boden gelockert werden – zwei- bis dreimal im Abstand von je zwei, drei Wochen dazwischen. Nutzen Sie dafür eine Gartenfräse oder eine Grabegabel. Vor der Ansaat mischen Sie, wenn nötig, Schotter, Kies oder Sand unter, damit der Boden magerer wird und ebnen die Fläche mit einem Rechen ein. Säen Sie nicht zu viel: Für Wiesen verwenden Sie drei bis fünf Gramm Samen pro Quadratmeter Fläche, bei Säumen sind ein bis zwei Gramm pro Quadratmeter ideal. Den feinen Samen vermischen Sie am besten mit Sand, das erleichtert das gleichmäßige Ausbringen. Streuen Sie die Samen locker aus, gerne in zwei Durchgängen: dazu einmal längs und einmal quer laufen. Zum Schluss werden die Samen leicht angedrückt, zum Beispiel mit einer Art Holzstempel, damit die Samen einen guten Erdkontakt haben. Die Fläche in den ersten sechs Wochen der Anwachsphase regelmäßig wässern, danach je nach Witterung.

Frühe Bienennahrung: Echte Schlüsselblume
Skabiosen besitzen knopfartige Blüten.

Im ersten Jahr muss man darauf achten, dass sich keine unerwünschten Arten breit machen. Deshalb ist bei einer Wiese ein erster Pflegeschnitt nach sechs bis zehn Wochen nach der Ansaat ratsam, dieser dient vor allem dem Entfernen der schnell sprießenden Unkräuter. Die langsam wachsenden Blumen werden dabei zwar auch gekürzt, sie treiben aber anschließend wieder gut aus. Besonders hartnäckige Unkrautarten wie Stumpfblättriger Ampfer sollten zudem gezielt ausgestochen und samt Wurzel entfernt werden.

Die Pflege einer klassischen Wiese nach oben

Eine Wiese braucht keinen Dünger und keine Spritzmittel. Damit sie lange Jahre besteht und sich mit den Umweltbedingungen entwickeln kann, muss die Wiese aber unbedingt regelmäßig gemäht werden – je nach Nährstoffgehalt des Bodens ein- bis dreimal pro Jahr (siehe oben). Mähen Sie nicht zu tief (bis maximal fünf Zentimeter über dem Boden) und in Etappen: zuerst die eine Hälfte und nach etwa zwei bis drei Wochen die zweite Hälfte. Würden Sie die ganze Fläche auf einmal abmähen, entziehen Sie den Insekten auf einen Schlag die Lebensgrundlage.

Großer Wiesenknopf: mag der Ameisenbläuling
Purpur-Witwenblume: verzaubert Schmetterlinge

Für die erste Mahd im Jahr können Sie sich an der Blüte der Margeriten orientieren, falls diese in Ihrer Mischung enthalten sind. Bei zwei bis drei Schnitten pro Jahr beginnen Sie Ende Mai/Anfang Juni mit dem Mähen. Je magerer die Wiese, desto später der Mähzeitpunkt, idealerweise dann im Sommer. Mähen Sie am besten mit einem Balkenmäher oder mit einer Sense. Lassen Sie das Mähgut ein bis drei Tage liegen, gerne in der Zeit auch einmal wenden, damit das Saatgut herausfällt. So wird die Artenvielfalt auch im kommenden Jahr gewährleistet. Dann wird es sorgfältig per Hand abgetragen und abtransportiert – das sorgt dafür, dass sich der Boden nicht zu sehr mit Nährstoffen anreichert. Das Mähgut können Sie wunderbar trocknen und als Heu, zum Beispiel an Kaninchen, Hamster, Pferde oder Ziegen, verfüttern.

Buchtipps nach oben

Buchtipp: Die Insektenwiese – so summt und brummt es garantiert

Wildblumen-Fachmann Ernst Rieger verrät, welche Blumen für die schützenswerten Insekten wichtig sind und was man bei der Anlage und Pflege einer Insektenwiese beachten soll. Ob im Garten, auf dem Balkon oder auf dem Grünstreifen vor der Haustür – mit diesen Tipps ziehen die Bienen und Schmetterlinge garantiert schon bald bei Ihnen ein.

Ernst Rieger
Die Insektenwiese – so summt und brummt es garantiert
144 Seiten, Softcover
2020, TOPP Verlag
12,99 Euro
ISBN: 978-3-7724-4373-2


Buchtipp: Blumenwiesen in naturnahen Gärten

In diesem Ratgeber werden spezielle Wiesentypen sowie typische Wiesenpflanzen vorgestellt, aber auch die Anlage von Blumenwiesen anschaulich erklärt – von der Wahl des richtigen Saatguts, über die Vorbereitung des Bodens bis zur Ansaat – sowie die Pflege.

Dr. Karin Hochegger
Blumenwiesen in naturnahen Gärten
80 Seiten, Softcover
2022, avBuch im Cadmos Verlag
12,99 Euro
ISBN: 978-3-8404-8124-6

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