Renovierung & Sanierung: Selbst gemacht: Tapezieren und streichen

Einleitung

Februar 2022 Kinder ausgezogen – Zimmer im Souterrain frei. Eine gründliche Renovierung war nötig, Leitungen und Putz wurden erneuert, dann ging es an die Innengestaltung. Unser Autor Gerd Böker gibt Tipps und kennt Kniffe, wie Sie Farbe in den Raum bringen.

Selbst tapeziert

Rauhfaser sollte es nicht mehr sein, auch kein Dekorputz. Und die Farbe direkt auf die frisch geputzten Wände geben, kam ebenso nicht infrage. Ein glattes Vlies wurde unsere Wahl – zumal die Wände, was Voraussetzung für ein optisch perfektes Ergebnis ist, glatt geputzt und geschliffen waren.

Was ist Vlies? nach oben

Tapezierwerkzeuge (nicht alle im Bild): Schere, Cutter und reichlich Klingen, Kleisterroller, breiter Pinsel zum Kleistern der Ecken und Kanten, Kunststoff-Tapetenspachtel zum Andrücken der Vliestapete, breiter Metallspachtel für kurze Schnitte, breiter Metall-Glätter für ­lange Schnitte, randnahes Kleistern und Malen

Vliestapete – auch Malervlies genannt – ist nicht zu verwechseln mit dem grauen Abdeck-Vlies, das zum Schutz des Bodens gegen Farbspritzer beim Malen verwendet wird. Glattes Malervlies besteht aus mit Textilfasern verstärktem Papier. Das macht es ziemlich reißfest, belastbar und rissüberbrückend. Der Untergrund muss glatt und eben sein: Putzknübbelchen etwa verzeiht sie nicht. Wir haben in unserem Versuch mit „Variovlies Flat 150“ von Erfurt gearbeitet. Mit einer Rollenbreite von 75 cm und einem Papiergewicht von 150 g/m2 (ähnlich leichtem Bastelkarton) lässt es sich recht flott arbeiten. Zumal man für Vlies die Wände mit einem Spezialkleister einkleistert und die Tapete trocken verklebt. Mit dem dicken Material lässt sich gut auf Stoß arbeiten.

Frische Putze entwickeln schon mal Risse. Farbe alleine überdeckt diese nicht. Malervliese können das sehr gut und schaffen einen dauerhaften überbrückenden Untergrund. Ideal für intensive Farben, die im Spiel von Licht und Schatten ihre starke optische Wirkung voll entfalten.

Die „superglatten“ Wände wirkten nach dem Trocknen schon ohne Anstrich sehr hochwertig. Vorteil des Vlies ist, dass es unterschiedlichst weiterbehandelt werden kann: Mit Dispersionsfarben, mit Lack, auch gerollter Putz oder Fliesen (hier müssen bestimmte Voraussetzungen beachtet werden) sollen möglich sein, was bei Mietobjekten vorteilhaft ist, da das Vlies rückstandslos abziehbar ist.

Wir haben uns für einen Anstrich mit hochpigmentierten Farben entschieden, die ihre Farbwirkung auf dem glatten Untergrund sicher voll entfalten würden.

Hochpigmentierte Farben? nach oben

Hochpigmentierte Farben zeichnen sich durch Einsatz hochwertiger Farbpigmente und anderer Qualitäts-Zusatzstoffe aus. Sie sind äußerst farbintensiv, hochdeckend und strapazierfähig. So beispielsweise die „Schöner Wohnen Designfarben“ oder die des englischen Herstellers Farrow&Ball. Hersteller Alpina bietet hierzulande seit Jahren seine „Feinen Farben“ an. Das Sortiment wurde gerade um 12 Farbtöne auf nunmehr 32 erweitert. Zu jedem Farbton gibt es auch den passenden Lack. Für unser frisch geklebtes Vlies haben wir das Alpina-Produkt verwendet.

Vlies: Verarbeitungstipps nach oben

Vlies wird grundsätzlich auf Stoß geklebt, auch Außen- und Innenecken. Kanten müssen also grundsätzlich geschnitten werden: Verwenden Sie immer scharfe Cuttermesser. Diese werden beim Schnitt bis in den Putz sehr schnell stumpf und reißen dann mehr als sie schneiden. Wir haben gute Erfahrung mit Carbide-Klingen von Stanley gemacht, die eine wesentlich höhere Standzeit haben.

Bei Vliestapeten wird die Wand, nicht die Tapete, eingekleistert. Dies funktioniert gut mit einem Kleisterroller.

Das Einkleistern der Wände braucht etwas Übung. Nicht zu dick kleistern, aber so, dass sich die Tapete noch in ihrem Kleisterbett verschieben lässt bis sie sitzt. Beste Erfahrung haben wir mit einem Kleisterroller (statt Quast) gemacht, zumal ein Teleskopstiel viel Leiterkletterei erspart.

Andrücken der Vliestapete mit einem Kunststoffspachtel

Zum Andrücken der Vliestapete arbeitet es sich bestens mit einem Kunststoffspachtel. Erst die Mitte der Tapetenbahn andrücken und dann „schmetterlingsartig“ nach rechts und links die Tapete ausstreichen, bis man unten angelangt ist. Ecken, Kanten oder Schalterdosen lassen sich prima herausarbeiten.

Tipp: Außenecken schneiden, klappt nicht immer so ganz. Abhilfe: Kanten streichen, abtrocknen lassen. Dann mit Schleifpapier Kante nacharbeiten – nochmal Farbe drüber. Perfekt!

Farbe: Tipps zum Streichen nach oben

Die Auswahl der Farbtöne ist wohl die schwierigste. Zumal alles eine persönliche Geschmackssache ist und bleibt. Die Farbindustrie macht es mit zig Farbtönen gleichermaßen einfach und schwer.

Alpina hat für seine „Feinen Farben“ die Broschüre „Farbenführer“ aufgelegt, die eine Unmenge an Farbwissen und -gefühl weitergibt. Nach unserem Dafürhalten bietet sie eine große Hilfe bei der Farbtonwahl, selbst wenn man sich später für ein anderes Produkt entscheidet.

Streichwerkzeuge (nicht alle im Bild): Kurzflorige große Rolle, kleine Kurzflorrolle, Pinsel und Farbwanne für Ecken, Kanten, Deckenanschlüsse, Abstreif-Gitter, breiter Farbeimer, unterlaufsicheres Abdeckband
Tipp: Zuerst die Decke streichen! Dann mit einer kleinen Rolle die weißen Kanten. Nach dem Trocknen mit dem unterlaufsicheren Malerband überkleben und die Wand streichen. Band abziehen. Fertig!

Wir haben jeden Raum mit zwei aufeinander abgestimmten Farben gestrichen. Wichtig: Verstreichen Sie so cremig eingestellte Dispersionen, wie die Feinen Farben, mit einem kurzflorigen Roller. Damit haben wir ein sehr gleichmäßiges Ergebnis mit nur einem Anstrich hinbekommen, nahezu ohne Farbspritzer. Einzig die dunkelste Farbe musste zweimal gestrichen werden.

Die Wände wurden zu allen Kanten hin mit einem weißen Streifen optisch abgesetzt. Nehmen Sie dazu spezielles glattes Abdeckband. Aus dem noch frischen Anstrich schnellstmöglich abgezogen, erreicht man schöne und exakte Farbkanten.

Mehr Infos: nach oben

Badezimmer werden heute auch nicht mehr bis zur Decke gefließt. Auch hier ist das Malervlies eine ­schöne Alternative. Das helle Grau-Blau in Kombination mit dem edlen Weiß (Feine Farben) passt schön. Vorteil: Ist man die Farbe leid, zaubert man mit einem neuen Anstrich schnell eine andere Atmos­phäre.
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