Renovierung & Sanierung: So renovieren Sie schadstofffrei

Einleitung

Februar 2022 Die Wand ist frisch gestrichen, der Boden neu verlegt. Und trotzdem fühlt man sich nicht wohl in den frisch renovierten Räumen? Manche Materialien machen krank. Natürlich wollen wir gesund wohnen, nur: Was bedeutet das genau?

Naturfarben verzichten auf chemische Lösungsmittel.

Unsere eigenen vier Wände sollten frei von belastenden Schadstoffen oder Ausdünstungen sein. Dieses Anliegen nennt man im Bereich Bauen und Wohnen Wohngesundheit. Kopfschmerzen, Konzentrationsschwäche, Müdigkeit, Schwindel, Hautausschläge, Asthma – die Liste der Krankheitssymptome, die durch Schadstoffe im Haus verursacht werden können, ist lang. Schädliche Stoffe können aus Wänden, Böden oder Möbeln ausdünsten. Daher ist die Wahl der passenden Baustoffe entscheidend, damit möglichst wenig Schadstoffe ins Haus gelangen.

Für Decken und Wände nach oben

Baustoffe aus natürlichen Materialien wirken sich positiv auf das Raumklima aus. Hier hilft die einfache Grundregel: Wenn ich die Inhaltsstoffe des jeweiligen Produktes kenne und verstehe, bin ich schon mal auf der sicheren Seite. Beispielsweise Kalkputz: Das Material besteht aus Kalk, Sand und Wasser – Stoffe, die jeder kennt und als natürlich einstufen kann. Traditionelle Baustoffe wie Lehm, Ton, Kalk, Gips oder Holz sowie pflanzliche Fasern wie Hanf oder tierische Produkte wie Schafwolle sind immer mehr beim Hausbau gefragt.

Lehmputz

Innenputze haben aufgrund der großen Oberfläche ein besonders hohes Potenzial die Innenraumluft zu belasten. Eine natürliche Alternative bietet der bereits erwähnte Kalkputz. Dieser ist geschmeidig und haftet gut. Kalkoberflächen reinigen die Luft, hemmen Schimmelbildung und regulieren die Raumluftfeuchte. Auch Gipsputz eignet sich gut, trocknet schnell und lässt sich gut verarbeiten. Lehmputz besteht aus Ton, Sand und Schluff und gilt als altbewährte Putztechnik. Tipp: Verwenden Sie Lehm und Ton nicht im Bad oder Keller.

Achten Sie bei der Auswahl der Wandfarben ebenfalls auf die Inhaltsstoffe. Im Wesentlichen besteht Farbe aus vier Komponenten: Bindemittel wie Kunstharz (Polyvinyl, Acrylat), Pigmente, Lösemittel und spezielle Hilfsstoffe (sogenannte Additive). Dispersionsfarbe lässt sich leicht verarbeiten und hat eine hohe Deckkraft. Sie ist die am häufigsten verwendete Farbe. Außerdem haftet Dispersionsfarbe auf sämtlichen Untergründen wie Mauerwerk, Raufaser- und Prägetapeten, Putz und Beton sowie auf grundierten Gipskarton- und Zementfaserplatten gut. Bei der Wahl der Farbe bieten Prüfsiegel und Gütezeichen unabhängiger Institute eine gute Orientierung.

Innen ohne chemische Lösungsmittel
Naturfarbe

Wer noch einen Schritt weiter gehen möchte, streicht seine Wände mit Naturfarben. Hersteller dieser Farben verzichten vor allem auf chemische Lösungsmittel, die das Raumklima belasten können. Bestandteile der Dispersionsfarbe auf natürlicher Basis sind Pflanzenöle wie Leinöl oder Rizinusöl, Bienen- oder Baumwachs und natürliche mineralische Pigmente. All das gibt es mittlerweile in einer umfangreichen Farbpalette. Naturfarben müssen Sie nicht mehr zwangsläufig selbst anrühren, so wird auch die Verarbeitung immer einfacher. Zu den Naturfarben zählen: Leimfarbe, Lehmfarbe, Kalkfarbe, Kaseinfarbe und Silikatfarbe. Naturfarben eignen sich für alle Innenräume, trocknen allerdings etwas länger. Verlässliche Prüfsiegel sind hier der Blaue Engel, das natureplus-Siegel sowie das EU-Ecolabel („Euro-Blume“).

Auf dem Boden nach oben

Großen Einfluss auf die Wohngesundheit hat, aufgrund der Fläche, der Bodenbelag. Empfehlenswert sind beispielsweise Holzböden mit einer klassischen Oberflächenbehandlung, geölt oder gewachst. Ein Comeback erleben derzeit wieder Linoleumböden. Als reines Naturprodukt besteht Linoleum aus Leinöl, Kork, Pigmenten und Naturharzen. Nicht zu verwechseln mit Böden aus PVC. Auch ein Korkboden stellt eine gute Alternative dar, denn Kork punktet mit einem guten Schallschutz und schont die Gelenke. Oft fehlen jedoch Angaben über die eingesetzten Bindemittel (Formaldehydharz). Furnierter Kork ist meist mit lösemittelhaltigem Lack behandelt. Das Kork-Logo kennzeichnet unbedenkliche Produkte. Fliesen oder Natursteine sind sehr strapazierfähig und eignen sich gut für Feuchträume.

Boden mit lösemittelfreiem Einmalöl-Wachs veredelt
Massivholzdielen mit Hartwachsöl
Teppiche eignen sich gut für Allergiker

Ebenfalls eine gute Grundlage bieten Teppiche. Viele Menschen leiden an einer Allergie gegen Hausstaubmilben. Oft verwenden Allergiker daher keine Teppichböden. Aber: Gerade Teppichboden bietet den Milben weder Nahrung noch die passenden Lebensbedingungen. Ein textiler Belag aus Naturfasern, wie etwa Ziegenhaar, Sisal oder Schurwolle, filtert indirekt die Luft und sorgt dafür, dass die Bewohner kaum Feinstaub inhalieren. Stattdessen halten Teppichfasern Wollmäuse oder Tierhaare sicher fest.

Auch hier bieten Siegel eine gute Orientierungshilfe: Das GUT-Signet wird an unbedenkliche Teppiche vergeben.

Tipp: Testen Sie Ihre persönliche Verträglichkeit und legen Sie ein Musterstück einige Tage neben Ihr Kopfkissen.

Für den Bau nach oben

Kalkfeinputz

Anorganische Baustoffe wie Ziegel, Kalk- oder Gipsputze und Betonsteine belasten die Raumluft in der Regel nicht. Ihre Fähigkeit, Schadstoffe und Feuchtigkeit aufzunehmen, kann sogar eine positive Wirkung auf die Raumluftqualität haben. Heute bauökologisch durchaus wieder aktuell sind Lehm und Bausteine aus Ton. Unbedenklich sind sie aber nur dann, wenn ihre Zuschlagstoffe ebenso naturnah sind. Ebenfalls als unbedenklich gilt Holz. Der nachwachsende Rohstoff ist in unbehandeltem Zustand frei von Giftstoffen, lädt sich elektrostatisch nicht auf und kann die Feuchtigkeit der Raumluft regulieren. Kommt Holz als Baumaterial zum Einsatz, sollten Sie darauf achten, dass kein Holzschutz- oder Flammschutzmittel enthalten ist.

Holzfaserdämmstoffe lassen sich gut verarbeiten

Dämmstoffe spielen eine zentrale Rolle beim Bauen. Sie schützen Häuser im Winter gegen Kälte und im Sommer gegen Hitze. Gesundheitlich unbedenklich sind alle Dämmstoffe aus Naturfasern, wie etwa Flachs, Hanf, Holz, Kork, Schafwolle, Schilf oder Zellulose. Problem bei der Baustoffauswahl: Nicht alle Naturdämmstoffe entsprechen den brandschutztechnischen Vorschriften. Sie werden deshalb oft nachgerüstet – teilweise mit unproblematischen, teilweise mit gesundheitlich bedenklichen Stoffen. Es ist deshalb wichtig, schon bei der Bauplanung über zusätzlichen konstruktiven Brandschutz nachzudenken, damit die Naturdämmstoffe auch im privaten Wohnhaus eingebaut werden können. Lassen Sie sich in diesem Fall unbedingt beraten!

Gut geprüft nach oben

Auf den Verpackungen finden Sie Warnhinweise, Verarbeitungsvorschriften und Prüfsiegel.

Auch im Baumarkt können Sie sich über die Inhaltsstoffe erkundigen und anhand der technischen Merkblätter informieren. Suchen Sie auf den Verpackungen nach Warnhinweisen, Verarbeitungsvorschriften und nach Prüfsiegeln, wie dem Blauen Engel oder dem natureplus-Siegel. Dieses wurde beispielsweise an etliche Bauprodukte, wie Wandfarben, Bodenbeläge und Innenputze, vergeben. Eine Übersicht der überprüften Produkte finden Sie im Internet unter www.natureplus.org. Auch das Sentinel-Haus-Institut beschäftigt sich mit dem Thema gesundes Wohnen und Bauen. Von Abdichtungen bis Vliestapeten finden Sie auf der Website streng geprüfte Produkte, viele davon mit Angaben zur Nachhaltigkeit.

Immer wieder lüften nach oben

Es klingt banal, doch Lüften hat einen entscheidenden Einfluss auf die Wohngesundheit. Je mehr saubere Luft in die Räume hineinströmt, umso mehr Schadstoffe entweichen. Am besten viermal täglich. Um keine kostbare Energie zu verschwenden, gelten ein paar Regeln: Öffnen Sie die Fenster fünf bis zehn Minuten und sorgen Sie am besten für Durchzug. So entfernen sich störende Gerüche, Emissionen aus der Bausubstanz und dem Mobiliar sowie Feuchtigkeit.

Wer hilft weiter? nach oben

Wer ein komplexes Vorhaben plant, etwa sein Haus umbauen möchte, kann mit Architekt*innen Mindeststandards für schadstofffreie Materialien schriftlich vereinbaren.

Leiden Sie an unerklärlichen Beschwerden und vermuten Sie, dass in Ihrem Zuhause Schadstoffe stecken, können unabhängige Bausachverständige, Baubiologen, Wohnmediziner*innen oder Architekten*innen die individuellen Symptome im Einzelnen untersuchen und klären, woran es liegen könnte.

  • Die Arbeitsgemeinschaft ökologischer Forschungsinstitute e. V. (AGÖF) bietet auf ihrer Homepage im Bereich „Mitglieder“ und dann unter „Schadstoffmessung im Innenraum“ eine Liste mit Instituten, die Schadstoffmessungen durchführen. www.agoef.de

  • Falls eine Ärztin keine Ursachen für Gesundheitsbeschwerden wie Kopfschmerzen, Augen- und Schleimhautreizungen oder ähnliches findet, können Sie sich an eine umweltmedizinische Beratungsstelle wenden. www.umweltbundesamt.de

  • Um ein ganzes Haus wohngesund auszustatten, helfen baubiologisch geschulte Fachleute. Sie finden sie über die Homepage des Berufsverbandes Deutscher Baubiologen e. V. www.baubiologie.net

  • Die Baubiologinnen und Baubiologen des Verbands Baubiologie sind ebenfalls Fachleute für die Erkennung und Vermeidung von Umweltrisiken in Innenräumen. Sie messen, analysieren und begutachten neben Wohngiften und Schadstoffen auch physikalische Feldeinflüsse wie Elektrosmog, Radioaktivität, Pilze, die Luftqualität und das Raumklima und sprechen Sanierungsempfehlungen aus. www.verband-baubiologie.de

  • ÖkoPlus ist ein Verbund von 30 Naturbaustoffhändlern aus dem gesamten Bundesgebiet. Auf der Homepage finden Sie unter Eingabe der Postleitzahl einen Händler in der Nähe. www.oekoplus.de

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