Wundparasiten als Folge des Baumschnittes
Februar 2002 Baumpflege ist stets mit Schnittwunden am Baumkörper verbunden. Fachliteratur und Schnittlehrgänge weisen uns immer wieder auf deren Behandlung hin. Nur selten wird uns etwas mehr darüber gesagt.
nach obenObstbaumkrebs
Die Winterruhephase des Baumes beginnt bald nach Abfall des Laubes. Zwischen Blattstielende und Holzkörper bildet sich – genetisch festgelegt – eine doppelte Korkzellenschicht, die sich bei Gelbwerden des Laubes trennt. Das Blatt fällt ab und hinterlässt eine Wunde. Diese Wunde kann, wenn sie noch nicht abgetrocknet ist, von Sporen verschiedener holzschädigender Pilze infiziert werden. Nebligtrübes Wetter und Regen fördern zu diesem Zeitpunkt die Sporenverbreitung und verhindern das Abtrocknen der Blattnarbe. In dieser Phase verbreitet sich der bekannteste Holzschädling, der Obstbaumkrebs.
© May
Wir als Baumbesitzer können die Sägewunde mit einem Messer sauber nachschneiden und mit einem Wundverschlussmittel behandeln. Von der Rinde her kann dann die Überwallung beginnen. Je dichter die Schnittstelle sich am Stamm des Baumes befindet, um so wichtiger ist die Wundpflege, denn oft durchwächst das Myzel – der Pilzkörper – weite Teile des Baumes.
nach obenBlei- oder Milchglanz

© May

© von Soosten, Rolf
Nach einigen Jahren, manchmal erst nachdem der Baumstamm abgesägt irgendwo liegt, erscheinen auf der Rinde oder der Schnittfläche waagerechte Pilzkonsolen mit gewelltem Rand. In der Nähe des Holzes verfärbt sich das Gewebe purpurrot, während der Rand, der weiter wächst, weiß bis grau bleibt. Nach dieser Farbe heißt der Pilz Violetter Schichtpilz.
Am häufigsten kommt der Pilz auf den Steinobstarten vor. Nach harten Wintern oder Dürreperioden scheinen die Obstbäume besonders anfällig zu sein. Dieser Pilz befällt auch mehrere Waldbaumarten, sogar an Baumstümpfen und geschlagenem Holz findet man seine Fruchtkörper.

© von Soosten, Rolf
nach obenFeuerschwamm
Der Graue Feuerschwamm gilt als typischer Vertreter jener Pilze, die durch Schnittwunden eindringen. Seine unangenehmste Eigenschaft ist das späte Erkennen. Für uns unsichtbar wächst er im Stamm und bildet erst nach Jahren seine in mehreren Grautönen gezonten Konsolen aus. Die sporenbildende Unterseite ist gelb bis hellbraun und relativ weich, während die Oberseite holzig und hart ausgebildet ist.Feuerschwämme: Am Apfelbaum entwickeln sich große, bis zu 20 cm breite konsolenartige Pilze, deren Oberhaut in mehreren Grautönen gefärbt ist.
An Zwetschgen tritt ein naher Verwandter auf, der Pflaumen-Feuerschwamm. Er bleibt kleiner, sein Fruchtkörper bildet sich gelegentlich als eine polsterartig wachsende braune Schicht auf der Oberfläche der Rinde wachsend aus. Im Bauminneren zersetzt er das Holz in ein morsches Substrat. Die Beseitigung der Fruchtkörper beeinträchtigt das Wachstum des Pilzes nicht, aber man vermindert die Gefahr einer weiteren Ausbreitung in der Umgebung.
nach obenZunderschwamm
Ein naher Verwandter dieses Feuerschwamms ist der Zunderschwamm, an Buchen und Birken vorkommend, der in frühester Zeit unseren Vorfahren das Feuermachen ermöglichte und diesen Arten den Namen gab.nach obenHallimasch

© von Soosten, Rolf
Aus dem Stammgrund sprießen Kolonien von braunen geschuppten Hutpilzen, die wiederum Mengen von Sporen bilden. Der Hallimasch befällt nicht nur alle Baumobstarten, er tritt auch auf Johannisbeeren und Stachelbeeren auf. Auch hier sind Bekämpfungsmöglichkeiten nicht gegeben.
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