Gartenschätze: Mehr Natur: Gutes Klima im Garten

Einleitung

August 2022 Heiße, trockene Sommer, milde Winter, Starkregenereignisse, Stürme, Unwetter – die Zeichen des Klimawandels sind deutlich spürbar. Wir geben hier einen Überblick, was Sie im eigenen Garten fürs Klima tun können.

Je bunter und vielfältiger die Bepflanzung, desto abwechslungsreicher ist das Blütenangebot für die heimische Insektenwelt.
Wilder Wein macht aus einer Mauer einen Lebensraum mit Flair. Im Herbst verfärbt sich das Laub feurig-rot.
Die Dachbegrünung verwandelt eine versiegelte Fläche in eine lebendige, nicht versiegelte Fläche um. So entsteht mehr Lebensraum – und farbenfroher ist es zudem.

Ob kleiner Stadtgarten oder großflächiges Landhausparadies: Gärten tun uns und der Umwelt gut. In Sachen Arten- und Klimaschutz sind Privatgärten wichtige Einzelbausteine für das große Ganze – denn, jeder Quadratmeter und jede Blüte zählt. Das bedeutet aber nicht, dass Sie Ihren Garten komplett in ein wildes Naturparadies umwandeln müssen. Schon kleine Schritte im eigenen Verhalten sowie das Um- oder Neugestalten von Teilbereichen hilft, um das Klima zu schonen oder mit den Auswirkungen des Klimawandels besser zurechtzukommen. Wichtig ist natürlich, dass der Garten weiterhin zu Ihren Bedürfnissen passt.

Mehr Pflanzen, mehr Leben nach oben

Natürlich-schattige Entspannung unterm Blätterdach

Pflanzen sind enorm wichtig. Sie liefern durch Fotosynthese wertvollen Sauerstoff und verbrauchen Kohlendioxid. Sie puffern Hitze ab und sorgen für Abkühlung, indem sie Wasser über ihre Blätter verdunsten. Bäume und große Sträucher spenden herrlichen Schatten, der viel angenehmer ist, als unter einem künstlichen Sonnendach oder -schirm zu sitzen. Achten Sie bei der Bepflanzung darauf, dass es unterschiedliche Strukturen und Vielfalt gibt.

Der Vorteil einer abwechslungsreichen Mischpflanzung zeigt sich in ihrer Robustheit. Das Prinzip hat sich bereits im Gemüsegarten in Form der Mischkultur bewährt. Im Ziergarten können sich Pflanzen ebenfalls gegenseitig unterstützen und unterschiedliche Funktionen erfüllen. So geben hohe Sträucher und Bäume den nötigen Schatten und die Kühle für bodendeckende Stauden. Im Beet machen Trockenkünstler wie Lavendel oder Kräuter keinem das Wasser streitig, während Pflanzen am Naturteich oder im Sumpfbeet mit ihrer hohen Verdunstungsrate als Klimaanlage fungieren.

Je vielfältiger die Bepflanzung in unserem Garten ist, umso mehr profitiert auch die Fauna. Vögel brauchen idealerweise Gehölzstrukturen wie eine Hecke oder Wildsträucher, die ihnen Nahrung (Beerenschmuck) und Schutz sowie Nistmöglichkeiten bieten. Hummeln sind für früh blühende Nektar- und Pollenspender wie Krokusse dankbar, wo sie nach dem Winter Kraft tanken können. Im Gegenzug leisten sie ihre Bestäubungsarbeit, genau wie die Wildbienen, die sich an blühenden Stauden oder Sträuchern laben. Ohne Raupenfutterpflanzen, wie die Brennnessel, gibt es keine Schmetterlinge. Und auch Krabbeltierchen oder lästige Besucher wie Blattläuse gehören dazu, sonst fehlt es wieder an Nahrung für Igel oder Vögel. Fördern Sie beispielsweise Insekten, kommen die Vögel zu Besuch, um zu speisen und halten im Gegenzug die Schädlingspopulation in Ihrem Garten in Schach. So schließt sich der Naturkreislauf.

Verwenden Sie am besten standortangepasste Pflanzen aus ökologischem Anbau, denn die sind bestens an die vorherrschenden Klimaverhältnisse wie Boden, Wind und Temperatur angepasst und somit robuster. Außerdem vermeiden Sie durch den regionalen Einkauf unnötige Transportwege. Wer Obst, Gemüse und Kräuter selbst anbaut, tut ebenfalls was für die CO2-Bilanz, denn so können Sie auf den Kauf von Tomaten oder Zucchini, die weite Transportwege hinter sich haben oder mit hohem Heizbedarf produziert wurden, verzichten.

Noch mehr grüne Strukturen nach oben

Hier sorgen Stauden wie Salomonssiegel, Akelei, Aronstab, Wolfsmilch und Winkel-Segge für eine luftige Unterpflanzung und Bodenbedeckung.

Um den Anteil an Pflanzen im Garten weiter zu erhöhen, nutzen Sie auch die Möglichkeit der Dachbegrünung – vom Müllhaus über den Schuppen oder das Gartenhaus bis hin zur Garage ist vieles möglich. Eine Dachbegrünung speichert Regenwasser, verbessert die Luftqualität, wirkt als Lärm- und Schallschutz und bindet Feinstaub und Stickoxide. Gleichzeitig entsteht ein weiterer wertvoller Lebensraum für Pflanzen und Tiere. Für einen einfachen Aufbau mit einer extensiven Begrünung reichen schon acht bis fünfzehn Zentimeter. Bepflanzt wird mit trockenheitsverträglichen Pflanzen, die keine Pflege brauchen, zum Beispiel Sedum-Arten. Ab 20 cm und mehr Aufbau kommen Stauden und Sträucher, die bis 40 cm hoch werden in Frage. Dann spricht man von einer intensiven Dachbegrünung. Welche Begrünung bei Ihnen funktioniert, richtet sich nach der Dachkonstruktion und der Statik. (Lesen Sie mehr dazu: Macht grün das Dach.) Lassen Sie sich am besten von Fachleuten beraten und es fachgerecht ausführen, damit es nicht zu Beschädigungen kommt. Im Gartenfachhandel gibt es auch Müll-, Fahrradboxen und Gartenschränke, bei denen eine Konstruktion zur Begrünung bereits integriert ist (zum Beispiel bei www.gartenakzente-muelltonnenboxen.de).

Verpassen Sie einer Pergola, Wänden und Mauern oder der Hausfassade mit Kletterpflanzen ein grünes Kleid. Ob blühend oder mit Blattschmuck, sommer- oder immergrün oder gar mit essbarem Obst am Spalier – eine Wandbegrünung verbessert nicht nur das Kleinklima draußen, sondern auch im Gebäude. Mit Obelisken, Rankbögen und -säulen schaffen Sie dagegen kleinere vertikale Strukturen, die mit Kletterpflanzen zum Blickfang werden.

Eine der Lieblingsgrünflächen in unseren Gärten wird es dank dem Klimawandel zukünftig nicht leicht haben – der Rasen. Er leidet bei Trockenheit und Hitze und muss aufwändig bewässert werden. Eine Blumenwiese oder ein Kräuterrasen sind sinnvolle ökologische sowie pflegeleichte Alternativen.

Weniger Versiegelung, weniger Wasserverlust nach oben

Versuchen Sie, den Anteil der Oberflächenversiegelung im Garten auf ein Mindestmaß zu reduzieren. Zum einen sind versiegelte Flächen „tote“ Flächen, die zudem zur Erwärmung beitragen. Zum anderen wird Oberflächenwasser abgeleitet und verschwindet oft ungenutzt in der Kanalisation. Vielleicht braucht nicht jeder Sitzplatz einen festen Untergrund, eine Sitzbank kann beispielsweise auch auf einem Rasen stehen. Bereiche, die Sie nur selten aufsuchen, müssen nicht unbedingt durch einen befestigten Weg erschlossen werden, einzelne Trittplatten können schon ausreichen. Eine andere Möglichkeit ist die Art des Belages zu ändern. Wege, die nicht oft begangen werden, können auch grün sein, sprich aus Rasengräsern oder trittfesten Kräutern bestehen, die gelegentliche Belastungen aushalten. Ein Rindenmulchweg passt dagegen gut in den Nutzgarten oder um den Kompost zu erreichen.

Die wassergebundene Wegedecke besteht aus mineralischen Materialien in verschiedenen Körnungen. Sie wird mehrschichtig ohne Bindemittel aufgebaut.

Muss die Fläche etwas stabiler sein, kommen Beläge aus festen Materialien in Frage, die jedoch wasserdurchlässig sind, zum Beispiel Kies oder eine wassergebundene Wegedecke. Stabile Rasenflächen, die befahren werden können, entstehen durch Rasengittersteine oder durch Kunststoff-Wabengitter. Letztere sind oft aus Recycling-Kunststoff hergestellt und in unterschiedlichen Farben und Stärken erhältlich. Befüllt und bewachsen sind sie dann kaum noch sichtbar. Ökologisch sinnvoll und ästhetisch wertvoll ist eine Befestigung mit Blumenschotterrasen. Im Privatgarten reicht ein einschichtiger Aufbau bestehend aus dem Untergrund und der Vegetationstragschicht aus feinkörnigem Material (0/32 bzw. 0/45), das auch einen Kompost- bzw. Erdanteil enthält. Begrünt wird dann mit geeigneten Gräsern und Kräutern, es gibt entsprechende Saatgutmischungen, am besten aus regionaler Herkunft. Ein Schotterrasen ist eine sehr robuste widerstandsfähige Ausführung, die durch den Bewuchs das Mikroklima positiv beeinflusst.

Gepflasterte Beläge werden durchlässig, wenn Sie breite Fugen zwischen den Steinen lassen, die ebenfalls begrünt werden – durch Spontanvegetation oder durch gezielte Aussaat. Zudem gibt es sogenanntes Dränpflaster oder Ökopflaster, das ebenfalls Wasser versickern lässt. Optisch unterscheidet es sich kaum von herkömmlichen Pflastersteinen, ist dank großer Farbauswahl für viele Stile passend und geeignet für Zufahrten oder PKW-Stellplätze.

Bewahren Sie einen kühlen Kopf nach oben

Verwenden Sie für bauliche Gestaltungselemente oder Dekorationen besser Materialien, die sich nicht so stark aufheizen und die auftreffende Strahlung eher dämpfen, statt sie zu verstärken. Beton, Asphalt, Stahl und Glas erzeugen einen großen Wärmeumsatz. Tagsüber erwärmen sie sich stark und geben nachts über einen längeren Zeitraum wieder viel Energie in die Umgebungsluft ab. Bauen Sie beispielsweise eine Pergola oder einen Zaun eher aus Holz statt aus Metall oder verwenden Sie Beeteinfassungen aus Naturstein oder Weidegeflecht statt Metall- oder Kunststoffkanten. Zudem sind helle Materialien den dunklen vorzuziehen, um der Wärmeentwicklung vorzubeugen. Klimagerecht kaufen Sie zudem ein, wenn Sie regionale Materialien verwenden.

Unschlagbar ist Wasser als kühlendes Element im Garten. Ob als Natur- oder Mini-Teich, Bachlauf oder Wasserbecken und -spiel mit geschlossenem Wasserkreislauf. (Ein paar Ideen dazu finden Sie hier: Faszination Wasser.) Aus ökologischer Sicht ist darauf zu achten, dass Wasserelemente möglichst kein kostbares Trinkwasser verbrauchen.

Buchtipp nach oben

Buchtipp: Oase – kühler Garten

Schon jetzt sind die Sommer in unseren Städten oft unerträglich heiß. Gründe dafür sind Flächenversiegelung, wachsende Städte und der Klimawandel. Doch wer einen Garten hat, kann etwas gegen den Hitzestress tun und mit ökologischer Gartengestaltung zum Klimaretter werden. Der Landschaftsarchitekt Markus Meyer stellt in diesem Buch praktische Ideen und Projekte gegen die Überhitzung vor – von kühlenden Bodenoberflächen über Teiche bis zu robusten Pflanzen.

Markus Meyer
Oase – kühler Garten
112 Seiten, Paperback
2022, Kosmos Verlag
18 Euro
ISBN: 978-3-4401-7409-8

Klimafreundlich Gärtnern nach oben

Der verantwortungsvolle Umgang mit der wertvollen Ressource Wasser ist wichtig. Zuerst sollte man alle Maßnahmen ergreifen, die helfen Wasser zu sparen. Das fängt bei der richtigen Bepflanzung an, mit Arten, die Trockenheit vertragen und wenig Wasser benötigen wie Blauraute, Prachtkerze, Katzenminze oder Steppenkerze. Behaarte Pflanzenteile, wie beim Woll-Ziest, oder verdickte Blätter, die Wasser speichern können, wie bei der Fetthenne, sind gute Zeichen für die Hitzeverträglichkeit.

Die richtige Gießpraxis trägt ebenfalls zu einem effizienten Wassermanagement bei. Beachten Sie folgende Gießregeln: Wässern Sie am besten frühmorgens oder abends, um die Verdunstung möglichst gering zu halten. Gießen Sie lieber einmal kräftig, statt mehrmals sanft. Lenken Sie den Wasserstrahl nur auf den Boden, dann kommt das Wasser gleich dort an, wo es gebraucht wird. Mit einer gezielten Tröpfchenbewässerung sparen Sie übrigens ebenfalls Wasser – und somit Geld und Zeit. Als nächstes ist es sinnvoll Regenwasser zu nutzen, statt wertvolles Trinkwasser zu verwenden. Lesen Sie dazu auch in unserer letzten Ausgabe, welche Möglichkeiten es gibt, das kühle Nass, das frei Haus vom Himmel fällt, zu sammeln.

Achten Sie darauf, dass der Boden im Garten bedeckt ist – mit Pflanzen oder einer Mulchdecke. Dadurch bleibt er geschützt vor Erosion oder Verschlämmung, die Bodenlebewesen bleiben aktiv und der Boden fruchtbar. Ein nackter Boden wird zudem in kürzester Zeit von Unkräutern besiedelt, die dann wieder mühevoll entfernt werden müssen. Unter Gehölzen sorgen bodendeckende Stauden für eine dichte grüne Decke. Weisen frisch bepflanzte Staudenbeete noch Lücken auf, können Sie mit Mulch abdecken, bis die Fläche geschlossen ist. Auch im Gemüsegarten werden freie Beete mit einer Mulchschicht aus Gras oder Ernteresten bedeckt oder eine Gründüngung als Zwischenbegrünung eingesät (siehe Gründüngung gibt Kraft).

Mit einem eigenen Kompost können Sie die Reste im Garten sinnvoll verwerten, die Nährstoffe bleiben im Kreislauf erhalten. Bringen Sie den gewonnenen Humus im Garten wieder aus, ist es unter Umständen gar nicht notwendig anderen Dünger zu kaufen. Mit Kompost stärken Sie den Humusanteil im Boden. Der ist auch dafür verantwortlich, dass die Erde Wasser gut speichern kann und für die Pflanzen länger zur Verfügung steht.

Wer umweltbewusst und klimagerecht gärtnert, verwendet zudem keine Torfprodukte, verzichtet auf Chemie und Pflanzenschutzmittel, synthetisch hergestellte Dünger und wählt stattdessen natürliche Düngemethoden oder Stärkungsmittel wie Pflanzenbrühen. Reduzieren Sie der Umwelt zuliebe vielleicht auch den Technikeinsatz bei der Gartenarbeit. Verzichten Sie auf Geräte mit Motor, denn sie machen Lärm und stoßen klimaaktive Gase aus. Arbeiten Sie stattdessen manuell oder nutzen akkubetriebene Geräte in guter Qualität, die lange halten. Und zu guter Letzt hilft auch etwas mehr Gelassenheit – dulden Sie beispielsweise ein paar wilde Ecken und räumen nicht alles penibel auf. Dann freut sich die Pflanzen- und Tierwelt.

Natürlicher Dünger aus dem Bokashi-Eimer nach oben

Mit dem Bokashi-Eimer lässt sich eigener Dünger auf kleinstem Raum selbst herstellen.

Sie haben keinen Kompost, möchten aber trotzdem gerne einen eigenen Dünger herstellen? Das geht, zum Beispiel mithilfe sogenannter Effektiven Mikroorganismen (EM) und einem Bokashi-Eimer (Bokashi bedeutet „Allerlei“). Damit können Sie organische Abfälle durch Fermentation in hochwertigen Dünger verwandeln.

Ein Bokashi-Eimer ist ein luftdicht verschließbarer Plastikeimer, der unten einen Siebeinsatz sowie einen Auslass besitzt. Darin werden die zerkleinerten Garten- und Küchenabfälle, wie Obst und Gemüse, Eierschalen, Pflanzenreste oder Kaffeesatz, gesammelt und immer wieder mit EM vermischt oder besprüht. Sie können den Eimer nach und nach füllen und die Schichtung immer wieder fest zusammendrücken, damit die Luft dazwischen entweicht. Ist der Eimer ganz voll, wird er luftdicht verschlossen und bleibt mindestens zwei Wochen stehen, am besten bei Zimmertemperatur. Man kann den Eimer gerne in der Küche platzieren, denn es entsteht kein unangenehmer Geruch.

Über den Ablaufhahn entnehmen Sie alle zwei Tage die Flüssigkeit, die sich unten sammelt. Diese können Sie mit Wasser verdünnt (1:100) sofort als Flüssigdünger verwenden. Die fertig fermentierten Abfälle mischen Sie in Erde oder den Gartenboden, wo sie in kürzester Zeit umgesetzt werden und dem Humusaufbau dienen. Da Bokashi sauer ist, warten Sie mit dem Pflanzen oder Säen in mit Bokashi aufbereiteter Erde mindestens zwei Wochen und halten beim Einarbeiten mindestens 20 cm Abstand zu vorhandenen Pflanzenwurzeln.

Danach den Eimer und alle Bauteile gründlich reinigen mit sehr heißem Wasser und Essig-/Zitronensäure (innen) und einem biologischen Reiniger (außen) – dann kann der nächste Herstellungsprozess beginnen. Nutzen Sie für regelmäßigen Nachschub am besten zwei Eimer: Während der Inhalt des einen fermentiert, können Sie im zweiten Eimer schon wieder Küchenabfälle sammeln.

Bokashi-Eimer und Zubehör (auch als Set) erhalten Sie unter anderem bei www.waschbaer.de. Weitere Informationen zu EM gibt es unter www.emiko.de.

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