Möhren auf höherem Niveau

© Titze
Februar 2001 Wer die Abbildung mit den vielen Aussaatreihen genauer betrachtet, fragt sich, ob diese nun in Furchen oder auf Dämmen stehen. Weil unsere Wahrnehmung außerordentlich flexibel ist, können Hintergrund und Figur dauernd wechseln. Das ist hier der Fall. Man sieht sie mal so, mal so.
Psychologen sprechen bei einem solchen Sachverhalt von "Kippfiguren". Einigen wir uns darauf – und es stimmt wirklich –, dass das Foto Möhren zeigt, die auf Wällen ausgesät worden sind. Und die, nicht das Psychologische, sind unser Thema.

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- eine Kultur auch auf schweren und in flachgründigen Böden besser durchführen zu können
- den Wasser- und Lufthaushalt des Bodens zu optimieren
- eine Verbesserung des Bodengefüges herbeizuführen
- Verdichtungssohlen und andere Strukturschäden zu vermeiden*
In den Niederlanden werden Möhren, besonders auf schweren Böden, im großen Umfange schon seit geraumer Zeit so angebaut, bei uns gebietsweise ebenfalls, und im integrierten und im biologischen Anbau ist diese Methode ein aktuelles Thema. Bei einer solchen Kulturweise werden die Rüben, vor allem auf schwereren Standorten, länger, gerader, anscheinend weniger von Möhrenfliegen(maden) und der Blattfleckenkrankheit (Alternaria) befallen, man kann sie leichter ernten und erzielt höhere Erträge.
Sie sind dort auch mehr dem oft höher anstehenden Grundwasser entrückt. Dessen kapillarer Anstieg wird durch die untere dunkle Dammzone hinter der ersten Pflanzenreihe auf dem "Kippbild" angedeutet. Zuviel Nässe in Verbindung mit Sauerstoffmangel führt zu einem geringeren Beetaufgang, zu mangelhaft ausgefärbten, weniger schmackhaften Rüben und zur erhöhten Anfälligkeit der Pflanzen gegenüber Schadpilzen. Das wären hinreichende Gründe für diese Anbaumethode auch in Ihrem Garten, wenn entsprechende Standortgegebenheiten vorliegen.

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Im holländischen Erwerbsanbau wird bei einer 75-cm-Entfernung von Wallmitte zu Wallmitte das Saatgut meistens in zwei Reihen mit der Distanz 15 bis 10 cm oder bei Wallabständen von 50 cm einreihig ausgebracht.
Für den Freizeitgärtner sind das ungewöhnliche und zunächst scheinbar flächenunwirtschaftliche Abmessungen. Doch sie sinken bei der zweireihigen Anbauweise faktisch auf die Entfernung 75 : 2 = 37,5 cm und nähern sich damit schon etwas mehr den gewohnten Hausgartengrößenordnungen. Außerdem ließen sich hier auch bei 50 bis 60 cm Dammzwischenraum jeweils zwei Reihen unterbringen, wobei man damit in praxi auf 25 bis 30 cm Zeilenentfernung (bei vermutlich jeweils positiver Randwirkung!) käme.
Ein höherer Weißanteil der Porreeschäfte und weniger Fäulnis- sowie Mehltaubefall bei Salat sind konkrete Vorteile bei zwei anderen Gemüsearten.
*Gemüsebaupraxis 5/2000
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Alternaria, Blattfleckenkrankheit, Dammkultur, Möhre, MöhrenfliegeKlicken Sie auf ein Schlagwort, um alle Artikel mit diesem Schlagwort anzuzeigen.
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