Ziergarten: Indian Summer für kleine Gärten

Einleitung

Oktober 2019 Der Herbst ist eine so reiche und bunte Jahreszeit. Und doch findet er in manchen Gärten optisch gar nicht richtig statt. Wie sieht das bei Ihnen aus? Dürfte das Blätterleuchten ruhig noch ein wenig üppiger ausfallen? Dann können Sie gleich etwas unternehmen: Die Pflanzzeit hat begonnen!

Japanisches Blutgras ‘Red Baron’ (Imperata cylindrica) zwischen violetten Astern und weißen Prachtkerzen

Die Entdeckung der Herbst-Kleinode nach oben

Oktober. Und – bis auf einen Ahorn – kaum Herbstfärbung im Garten. Hat man hier vergessen, diese prächtige Saison zu pflanzen? Oder liegt es daran, dass die meisten Menschen buntes Laub mit Bäumen ver­binden, die für ihr eigenes Grundstück zu groß wären? Da hätten wir etwas für Sie: mehr­jährige Stauden. Die meisten passen selbst in den kleinsten Garten. Je weniger Platz Sie zur Verfügung haben, desto sorgfältiger sollten Sie Ihre Auswahl treffen, damit die einzelnen Exem­plare über möglichst viele Jahreszeiten etwas hermachen.

Glimmende Dauerbrenner nach oben

Die Bergenie ‘Pink Dragonfly’ glänzt mit immergrünem, im Herbst und Winter leuchtend rotem Laub.

Die Herbst- und oft genug auch Winterschönheiten unter den Stauden behalten ihr Laub zuweilen bis zum Frühling (Fachausdruck: wintergrün) oder sind gar immergrün. Wobei das „Immergrün“ sich mit sinkenden Temperaturen bei einigen Bergenien-Sorten in leuchtendes Rot oder Bronze verwandelt. Ersteres präsentiert 'Pink Dragonfly' (Rosa Libelle), die ihren Namen jedoch ihrer knallpinken Blüte im Frühling verdankt.

Storchschnabel ‘Silvie Lynn’ (Geranium maculatum)

Unter den Storchschnabel-Arten und -Sorten beweisen ebenfalls einige das Talent zum herbstlichen Erröten. Neben der Sorte 'Silvie Lynn' des Amerikanischen Storchschnabels zeichnen sich dadurch Blut-Storchschnabel (G. sanguineum) sowie Cambridge-Storchschnabel (G. × cantabrigiense) aus.

Manche Elfenblumen (Epimedium) zeigen Herbstfärbung.

Ähnlich verhält es sich bei der Gruppe der wintergrünen Elfenblumen-Züchtungen. Die wertvollen Bodendecker blühen im Frühling mit filigranen Blütensternchen. Zum Herbst überzieht sich das Laub der Sorte 'Amber Queen' mit einer bräunlichen Marmorierung. 'Frohnleiten' erstaunt durch rote Blattränder und 'Black Sea' durch eine fast schwarzviolette Färbung. 'Sulphureum' treibt im Frühling rötlich aus, trägt im Sommer rotbraun gezeichnete Blätter zur Schau, die zum Winter hin bronzefarben werden. Bei allen empfiehlt es sich, vor dem frischen Austrieb im Frühling das alte Laub abzuschneiden. Dann kommt auch die Blüte besser zur Geltung.

Spannende Halme nach oben

Im Herbst gelblich, zum Winter hin bronzefarben: die Halme des Japanischen Berggrases (Hakonechloa macra).

Gräser im Allgemeinen spielen ihre Hauptrolle in den meisten Fällen im Herbst. Für schickes Blätterleuchten sorgen vor allem Sorten des Chinaschilfs (Miscanthus) und der Rutenhirse (Panicum virgatum). Mit zunehmend warmen Wintern rücken das schon ab Sommer herrlich leuchtende Japanische Blutgras und das erst gelbliche, später bronzefarbene ­Japanische Berggras in den Blickpunkt: Sie brauchen in kühleren Regionen (noch) einen Frostschutz aus Nadelreisig oder einer dicken Schicht aus Herbstlaub. Mit 30 bis 40 bzw. 30 bis 60 cm Höhe bleiben beide Arten im kleineren (Beet-)Rahmen.

Späte Blatt- und Blütenkombinationen nach oben

Wald-Aster (Aster cordifolius) mit rotlaubiger Himalaya-Wolfsmilch

Blattschmuckstauden mit Herbstfärbung lassen sich sehr gerne mit Spätblühern kombinieren. So wirken die lila Strahlen­gesichter der Wald-Aster über dem karminroten Laub der benachbarten Himalaya-Wolfsmilch (Euphorbia griffithii) besonders apart. Sonnenhut, der sich die Blühlaune von den ersten Frösten nicht gleich verderben lässt, lugt zwischen den attraktiv gezeichneten Blättern des Kerzen-Greiskrauts (Ligularia przewalskii) hervor, das von Juli bis September gelbe Fackeln bis in 120 cm Höhe schiebt. Die Chinesische Bleiwurz schafft sich ihre herbstbunte Blätterarena unter den himmelblauen Blüten ganz alleine. Der Bodendecker lässt im Frühling ein bisschen auf seinen Austrieb warten. Prima für Zwiebelblumen wie Schneeglöckchen, Krokus und Blausternchen!

Sonnenhut (Rudbeckia) glänzt über Kerzen-Greiskrautlaub.
Chinesische Bleiwurz (Ceratostigma plumbaginoides)

Alle zu ihrer Zeit und an ihren Platz nach oben

Für die Pflanzung der Herbstschätze gilt das Gleiche wie für alle Gewächse: Lassen Sie sich vor dem Kauf in einer guten Staudengärtnerei in Ihrer Region beraten, welche davon zu Ihrem Garten passen. Dazu geben Sie an, wie der Standort beschaffen ist, wo die Pflanze wachsen soll. Liegt er sonnig oder halbschattig, ist der Boden feucht oder trocken, lehmig oder sandig? Im Zweifelsfall nehmen Sie einen kleinen Eimer Erde mit. Obwohl viele Arten recht anpassungsfähig sind, gedeihen sie doch nur dann richtig gut, wenn sie einen Platz bekommen, der ihrer Herkunft möglichst ähnlich ist.

Praktischerweise lassen sich die vorgestellten Stauden gerade jetzt besonders gut pflanzen. Da können Sie in der Gärtnerei gleich deren Talente in puncto Herbstfärbung beurteilen. Bis auf einige Ausnahmen: Japanisches Blutgras, Japanisches Berggras und die Chinesische Bleiwurz sind etwas empfindlicher und kommen besser erst im Frühling in die Erde.

Bleibt noch die Überlegung, wo genau der Herbst auf dem Grundstück sinnvollerweise stattfinden sollte. Schließlich verlegen wir unser Leben seit einiger Zeit gerade wieder von draußen nach drinnen. Folglich ist es am geschicktesten, Stauden mit bunter Blattfärbung dorthin zu setzen, wo man sie von einem Fenster aus genießen kann. Vielleicht vor der Küche, wo man ja öfter am Tag etwas zu tun hat, oder am Rand der Terrasse. Auf jeden Fall nicht zu weit weg: Sie sind ja kleiner als Bäume und Sträucher! Weitere gute Standorte ergeben sich aus den Wegen, die Sie täglich zurücklegen. Nämlich dort, wo sie Ihnen beim Gang zum Briefkasten, zur Garage, zum Gartentor oder zum Kompost begegnen. ­Wetten, dass Ihnen die strahlenden Farben in diesen zuweilen recht grauen Wochen richtig guttun werden?

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