Ziergarten: Die Namen der Rosen

Einleitung

Oktober 2018 Sie heißen 'Gloria Dei', 'Augusta Luise' und 'Jacques Cartier'. Doch wer bzw. was steckt hinter den Sortenbezeichnungen der vielen Königinnen unter den Blumen?

Inhalt

‘Gloria Dei’ wirbt als erste Weltrose für den Frieden.

Jahr für Jahr gibt jeder der großen deutschen Rosenzüchter ein halbes bis ein ganzes Dutzend neue Sorten in den Handel. Bis eine Rose soweit ist, dauert es mindestens sechs Jahre des Prüfens, Auslesens und Verwerfens. Da haben manche Züchtungen wegen irgendeiner auffälligen Eigenschaft schon einen Namen bekommen. Darunter auch kuriose wie: 'Keepit' (Behalte sie) oder 'Fragezeichen'. Wenn nicht, greifen die Züchter auf eine Liste gesammelter Namen zurück, auf der sogar bereits „gebrauchte“ stehen, deren Trägerinnen ver­loren gegangen sind. Es geht allerdings durchaus spannender.

Mit Bewegter und bewegender Geschichte nach oben

Vom Erlös jeder verkauften ‘Rose der Hoffnung’ spendet die Züchterfirma Kordes 1 Euro zugunsten krebskranker Kinder.

Nr. 3-35-40 lautete der profane Arbeitstitel einer Rose, welche die bekannte französische Züchterfamilie Meilland aus einer Kreuzungsserie 1935 heraussuchte. Heute firmiert sie unter den Namen 'Gioia' (Freude, Italien), 'Mme A. Meilland' (Frankreich, Schweiz), 'Peace' (Frieden, USA) und 'Gloria Dei' (Ehre sei Gott, Deutschland). Eine Art Zeitdokument: Meilland schickte 1936/37 Veredlungen der Nr. 3-35-40 an Rosenbaumschulen in Deutschland, Italien, England und den USA. Der Zweite Weltkrieg brach aus, und demzufolge der Kontakt zwischen den Ländern ab. Jede Baumschule gab der Kreuzung den Namen, der ihr passend erschien. Im Gartenbaubetrieb Pfitzer in Stuttgart entschied man sich für 'Gloria Dei'. 1945 erhielt Meilland Nachrichten aus den USA, dass die Teehybride gut gefiel. Sie sollte auf den Namen 'Peace' getauft werden, in der Hoffnung auf ein baldiges Kriegsende und als Mahnmal für kommende Generationen. Die Taufe fand zufällig genau an dem Tag statt, als Berlin den Alliierten in die Hände fiel – der Anfang vom Ende des Krieges.

Mehr als dreißig Millionen Mal verkaufte sich 'Peace' bzw. 'Gloria Dei' im ersten Jahrzehnt nach Kriegsende. Ihr fiel verdientermaßen die Ehre zu, 1976 zur allerersten „Weltrose“ erklärt zu werden, der höchsten internationalen Auszeichnung, die eine Rose überhaupt erlangen kann.

Für noch mehr sehr gute Zwecke nach oben

Eine Rose als Botschafterin für den Frieden ist schon eine tolle Sache. Das gilt genauso für Charity-Rosen, also Sorten, aus deren Verkaufserlösen ein Teil gespendet wird. Die der 'Lions Rose' beispielsweise, die anlässlich des 50. Jubiläums des Lions Club Deutschland getauft wurde, kommt dem Friedensdorf Oberhausen zugute. Dort werden Kinder aus Kriegs- und Krisengebieten unterstützt. Bei 'Rose der Hoffnung' geht es ebenfalls um eine Spendenaktion, in diesem Fall für krebskranke Kinder. Sie steht in Zusammenhang mit der Tour der Hoffnung, ein deutschlandweiter, jährlicher Fahrradevent, an dem Prominente für diesen guten Zweck in die Pedale treten.

Personen & Persönlichkeiten nach oben

Der französische Maler Henri Fantin-Latour (1836–1904) bildete gerne Blumen mit Ölfarben auf seinen Leinwänden ab. Eine Zentifolie im Stil der von ihm gemalten erhielt ihm zu Ehren seinen Namen.

Sehr oft widmen Züchter ihre Rosen bekannten und unbekannten Menschen. Früher ehrten sie damit gerne Verwandte oder Bekannte. Gärtner und Züchter kamen genauso in den Genuss einer „eigenen“ Sorte, wie Dichter, Denker und Lenker der Zeitgeschichte. Eine ganze Gruppe „Malerrosen“ kamen auf den Markt. Die Stillleben des 17. und 18. Jahrhundert zeigten oft üppig gefüllte Zentifolien, die daraufhin „Roses des ­peintres“ genannt wurden, die Rosen der Maler. Es ging aber auch umgekehrt, wie die 1904 getaufte Sorte 'Fantin Latour' beweist. Diese Tradition erlebt seit einigen Jahrzehnten einen neuen Höhepunkt: Der französische Züchter Delbard brachte eine ganze Kollektion bunter Rosen in das Sortiment, geflammt und gestreift, als hätten Impressionisten ihre Pinsel über die Blüten gestrichen, mit Namen wie 'Claude Monet', 'Paul Gaugin', 'Henri Matisse' und 'Grimaldi'.

‘Jacques Cartier’ hat nichts mit Schweizer Uhren zu tun.

Bei 'Jacques Cartier' könnte man Verbindungen zu einer Schweizer Uhren- und Schmuckmarke vermuten – wäre sie nicht etwas älter als die Firma. Seit 1868 erinnert die stark duftende Portland­rose an den Entdecker Kanadas. Nach ­Kolumbus setzte Cartier Anfang des 16. Jahrhunderts die Segel Richtung Neue Welt und drang auf dem St.-Lorenz-Strom bis Quebec vor.

Kennen Sie den Briefwechsel zwischen Goethe und seinem Gustchen? Zum 200. Geburtstag des Dichters taufte der Züchter Tantau eine Edelrose nach ihr: ‘Augusta Luise’.

Wo es Malerrosen gibt, sind natürlich Dichterrosen nicht fern. Neben 'Johann Wolfgang von Goethe Rose' (2010) und 'Friedrich von Schiller', erinnern Sorten an deren literarisches Personal bzw. deren Werke: 'Götterfunken', 'Wallenstein', 'Wilhelm Tell', 'Erlkönig', 'Zauberlehrling' und 'Augusta Luise'. Letztere kennen Sie eher als Goethes Gustchen. Es gab sie wirklich: Augusta Louise zu Stolberg-Stolberg lebte im Kloster Uetersen und unterhielt einen lebhaften Briefwechsel mit Goethe. Persönlich kennengelernt haben sie sich nie.

Rosennamen kann man kaufen nach oben

Wie kommt eine Rosensorte zu dem Markennamen eines Schmerzmittels? Der Hersteller kaufte den Namen beim Züchter anlässlich eines Jubiläums. Das könnten Sie auch, wenn Ihnen etwas bzw. jemand lieb und teuer ist: Bei Kordes Rosen, zum Beispiel, können Sie sich eine Rose mit einer bestimmten Farbe, Wuchsform etc. wünschen. Bis das Rosenkind so weit ist, gehen drei bis vier Jahre ins Land. Soll es den Sortenschutz und eigene Etiketten haben, schlägt die „eigene“ Rose mit ca. 10.000 Euro zu Buche.

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