Ziergarten: Stauden mit besonders schönem Austrieb

Einleitung

April 2018 Im April scheint draußen immer alles gleichzeitig zu passieren: Man weiß kaum, wo man hinschauen soll, um möglichst alles miterleben zu können. Einige Arten verdienen allerdings besondere Aufmerksamkeit, weil Ihre Entfaltung sensationell schön anzusehen ist. Achten Sie mal drauf!

Bild 1: Die wachsenden Blätter der Funkie sprengen die Hüllenspitze.

Im Gegensatz zu Sommerblumen, wie Klatschmohn, Ringelblume und Kornblume, kommen Stauden alle Jahre wieder: Sie sind mehrjährig. Im Herbst haben sie Blattgrün und andere Reservestoffe in ihren Wurzelstock bzw. ihre Rhizome eingezogen. Sobald der Boden sich erwärmt, beginnen sie ihren Lebenszyklus erneut. Einmal gepflanzt, hat man also viele Jahre Freude daran – immer vorausgesetzt, der Standort passt hinsichtlich Licht- und Bodenbedingungen zu ihnen.

Raffinierte Schutzvorkehrungen nach oben

Gerade im Frühling warten nicht nur leidenschaftliche Gärtner auf die Glücksmomente, wenn sich endlich die ersten grünen Spitzen aus der Erde wagen. Der Austrieb ist auf den zweiten Blick gar nicht einmal so ohne. Schließlich müssen die zarten Triebe sich durch teilweise schwere oder steinige Böden nach oben schieben. Gefährlich, denn das könnte die empfindliche Triebspitze verletzen, die dafür zuständig ist, dass die Pflanze überhaupt in die Länge wächst. Doch dagegen haben die grünen Gewächse Strategien entwickelt.

Bild 2: Hirschzungenfarn

Sie hüllen sich beispielsweise in schützendes Gewebe, bis sie sicher oberhalb der Erde angekommen sind, so wie die Funkie Bild 1. Die wachsenden Blätter sprengen die Hüllenspitze, um schließlich ihre platzsparend eingerollten, saftig grünen Spreiten zu entfalten. Farne, wie Hirschzungenfarn Bild 2, er­fanden eine andere, nicht minder anmutige Möglichkeit, die Triebspitze beim Durchbruch an die Oberfläche zu schützen: Ihre Wedel bilden zum Austrieb eine mit braunen Schuppen bedeckte Spirale, welche die empfindliche Triebspitze in ihrem Inneren bewahrt. Am Licht angekommen, rollen sich die Wedel dekorativ über Tage hinweg auf.

Apropos Licht: Noch ein Faktor, der frischen Triebspitzen Probleme bereiten könnte. Scheint die Sonne kräftig ins Beet, könnte Sonnenbrand die Folge sein. Um dem entgegen­zuwirken, so vermuten Wissenschaftler, bilden die Nachwuchs-Pflanzen einen roten Farbstoff genannt Anthocyan. Während dieses Prozesses entstehen Pigmente, die vor intensiver UV-Strahlung schützen. Sonnencreme von innen, sozusagen. Ein Phänomen, das häufig zu beobachten ist, auch bei Gehölzen. Und attraktiv obendrein! Schauen Sie sich die jungen Triebe der Pfingstrosen Bild 3 an! Bereits als ganz Kleine stehen sie kräftig und rotgefärbt da und lassen die ansehnlich ge­fiederten Blattspreiten erahnen, derentwegen sich Pfingstrosen auch nach der Blüte nicht zu verstecken brauchen.

Bild 3: Junge Triebe der Pfingstrosen
Bild 4: Hohe Fetthenne

Hohe Fetthenne Bild 4 und Oktober-Fettblatt gehen andere Austriebswege. Die Mini-Rosettchen der neuen Generation lauern längst im Schutz der abgestorbenen Stängel. Immer, wenn's im Winter ein bisschen wärmer wird, wachsen sie weiter. Ein Lichtblick für alle, die zuweilen fast nicht mehr daran glauben, dass der nächste Frühling tatsächlich einmal kommen wird! Jetzt ist es soweit, und die Rosetten strecken sich zu neuen Trieben in die Höhe. Vorher sollten Sie allerdings die des Vorjahres abgeschnitten haben, sonst wird es etwas zu eng für die Schere. Rupfen können Sie zwar auch, doch dabei kommen gerne Rosetten mit heraus. Macht aber nichts, denn die werden einfach an anderer Stelle eingepflanzt.

Charmante Nachfolger nach oben

Im März/April austreibende Stauden vollbringen eine weitere optische Hochleistung. Als Nachbarn frühlingsblühender Zwiebelblumen nämlich. Tulpen, Narzissen und ihre Anverwandten müssen ihre Reservestoffe komplett einziehen, wenn sie im Folgejahr erneut blühen sollen. Deshalb schneiden Sie den Samenstand direkt nach dem Verwelken ab und lassen die Blätter so lange stehen, bis sie ganz vergilbt und rascheltrocken geworden sind. Sieht nicht gerade hübsch aus. Der beliebte Zierlauch setzt noch einen drauf und beginnt bereits während der Blüte mit dem Einziehen.

Bild 5: Tulpen mit Pfingstrosen im Beet.

Für diesen kleinen Makel sind passende Beetbegleiter eine aparte Lösung. Die Stauden überlassen den Frühblühern zunächst die Bühne, um dann zwischen ihnen heranzuwachsen und das vergilbende Blätterwerk zu kaschieren. Ein Grund, warum Tulpen im Beet so gerne mit Pfingstrosen Bild 5 verbandelt werden. Im Foto umschmeichelt sie noch ihre rote Nachbarin, die bei Sonnenwetter in wenigen Tagen die Blütenblätter verlieren wird. Nicht mehr lange, dann verschwindet das Tulpenlaub hinter dem der Pfingstrose, die sich ihrerseits anschickt, ihre spektakulären Blütenschalen zu öffnen. Ein Traumpaar, zumindest für sonnige Bereiche! Alternativ stehen Frauen­mantel, Storchschnabel, Hohe Wolfsmilch und weitere Stauden für die Kaschieraufgabe zur Wahl.

Im Halbschatten bieten sich für diesen Zweck Farne Bild 6 und Funkien an. Oder Salomonsiegel Bild 7, dessen Austrieb sich auch sehr attraktiv präsentiert. Das Kaukasus-­Vergissmeinnicht ist eine ebensogute Wahl: Es begleitet die Tulpen mit Vergissmeinnichtblüten und glänzt im weiteren Jahres­verlauf mit wohlgeformtem Laub bis zum Winter.

Bild 6: Für den Halbschatten bieten sich Farne und Funkien an.
Bild 7: Austreib des Salomonsiegel

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