Ziergarten: Koniferen − erst hui, jetzt pfui?

Einleitung

Januar 2017 Gehölze stehen in der Regel über Jahre und Jahrzehnte. Daraus eine Modeerscheinung zu machen, wäre also recht kurz gedacht. Trotzdem kommt es vor. Besonders deutlich im Fall der Nadelgehölze: In den Sechzigern und Siebzigern waren sie etwas zu beliebt. Das brachte ihnen ein Igitt-Image ein. Inzwischen rehabilitieren sie sich. Zu Recht!

Pflegeleicht, schlanke (sprich: moderne!) Silhouette, sommers wie winters grün, kein "Dreck" durch Früchte oder Laub − Koniferen waren in Folge des Wirtschaftwunders das Ding. Haus bauen, Gehölz kaufen, Einpflanzen − fertig ist der schön ordentliche Eindruck. In den Baumschulen kamen die Gärtner mit dem Vermehren der Nadelgewächse gar nicht hinterher.

Ende der Sechziger bahnte sich ein gesellschaftlicher Umbruch mit dem Ruf nach Werten wie Freiheit und Frieden an. Ein fruchtbarer Boden für die Entwicklung der Ökobewegung. Die Zahl der Wasserbiotope stieg, während Koniferen ins Hintertreffen gerieten. Sie galten als spießig und, vor allem, als wertlos für die Tierwelt: Viele Arten und Sorten stammen nicht von hier. Unsere Vögel, Insekten und anderen Lebewesen könnten damit nichts anfangen, so die gängige Meinung.

Selbst viele Gartenbesitzer, welche die Nadelgehölze gepflanzt hatten, wurden auf Dauer nicht wirklich glücklich damit. Fichte und Kiefer wachsen nun mal ganz schön in die Höhe. Ehe man sich's versah, verwandelten sich ganze Gartenteile in dunkle Löcher. Im Schatten der zu Riesen gewordenen wächst nichts, auch, weil der Boden durch abgeworfene Nadeln versauert (ja − Koniferen wechseln ihre "Blätter", ­allerdings eher im dreijährigen Rythmus und nicht alle auf einmal). Obendrein schirmen die Bäume Licht vom Haus ab. So bleiben die Räume düster. Rund ums Jahr.

Was war eigentlich falsch gelaufen? nach oben

Mit dem Wunsch nach Pflegeleichtigkeit und moderner Optik hat man es mit der Nadelgehölzpflanzerei schlichtweg übertrieben. Und dazu noch das Falsche am falschen Ort gepflanzt: Bäume, die sehr hoch wachsen, werden halt auch breit. Sogar Mammutbäume zeugen heute noch davon, dass manche Gartenbesitzer weniger gut beraten worden sind − wenn sie sich überhaupt bei Fachleuten erkundigt hatten. Hinzu kam, dass die seinerzeit populären Omorika-Fichten den oft verdichteten Boden der Neubaugebiete nicht vertragen, welche die Ursachen für das massenhafte Omorika-Sterben ver­stärkten. Der Wunsch nach einem naturnahen Garten tat sein Übriges, dass allein die Bezeichnung "Konifere" gefühlt zum Unwort geriet. Thujen, Zedern und Zypressen wollte niemand mehr. Auch, weil sie keine dekorativen Blüten tragen und zu jeder Jahreszeit das gleiche Erscheinungsbild zur Schau stellen. Selbst bei der Vermittlung der Pflanzen­sortimente an den Hochschulen für Gartenarchitekten kamen Koniferen schlecht weg. Noch heute gibt es strikte Gegner.

Auch so können Thujen aussehen! Dicht wachsende Zwergsorten, wie ‘Aurea Nana’, ‘Danica’ und ‘Tiny Tim’, erhalten mit wenig Schnitt exakte Konturen.

Keine Konifere ist auch keine Lösung nach oben

Dabei spricht so vieles für Immergrüne! Gerade im oft tristen Winter sorgen Sie für Farbe (teils in Blau, Gelb oder Bronze!). Stellen Sie sich den Garten im Bild oben ohne die Thuja-Formschnittsäule und die kegel­förmigen Zuckerhut-Fichten vor. Sie sind jetzt das Rückgrat zwischen Beeten, Rasen und laublosen Sträuchern. Im Sommer ziehen sie sich als Struktur­elemente optisch zurück oder bilden ruhige Hintergründe für bunte Blumen. Schmal wachsende Arten verleihen dem Garten mediterranes Flair und betonen formale Gestaltungsgrundrisse. Im Gegensatz zu den meisten Laubgehölzen vertragen Koniferen Schnitte gut bis sehr gut. Nur wenn sie einmal durch Krankheit, Astbruch, Trockenheit oder Ähnliches gelitten haben, sehen sie jämmerlich aus. Für immer. Das sollte aber niemanden davon abhalten, ausgewählte Nadelgehölze an aus­gewählte Stellen zu pflanzen. Ihr dicker Trumpf: Sie kommen in so vielen verschiedenen Formen und Größen, dass es für alle Bereiche etwas Passendes gibt, sei es Vorgarten, Eingangsbereich, Grundstücksgrenze oder eine Beetecke. ­Manche kommen als Kugel daher, andere als Kegel oder Säule, als Kissen oder Teppich. Selbst für Töpfe und Balkonkästen sind er­staunlich viele in passenden Dimensionen dabei.

Eibe: Weibliches Exemplar mit Früchten.
Thujen stammen aus Asien sowie Amerika. Das hält Erlenzeisige nicht davon ab, sich die Mini-Zapfen dennoch einzuverleiben.
Europäische Eiben bilden im Winter einen grünen Lichtblick. Weibliche Exemplare bieten Vögeln sogar verlockend rote Nahrung.

Was die Ökologie betrifft: Maßvoll eingesetzt, richten Koniferen anderer Kontinente keinen Schaden an. Im Gegenteil: In einzeln stehenden, größeren Exemplaren finden Vögel Nistmöglichkeiten bzw. Schutz, der gerade im laub­losen Winter wertvoll für sie ist. Und an den Zapfen ungeschnittener Thujen finden Zeisig, Grünfink & Co. sogar Geschmack.

Ein typisches Beispiel aus der Zeit, als Koniferen in Mode waren. Diese Fichte wurde zu dicht ans Haus ­gepflanzt und nimmt Garten und Gebäude Licht weg.

Sind alte Exemplare noch zu retten? nach oben

Die Stämme aufzuasten bringt zwar etwas mehr Licht ins Haus, verleiht den Bäumen andererseits eine merkwürdige Figur. Säulenförmige Thujen, Wacholder oder Zypressen können Sie entspitzen, um ihre Dimension wieder etwas anzupassen. Bei Atlaszedern nehmen Sie zusätzlich altes und abgestorbenes Holz heraus. Eiben sind, was radikale Schnitte betrifft, sowieso völlig unempfindlich. Auch Kiefern lassen sich gut wieder "zuschneiden". Zweinadelige Arten, wie Krummholzkiefer und Zwergkiefer, können Sie durch kräftiges Auslichten in Big Bonsai umgestalten − wenn es zu Ihrem Stil passt. Dann wirken sie luftiger und leichter, bleiben aber dennoch große, altehrwürdige Charakterpflanzen.

Zwerg-Blaufichte
Zwerg-Kiefer
Von jeder Nadelhölz-Gattung sind zwergig, kugel- oder kissenförmig wachsende Sorten im Handel. Hier: Teppich-Wacholder.

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