Wer kennt die Arten, nennt die Sorten?

November 2000 Jede Pflanze wird bei ihrer systematischen Einordnung als zu einer Anzahl Kategorien zugehörig behandelt, die eine Folge von einander untergeordneter Rangstufen bilden.
Von praktischem Interesse für den Freizeitgemüsebauer sind in absteigender Reihenfolge die "unteren Ränge" dieses Schemas:
Familie > Gattung > Art als "natürliche" Kategorien sowie > Sorten (meistens) als Züchtungsprodukte des Menschen.
Bevor wir uns aber mit den Arten und Sorten beschäftigen, zum besseren Verständnis, auch der (botanischen) Namengebung, noch eine kurze Erläuterung der Gattungen: Sie stellen Gruppen von Arten dar, die in ihren Merkmalen einander ähneln und sich so von allen anderen Artengruppen abheben.
nach obenArten und Sorten

Hier soll versucht werden, die Unterschiede deutlich zu machen.
Pflanzenarten (Spezies) bilden die Grundkategorie auf dieser "Treppe". Bei ihnen handelt es sich um Pflanzen eines engen Verwandtschaftskreises. In ihm sind solche Gewächse zusammengefasst, die sich von allen anderen durch wesentliche, konstante, erbliche Merkmale (z. B. Form und Wachstum unterirdischer Organe, Wuchsform und Querschnitt des Stengels, Blattstellung und -gestalt, Blütenstand und -form, Fruchtart und Bau des Samens) unterscheiden und nach der Bestäubung und Befruchtung in der Regel elterngleiche Nachkommen hervorbringen. Diese sind untereinander fruchtbar.
Aus dem Bereich Gemüse sind z. B. Gurken, Kürbisse, Möhren, Schwarzwurzeln, Sellerie oder Tomaten Pflanzenarten.
Dass es auch noch Unterarten (= Subspezies; z. B. Blatt- und Wurzelpetersilie, Knollen- und Bleichsellerie usw.) gibt, soll zwar erwähnt aber nicht weiter ausgeführt werden, um die Sache nicht zu komplizieren.
Nach den gültigen Regeln trägt jede Pflanzenart eine sich aus zwei Einheiten zusammensetzende wissenschaftliche Benennung: den Gattungs- und einen hinzugefügten Artnamen. Dadurch wird sie von anderen Arten derselben Gattung unterschieden. Beispiele (s. Zeichnung): Gattung Cucurbita (Kürbis): Art "Riesenkürbis" = Cucurbita maxima; Art "Gartenkürbis" = Cucurbita pepo.
Diese botanischen Namen sind zur genauen Verständigung notwendig. Mit deutschen Benennungen können manchmal sogar bekannte Pflanzen nur unpräzise beschrieben werden, da viele von ihnen in den verschiedenen Gebieten Deutschlands andersartige Bezeichnungen tragen (Beispiel: Rote Rübe = Rote Bete, fälschlich auch Rote Beete, Salatrübe, Rane, Randig).

Sorten sind z. B. 'Rita' oder 'Sandra' bei Gurken, 'Gelber Zentner' beim Riesenkürbis, beim Gartenkürbis (hier der "Gruppe" Zucchini) 'Diamant', 'Nantaise' oder 'Marimba' bei Möhren, 'Master' oder 'Sweet 100' bei Tomaten, 'Nippon', 'Asten' beim Chinakohl usw. (ln der Zeichnung dienen die Fruchtmotive der untersten Rangstufe nur der Veranschaulichung und sind mit den dort genannten Gurken-/Kürbissorten nicht identisch).
Internationale Regeln schreiben vor, dass Sortennamen in einfache Anführungszeichen ('…') zu setzen sind.
Die korrekte botanische Bezeichnung der Kulturpflanzen fußt also auf den drei Hauptrangstufen Gattung, Art und Sorte, zum Beispiel: Gurke = Cucumis sativus 'Rita' (s. Zeichnung). Botanische Benennungen werden kursiv, Sortennamen "normal" gedruckt.
Zu guter Letzt spielen für den Gemüsebauer die Pflanzen-Familien (z. B. Kürbisgewächse, Doldenblütler, Kreuzblütler) als "übergeordnete Instanzen" insofern eine beachtenswerte Rolle, als ihr zugehörige Gemüsegattungen/-arten häufig bei zu enger Folge nach sich selbst "unverträglich" sind (z. B. Petersilie nach Möhren, Kohlarten, Radies, Rettich nach Kohlarten, u. a.) und deswegen erst nach einer gewissen Wartezeit auf demselben Beet angebaut werden sollten. In den Familien werden die Gattungen nach ihrer natürlichen Verwandtschaft zusammengefasst.
Was hier für das Gemüse gesagt worden ist, gilt natürlich in entsprechender Weise auch für die Zier- und Obstgewächse.
* Bauernblatt Schleswig-Holstein und Hamburg v. 27.5.2000
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Dagmar Rietz
Hurra und danke! Endlich nach jahrelangem Suchen, eine methodisch fasslich aufgestellte und sofort brauchbare und anwendungsbereite Darstellung gefunden.
"Je mehr wir wissen,desto mehr sehen und fühlen wir,desto gehaltvoller leben wir. Doch: Ohne korrekte didaktische Eingliederung wird es umständlich und dementsprechend mühsamer.(Wir würden weiter an der Oberfläche plätschern und plänkeln)
Dagmar Rietz
Hurra und danke! Endlich nach jahrelangem Suchen, eine methodisch fasslich aufgestellte und sofort brauchbare und anwendungsbereite Darstellung gefunden.
"Je mehr wir wissen,desto mehr sehen und fühlen wir,desto gehaltvoller leben wir. Doch: Ohne korrekte didaktische Eingliederung wird es umständlich und dementsprechend mühsamer.(Wir würden weiter an der Oberfläche plätschern und plänkeln)
Dagmar Rietz
Sorry: Ich bin Neuling im Internet. Falls meine Sendung jetzt mehrfach gesandt wurde, lag es am Unverständnis im Umgang mit den Zeichen.(blau aufleuchtende Felder glaubte ich als unzureichend bedient
Nochmaligen Dank für die gefundene Quelle. - Gerade sehe ich die Doppel-E-Mail
Dagmar Rietz
Pardon: Neuer Lerngewinn - "blau unterlegt, bedeutet wohl, für andere verdeckt bleiben.