Küchengarten: Absägen? Oder stehen lassen?

Bild 1: Alter Apfelbaum im Winter

Einleitung

Dezember 2016 Wenn ein Obstbaum in die Jahre gekommen ist und nicht mehr so recht tragen will, steht eine Entscheidung an: Fällen und neu pflanzen? Oder doch noch ein bisschen damit ­warten? Eine Abwägungssache - vor allem, wenn man die Sache aus der Perspektive von Steinkauz & Co. betrachtet.

Keine Frage: Im kleinen Garten, wo nur ein Obstbaum Platz hat und eine gute Ernte geschätzt wird, hat ein knorriger Gehölzveteran seine Pflicht getan. Ein neuer sollte her. Reicht dem Gartenbesitzer die Menge an Früchten noch aus oder sind sie ihm nicht so wichtig, ist es zumindest eine Überlegung wert, ob der greise Geselle bleiben darf. Zum einen, weil er mit seinem malerischen Charakter attraktiv anzuschauen ist − erst recht im Winter Bild 1. Zum anderen, weil alte Obstbäume selten geworden sind. Das Nachsehen haben Arten, die dort früher ihren Lebensraum und Nistmöglichkeiten fanden.

Ersatzwohnungen für Steinkäuze nach oben

Bild 2: Alter Obstbaum mit eingefaultem Loch
Bild 3: Steinkauz
Bild 4: Siebenschläfer

Was haben alte Bäume, was junge nicht haben? Höhlen, zum Beispiel. Und darauf sind viele Tiere angewiesen. So steht der Steinkauz Bild 3 hierzulande auf der Roten Liste: Er findet keinen natürlichen Raum zum Brüten mehr und wäre sicher längst verloren, wenn nicht Naturschützer Bäume mit mardersicheren Niströhren versehen würden. Ein alter Obstbaum mit eingefaultem Loch Bild 2 im Garten wäre für den kleinen Eulenkobold ein Geschenk! Weitere selten gewordene Vogelarten, wie Wendehals und Wiedehopf, fliegen ebenfalls auf der­artige Nistmöglichkeiten. Ihre Vor- oder Nachmieter können Fledermäuse sein, Haselmäuse oder Siebenschläfer Bild 4. Weniger putzig finden die meisten Hobbygärtner, wenn ein Hornissenstaat einzieht. Dabei sollten sie sich lieber freuen: In dem Jahr wird es keine lästigen Wespen an der Kaffeetafel geben!

Bild 5: Hirschkäfer

Langjährige Totholz-Nutzniesser nach oben

Apropos Insekten: Eine große Zahl braucht Totholz − worin somit eigentlich viel mehr Leben steckt, als in gesundem Holz. Käfer bohren für ihren Nachwuchs Löcher hinein, die wiederum von anderen Arten als Nistgang nachgenutzt werden, darunter für die Bestäubung wichtige Wildbienen. Selbst zu Mulm zerfallendes Holz gibt einen wertvollen Lebensraum ab. Rosen- und Nashornkäfer verbringen ihre Engerlingzeit darin, ebenso wie der beeindruckende Hirschkäfer Bild 5: Die Weibchen legen ihre Eier gerne in modrigen Eichenstubben ab, nutzen aber auch die Stümpfe anderer Baumarten.

Sicherheit geht vor! nach oben

Es gibt also gute Argumente, einen müde gewordenen Obstbaum zugunsten der Artenvielfalt einfach seinen natürlichen Lebenszyklus weiter durchlaufen zu lassen. Im Garten hat das allerdings seine Grenzen. Brüchige Äste und die Standfestigkeit des Stammes müssen im Auge behalten werden. Wer das Gerippe nicht mehr sehen mag, kann es mit Kletter­pflanzen begrünen, oder lässt vielleicht den Stumpf stehen. Oder er räumt Äste und Stamm in eine ruhige Gartenecke, damit Blindschleiche und Kröte, Eidechse und Igel Verstecke finden. Pilze und Insekten werden schließlich das Holz so lange besiedeln, bis es wieder eins ist mit der Erde. 

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