von Soosten, Rolf
noch keine KommentareHimbeerrutensterben − Ursachen und Bekämpfung
Oktober 2013 Obstbauende Betriebe haben immer mehr Probleme mit der Gesundheit der Himbeere. Wir beleuchten einige der Ursachen und ihre Bekämpfung.

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Ein anderer, häufig nicht beachteter Pilz, Leptosphaeria coniothyrium, verursacht in Bodenhöhe das Absterben der Rute, sichtbar durch morsch erscheinende Rinde, die ihrer Funktion nicht mehr nachkommt. Die Rinde platzt auf, das Holz der Rute wird brüchig.
Die Erreger Didymella applanata und Leptosphaeria coniothyrium kommen oft vergesellschaftet vor, die jeweiligen typischen Symptome lassen sich schwer trennen. Zur Bekämpfung gilt auch hier: Tief unten die alten Ruten sofort nach der Ernte abschneiden und aus der Anlage entfernen. Beide Erreger sind seit langem bekannt und oft beschrieben. Die beschriebenen Gegenmaßnahmen sollten zum Pflegestandard gehören.
nach obenNeuer Erreger
In den vergangenen Jahren hat sich ein neues Problem eingeschlichen, vor dem der Obstbau fast hilflos steht. Ein Pilz namens Phytophthora fragariae rafft in wenigen Jahren ganze Himbeer-Plantagen hin. Experten kennen den Namen von den Erdbeeren. Die Form 'rubi' hat seit einiger Zeit die Himbeere als Wirtspflanze erobert. Die Biologie des Pilzes ist annähernd gleich.
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Wie bei den Erdbeeren sind die Sporen über mehrere (angeblich bis zu 15) Jahre im Boden lebensfähig und durch das Bodenwasser beweglich. Die Blätter verfärben sich gelb, später braun, die Ruten sterben ab und neue Ruten stellen das Wachsen ein. Schnell greift die Krankheit auf Nachbarpflanzen über. Es gibt weder biologische noch chemische Bekämpfungsmöglichkeiten. Roden und Entsorgen sind die einzigen Maßnahmen, den Pilz einzudämmen. Eine Nachpflanzung funktioniert nur mit toleranten Sorten. Nach einer Schweizer Forschungsarbeit und anderen Versuchen werden folgende Sorten als tolerant bezeichnet:
- 'Autumn Bliss
'
- 'Himbostar
'
- 'Malling Admiral'
- 'Nootka'
- 'Rubaca
'
- 'Rusilva'
- 'Sanibelle
'
- 'Weirula
'
Auf verseuchten Böden sollte nicht gepflanzt werden. Verdichtete und staunasse Böden scheiden für Himbeeren ohnehin aus. Wenn möglich, kaufen Sie meristemvermehrtes Pflanzgut. Haben Sie den Verdacht, dass der Boden mit Phytophthora fragariae verseucht ist, so betreten Sie diese Stelle immer als letzte, denn selbst durch Geräte und Schuhe mit anhängenden Bodenteilen kann die Krankheit übertragen werden. Himbeeren sind eine langlebige und darum teure (Gerüst und Pflanzmaterial) Kultur. Vorsicht lohnt sich also!
nach obenMücken als Erreger

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Die Himbeerrutengallmücke produziert mehrere Generationen im Jahr, von der Eiablage bis zum fertigen Insekt benötigt sie 45 bis 50 Tage. Insekten der letzten Generation wandern in den Boden, überwintern dort und schlüpfen ab Mitte Mai. Zur Eiablage suchen sie Risse in den unteren 50 cm einer Rute. Bei starkem Mücken- und Pilzbefall können die Erträge und Qualitäten beeinträchtigt werden.
Diese Aufzählung mag im ersten Moment erschrecken. Zur Beruhigung sei aber gesagt, dass eine richtige Standortwahl und ein weiter, lockerer und luftiger Bestand der sichere Weg zu guten Ernten ist. Wenn Sie auf Ihrem nächsten Spaziergang durch den Wald feststellen, dass Himbeeren eine Humusdecke über den Wurzeln haben, machen Sie es zu Hause nach – der Erfolg ist Ihnen sicher!
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Didymella applanata, Himbeere, Himbeerrutengallmücke, Leptosphaeria coniothyrium, Obstbau, Phytophthora fragariae, Pilz, Rinde, Rindenbräunung, RutensterbenKlicken Sie auf ein Schlagwort, um alle Artikel mit diesem Schlagwort anzuzeigen.
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