September 2013 Manche Zimmerpflanzen gedeihen immer und überall – fast. Das ist ein Trost für all jene Menschen, die nach etlichen missglückten Versuchen meinen, sie hätten keinen "grünen Daumen" und müssten daher auf Grün im Haus verzichten. Das brauchen sie nicht. Sie müssen nur die richtigen Pflanzen wählen. Pflanzen mit bescheidenen Ansprüchen und großer Anpassungsfähigkeit.
Die erste wichtige Regel im Umgang auch mit anspruchslosen Pflanzen ist, dass man sie achtet und ihnen das Überleben sichert. Dazu gehören genügend Licht, ausreichend Wasser und Nährstoffe, eine bekömmliche Temperatur – weder zu kalt noch zu warm, weder zu trocken noch zu nass, keine stressende hohe Lufttrockenheit. Das müsste doch einigermaßen zu schaffen sein! Ganz harte Pflanzen überleben zwar selbst extrem widrige Umstände, doch jede entwickelt sich bei aufmerksamer Pflege besser.
Es gibt ja viele unterschiedliche Plätze in Haus oder Wohnung: sonnige und schattige oder gar dunkle, warme und kühle. Es lohnt sich, den Bedürfnissen der Pflanze nachzugehen und sie entsprechend zu platzieren. Immer wieder stellt sich heraus, dass Pflanzen schon auf geringfügige Unterschiede, zum Beispiel zwischen einem Ost- und Südfenster, stark reagieren. Da macht ein Standortwechsel aus einem Kümmerling ein frohwüchsiges Exemplar.
Werden diese ein bisschen aufmerksam gepflegt, garantieren sie den grünen Daumen.
Also machen wir uns auf die Suche nach Zimmerhelden: Einige Pflanzen sind altbewährt. Seit Jahrzehnten, mittlerweile Jahrhunderten wohnen sie Seite an Seite mit Menschen: Wasserranke (Tradescantia) Bild 1, Liliengrün (Chlorophytum) Bild 2, Schusterpalme (Aspidistra) Bild 3 und Geldbaum (Crassula) Bild 4. Sie alle brauchen keine besondere Pflege. Wichtig sind passende Plätze. Für den Geldbaum hell und sonnig, für Wasserranke und Liliengrün hell, die Schusterpalme nimmt alles – von sonnig bis beschattet. Vor allen Dingen Schusterpalme und Geldbaum können zu lebenslangen Mitbewohnern werden.
Bild 5: Radermachera Neu im Kreis der schönen Untermieter sind Stereospermum (Rademachera)Bild 5 und Zamioculcas. Stereospermum fügt sich seit etwa 30 Jahren mit lockerem Wuchs in die Gesellschaft von Birkenfeige, Aralie und dergleichen. Der Platz sollte zwar hell, doch nicht prallsonnig sein, bei gleichbleibender Zimmertemperatur.
Bild 6: ZamioculcasZamioculcasBild 6 ist erst seit ein paar Jahren mit von der Partie. Sie ist wie gemacht für Menschen, die wenig Zeit haben, sich um Pflanzen zu kümmern oder deren Wohnung verhältnismäßig dunkel ist. Südfenster kommen nicht in Frage, eher Nordfenster. Gießen Sie zurückhaltend, denn die Pflanze kann in ihren knollenförmigen Rhizomen und Blattverdickungen Feuchtigkeit speichern. Deswegen eignet sie sich auch gut für Büroräume, wo sie übers Wochenende sich selbst überlassen bleibt bei Temperaturen nicht unter 15 °C, besser wärmer.
Zum Stamm der Verlässlichen gehören Birkenfeige (Ficus benjamina) Bild 7, Bogenhanf (Sansevieria) Bild 8 und Aralie (Fatsia japonica). Man kommt gut mit ihnen aus, falls sie richtig stehen: Die Birkenfeige fühlt sich an einem hell beschatteten oder eventuell leicht sonnigen Platz bei ganzjährig warmem Stand wohl. Bogenhanf sollte man sich merken, weil er sogar auf der Fensterbank eines nicht zu öffnenden Südfensters ausharrt – auch über der Heizung. Das wäre, um es drastisch auszudrücken, für die meisten Zimmerpflanzen ein Himmelfahrtskommando. Dennoch: Auch Bogenhanf fühlt sich an einem weniger stressigen Platz wohler. Die Aralie ist etwas für ganzjährig kühle, nicht unbedingt sonnige, aber helle Räume wie Flure, Treppenhäuser und Wintergärten.
Auch Farne, am besten von einer harten Sorte, eignen sich als Zimmerpflanze: Die meisten Farne – nicht alle – meiden direkte Sonne, lieben vergleichsweise viel Feuchtigkeit sowohl in der Luft wie im Substrat und eine möglichst gleichbleibende, sanfte Wärme. Das wäre exzellentes Umfeld für Schwertfarn (Nephrolepis) Bild 9, der sich sehr gut als Dekoration fürs Badezimmer eignet. Dort könnte übrigens auch ein Zypergras (Cyperus alternifolius) Bild 10 stehen, das ohnehin schon fast eine Wasserpflanze ist. Daher zieht man Zypergras am besten in Hydrokultur. Dadurch wird es noch pflegeleichter, weil das Gießen entfällt.
Für Hydrokultur eignen sich übrigens auch Wasserranke, Liliengrün, Birkenfeige und Rademachera. Wer dies erwägt, sollte sich zuvor sehr gründlich mit der Hydrokultur beschäftigen, damit die Sache erfolgreich ist.
Gehen wir die Liste durch, fällt auf, dass sich Blüten rarmachen. Zwar blühen Liliengrün und Wasserranke ziemlich häufig, doch wenig auffällig. Blühen sie nicht, ist es auch gut. Die Aralie Bild 11 hält sich ebenfalls zurück und muss erst recht alt werden, ehe sie Blüten zeigt. Wie wäre es stattdessen mit einem ZimmerhaferBild 12? Billbergia nutans ist ein Ananasgewächs, von denen man allgemein annimmt, dass sie anspruchsvoll sind. Aber Zimmerhafer ist hart im Nehmen, verträgt unwahrscheinlich viel Hitze und Sonne, selbst an einem Südfenster und blüht erfreulich oft, besonders wenn sich viele Pflanzen in einem Topf drängeln.
Zwar haben sie alle ihre Eigenheiten, doch sind die hier aufgeführten Zimmerpflanzen keine kapriziösen Gewächse, die schnell schlapp machen. Im Großen und Ganzen kann man sich auf sie verlassen und mit ihrer Hilfe den "grünen Daumen" beweisen.
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