Jaehner, Ilse
noch keine KommentareGärtnerischer Jahresrückblick − Zuerst kalt, dann nass
Dezember 2012 2012 war kein optimales Gartenjahr. Das Wetter machte Kapriolen, viele Pflanzen vertrugen dies nicht gut. Dabei hätte sich so mancher Fehler vermeiden lassen.
Gründe für geschädigte Pflanzen durch Kälte gab es in diesem Jahr viele: Zunächst der relativ viele Regen im Dezember und die recht milden Temperaturen zum Jahreswechsel. Beide Faktoren zusammen verhinderten einen regulären, rechtzeitigen Wachstumsabschluss. Im Gegenteil: Viele Pflanzen legten schon im Januar los, verführt durch die milde Witterung. Auf die strenge Kälte im Februar (ohne eine nennenswert schützende Schneedecke) folgte Kahlfrost, gepaart mit tiefem Bodenfrost und gefördert durch die feuchte Erde. Auch gab es im Februar große Temperaturunterschiede mit Nachttemperaturen bis −20 °C und sonnigen Tagen, bei denen sich die Luft an manchen Stellen auf +5 °C oder mehr erwärmte.
Im Sommer war es die wochenlange ununterbrochene Nässe mit viel Regen im Juni, vor allem im Juli. Beide Monate waren außerdem für die Jahreszeit zu kühl.
nach obenDie großen Verlierer: Rosen
Sowohl Winterkälte wie Sommernässe setzten den Rosen stark zu. Eine Lehre daraus: Es ist kein Verlass auf milde Winter. Darum vorsorgen! Häufeln Sie Rosen vor dem Winter unbedingt an, damit sich die Pflanzen doch noch aus der Veredlungsstelle erneuern können, falls Triebe stark zurückfrieren. Dazu keine Erde aus dem Wurzelbereich nehmen, sondern Kompost oder ähnliches Material. Die Triebe vor dem Winter nur soweit zurückschneiden, dass sie die Arbeiten nicht behindern. Ein endgültiger Rückschnitt erfolgt erst im Nachwinter, wenn die Schäden zu überschauen sind. Fichtenzweige oder ähnliches Schattiermaterial bereitlegen, damit die Rosen schnell vor aggressiver Wintersonne geschützt werden können.Düngen Sie Rosen im Sommer nicht später als Ende Juni, damit die Triebe ausreifen können. Eine reine Kalidüngung von 20 g/m² zwischen November und Februar macht Rosen frosthärter, festigt das Gewebe und erhöht die Konzentration des Zellsaftes, sodass die Pflanzen der Kälte einen größeren inneren Widerstand entgegensetzen.
Häufiger blühende Rosensorten sind winterempfindlicher als einmalblühende, weil sie immer weiter blühen wollen und deswegen grundsätzlich spät im Jahr mit dem Trieb abschließen. Pflanzen Sie daher besonders Kletterrosen dieser Gruppe nicht an Stellen, wo sie früher Ost-Sonne und kalten Winden ausgesetzt sind. In weniger günstigen Lagen nur Sorten pflanzen, die sich als genügend hart für solche Gegenden bewährten.

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In niederschlagsreichen Gegenden grundsätzlich Rosensorten mit ungefüllten oder schwach gefüllten Blüten bevorzugen. Außerdem benötigen Rosen unbedingt tiefgründigen, lockeren Boden ohne stauende Nässe. Verdichtete, luftarme Erde verstärkt die negativen Einflüsse allgemeiner Nässe weiter.
nach obenImmergrüne Gehölze
Naturgemäß sind immergrüne Gehölze durch kalte Winter stärker gefährdet als laubabwerfende, weil sie mit ihren immergrünen Nadeln und Blättern ständig viel Wasser brauchen, das ihnen jedoch bei tief gefrorenem Boden nicht zur Verfügung steht. Das Ergebnis ist eine so genannte Frosttrocknis.Rhododendren rollen ihre Blätter schmal ein und ziehen sich regelrecht zusammen, wenn es hart auf hart kommt, um Verdunstung von Wasser durch die Blätter herabzusetzen. Mit möglichst flächendeckendem Mulchen sorgen Sie dafür, dass der Frost weniger tief in die Erde dringt. Im Herbst gesammeltes Laub von Wegen, Plätzen, Rasenflächen unter Immergrünen ausschütten. Vor Beginn der Frostperiode, besonders nach ziemlich trockener Herbstwitterung, sollten Sie im Wurzelbereich solcher Gehölze gründlich gießen. Die Wenigsten denken daran, dass dies auch sofort nach Ende der Frostperiode notwendig ist, vor allem in einem anschließend trockenen Frühjahr.
Aufgepasst! Scharfer Ostwind macht Kälte noch kälter. Daher kalte Ostwindlagen für immergrüne Gehölze möglichst meiden. Vor allem Rhododendren und immergrüne Azaleen vor scharfer, praller Wintersonne durch einen Überbau höherer, möglichst ebenfalls immergrüner Gehölze wie Kiefern schützen.
Einigen immergrünen Gehölzen, die seit etlichen Jahren regen Zuspruch haben, ging es in diesem Jahr stellenweise ziemlich schlecht – so dem Kirschlorbeer (Prunus laurocerasus 'Rotundifolia
Erica × darleyensis, eine Kreuzung zwischen der heimischen Schneeheide (Erica carnea) und Erica erigena aus Südwestfrankreich und Nordspanien, ist ein erklärter Liebling von Gartenbesitzern, weil sie reicher und länger blüht als Schneeheide. Sie hat es mit häufigem Totalausfall arg erwischt, nachdem die Pflanzen im vorhergehenden, durchaus kalten Winter, unter guter, schützender Schneedecke anstandslos durchkamen. Mancher Gartenbesitzer in weniger günstigen Lagen wird danach wohl reumütig zu Erica carnea zurückkehren.

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Glanzmispel (Photinia fraseri), ein tolles Gehölz mit effektvollem Austrieb und auch sonst hübsch gefärbten Blättern sowie schönem Sommerflor, ist hier als Freilandpflanze auf Dauer nur im Weinklima brauchbar, sonst als Kübelpflanze, worauf nicht immer ausreichend hingewiesen wird.

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nach obenBlumenzwiebelarten
Überraschender Weise zeigten sich einige Blumenzwiebelarten nicht sonderlich hart. Vor allen Dingen die sonst so zuverlässigen Osterglocken enttäuschten. Selbst alteingesessene Horste litten teils stark, Blüten blieben einfach weg oder kamen kümmerlich, nachdem die Pflanzen schon Ende Januar Knospen hatten. Dies und der Umstand, dass in Osterglocken viel Blut aus Narcissus pseudonarcissus – hauptsächlich beheimatet in Spanien, Portugal und Frankreich – steckt, wirkte sich in diesem Winter sehr nachteilig aus. Dies zeigt, wie ratsam es ist, auch Blumenzwiebelstandorte zu mulchen. Blühende Schneeglöckchen, die der Frost vollkommen flach legte, erwiesen sich dagegen als reinste Stehaufmännchen und blühten nach dem Frost, als wäre nichts geschehen.
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nach obenZweijahresblumen

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Bodenfrost, Gartenjahr, Glanzmispel, Immergrüne Gehölze, Kahlfrost, Kirschlorbeer, Lenzrose, Osterglocke, Regen, Rhododendron, Rose, Schneeheide, Sommernässe, Wachstumsabschluss, Winterkälte, Wintersonne, ZweijahresblumenKlicken Sie auf ein Schlagwort, um alle Artikel mit diesem Schlagwort anzuzeigen.
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