von Soosten, Rolf
1 KommentarQuitten, vergessene Früchte?
Mai 2009 Aufmerksamen Lesern von Obst- und Gartenbaublättern wird sicher auffallen, dass der guten alten Quitte kaum Aufmerksamkeit gewidmet wird. Die Gründe dafür? Möglicherweise spielt hier der Generationswechsel eine Rolle. Da die Quitte selten roh gegessen, sondern verarbeitet wird und die Arbeit in der Küche bei der jüngeren Generation oft durch vorgefertigte und Fertiggerichte erleichtert wird, verschwinden auch die Kenntnisse über die Verarbeitung solcher seltenen Obstarten.
Baumschulen produzieren nur nachgefragte Pflanzen. Damit verändert sich auch der Pflanzenmarkt. Entsprechend selten werden Informationen über die Produkte wie Marmelade, Gelee, Brände und Dörrobst. In modernen Sortenbeschreibungen für den Erwerbsobstbau werden Quitten nicht mehr genannt. Schade!

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Einen weiteren botanischen Unterschied weist die Blütenknospe auf: In ihr sitzt nur eine Blüte. Ihre Qualität ist abhängig von ihrer Position und der Anzahl reifender Früchte, mit denen sie sich die von den Blättern gebildeten Assimilate teilen muss. Laut Literatur kann es schon in der Knospe zur Befruchtung kommen. Die Blütenblätter sind größer und weit geöffnet.

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Die Krone kann, je nach Sorte, Boden- und Klimaverhältnissen, über drei Meter Durchmesser haben. Hinsichtlich des Schnittes lässt sie sich einfach handhaben. Regelmäßiges Auslichten sorgt für ausreichend Licht und Luft im Kroneninneren. Das ist bei dieser Obstart besonders wichtig: Die Blütenknospendifferenzierung setzt zwar wie bei anderen Kernobstarten im Juli ein, dauert aber bis zum Abschluss der Vegetation. Solange dauert auch die "Saugkraft" der Früchte nach den Assimilaten. Daher bleibt für die Blütenknospenbildung nur dann etwas über, wenn alle Blätter ausreichend belichtet werden.

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nach obenPflanzenschutz
Pflanzenschutzprobleme treten nur sehr selten auf. Die Blattbräune wird gelegentlich als Folge feuchter Sommer genannt. Eine Spitzendürre bekämpft man durch Rückschnitt ins gesunde Holz. Junge Früchte und Triebe sind durch die filzartige Behaarung gegen tierische Schädlinge weitgehend geschützt. Spezielle Schädlinge kennen wir nicht.nach obenStandortbedingungen
Im mitteleuropäischen Raum wächst die Quitte fast überall. Ein guter tiefgründiger und warmer Boden ist Voraussetzung für gesundes Wachstum. Für gute geschmackliche Qualitäten allerdings ist ein warmes Klima – Weinbau – Voraussetzung. Unbedingt sollte es aber ein windgeschützter und sonniger Standort sein. Trotzdem wird sie nie voll ausreifen, sie bleibt hart bis zum Frost und erst dann wird sie geerntet.nach obenSorten
Im Sortiment hat sich nicht viel geändert. Zu den birnenförmigen Sorten gehört die großfrüchtige Sorte 'Bereczki BirnenquitteDie ebenfalls großfrüchtige Sorte 'Portugiesische Quitte
Die Form der Sorte 'Riesenquitte von Lescovac
Die Sorte 'Champion' wird heute nur noch selten genannt. Ihr Äußeres ist hellgelb und behaart, das Fruchtfleisch sehr aromatisch und das Holz relativ frostfest.
Wenn auch die Neupflanzungen im Moment unterbleiben, so sollte man doch die noch vorhandenen Exemplare pflegen und zu schätzen wissen. Vielleicht freut sich in der nächsten Generation jemand über diese schöne Obstart.
nach obenImmer noch ein Genuss

© J. Scholz / PIXELIO, www.pixelio.de
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21. August 2013
B. Affrini, Guggisberg
Gibt es die Quitte als Säulenbaum? Freundliche Grüsse B. Affrini