von Esebeck, Heribert
noch keine KommentareEdelkastanie − ein Schmuck- und Obstgehölz

© von Esebeck, Heribert
Oktober 2007 Die Edelkastanie wird gelegentlich mit der Rosskastanie verwechselt. Auch als Kestenbaum und Marone bezeichnet gehört die Edelkastanie klimatisch gesehen zum Baum des Südens. Ihr natürliches Verbreitungsgebiet erstreckt sich bis in das Bergland der Mittelmeerländer.
Der wärmeliebende Baum findet aber auch in Deutschland in Weinbaugebieten das milde und luftfeuchte Klima für den Reifegrad der genießbaren Nüsse. Ihr Wuchsgebiet sind der Ober- und Mittelrhein wie die Pfalz, wo sie mit der Walnuss und Eichel vergesellschaftet ist.
Das Buchengewächs (Fagaceae) hat aber optimale Standorte in Griechenland, Italien und Spanien. Erwähnt wurde sie bereits in den Kapitularien Karl des Großen. Außerdem sind berühmt die Kastanienwälder des Rhone-Gebiets und auf Korsika.
nach obenMerkmale – Gestalt

© von Esebeck, Heribert

© von Esebeck, Heribert

© von Esebeck, Heribert
Blüte im Mai/Juni. Männliche Blüten in weißen, aufrechten Kerzen, weibliche Blüten in grünen Knäueln mit roter Narbe. Früchte kugelig, umgeben von einer sehr stacheligen Schale. Sie öffnet sich mit vier Klappen. Die Bestäubung erfolgt durch Insekten und Käfer. Gelegentlich sind auch panaschierte (weiß-grüne) Exemplare anzutreffen.
Ein Frühlingsaspekt besonderer Art ist im Mai festzustellen: Bereits von weiter Ferne ist ein weißer Anflug eines Esskastanien-Waldes zu erkennen, in der Nähe überzeugt ein süßlicher milder Duft. Es ist die Blütezeit der männlichen, kerzenartigen Blütenstände, während Buchen und Eichenwälder sich noch im Winterschlaf befinden. Das Dickenwachstum der Stämme ist beachtlich. 120-jährige Bäume sind keine Seltenheit.
nach obenBodenverhältnisse
Der Laubbaum bevorzugt leicht saure, nährstoffreiche Böden. Sein Vorkommen ist auf Bundsandsteinböden gesichert, die einen hohen Kalianteil aufweisen. Die Wurzeln dieses Schalenobstgehölzes gehen tief in den Boden. Das hohe Ausschlagsvermögen wird forstlich sehr geschätzt, um den Niederwaldbetrieb aufrechtzuerhalten. Ein alter pfälzischer Spruch lautet: "Wann’s Keschde gibt, gibt’s auch Woi" (Keschde = Kestenbaum/Edelkastanie).nach obenHolzverwendung – Nahrungsmittel

© von Esebeck, Heribert
Für den Imker hat erwerbsmäßig gesehen der Blütenpollen Bedeutung.
Die wohlschmeckenden Früchte im Fruchtbecher mit zwei bis drei Nüssen sind ein wichtiges Nahrungsmittel. Bis zum 17. Jh. waren die Früchte eine notwendige Nahrung wie die Kartoffel. In vielen Gebieten Italiens hatten die Früchte den Ruf eines "Brotbaums" und waren die Kost der armen Leute. Der Baum lieferte ferner die Streu für die Stallungen, Futter für Ziegen und das Holz für den Ofen.
Außerdem wird das Holz heute noch im Möbel- und Schiffsbau (Segeljachten) verarbeitet, da es immun gegen Feuchtigkeit ist.
nach obenGeschichte der Kastanienkultur
Zu erwähnen ist Kronberg im Taunus (Hessen) wie auch die Baumschulbetriebe im Umland, die sich für die Anzucht des geschätzten Baumes einsetzten; denn die Vermarktung der genussreichen Früchte war ein einträgliches Geschäft. Die Parkbesitzer besaßen ältere tragfähige Bäume mit hoher Ernte, die sie an die Städte lieferten (Hotels). Der bekannte "Apfelpfarrer" Christ (1809) erwähnte in seinem Buch "Promologie" nebst dem Obst auch die Esskastanie.nach obenDie Wertschätzung in der Architektur und Verbreitung

© von Esebeck, Heribert
Als Motiv diente der Baum auch auf mittelalterlichen Bodenbelägen. Selbst auf den Stadtwappen durfte die Kastanie nicht fehlen. Der Dichterfürst Wolfgang von Goethe hat sich von seiner Mutter nach Weimar über die Kastanie berichten lassen.
Es scheint so, dass der Kastanie in den letzten Jahren erhöhte Aufmerksamkeit geschenkt wird. Ein Museum in Kronberg weist durch Wort und Bild auf die Bedeutung in der Gegend und in Europa gebührend hin.
Ein Besuch der Pfalz lohnt sich im Herbst sehr, da sich der Kastanienwald durch eine prächtige Laubfärbung auszeichnet. Außerdem gibt es eine Reihe von Weinbergslagen, die den Namen "Kästenbusch" führen. Diese Bezeichnung hat folgende Bewandtnis: Ist ein Edelkastanienwald gefällt, so braucht man ihn nicht aufzuforsten, da sich aus den Baumstümpfen bald neue Jungtriebe entwickeln. Die kräftigsten lässt man stehen. In Kürze entwickelt sich ein wüchsiger Hain.
vorheriger Beitrag Tropische Genussmittel
nächster Beitrag Schöne Herbstblüher
Schlagworte dieser Seite
Edelkastanie, Kestenbaum, MaroneKlicken Sie auf ein Schlagwort, um alle Artikel mit diesem Schlagwort anzuzeigen.
Bitte melden Sie den Kommentar nur, wenn er andere Menschen beleidigt, beschimpft oder diskriminiert, oder Äußerungen enthält, die Gesetze verletzen (beispielsweise zu einer Straftat aufrufen).