März 2007 Bei gesunden Bäumen bestimmt die Spitze das Wachstum der Krone und der Wurzel. Die Endknospen der Langtriebe produzieren den Wuchsstoff, der abgeführt in die Wurzeln das Wurzelwachstum fördert. Die Folge ist verstärktes Spitzenwachstum. Es entsteht hier ein Kreislauf, in den wir regulierend eingreifen können.
Etwa 12 Jahre alte schlanke Spindel, ausgewogenes Verhältnis zwischen Trieb und Ertrag, zu erkennen am Fruchtholz und an ausreichendem Neutrieb. Zur Verringerung des Triebes und Reduzierung der Höhe wird die Spitze abgesetzt auf einen nach hinten gehenden Seitenast.
Die verbliebenen Langtriebe dürften Blütenknospen haben und durch den Fruchtbehang in die Waagerechte gezogen werden. Der Ast unterhalb der Schnittstelle verläuft zuerst fast in der Waage. Je weiter der Winkel eines Astes von der Waagerechten abweicht, um so schwächer ist der Austrieb. Obwohl es im ersten Moment unlogisch aussieht, kann dieser Schnitt als Bremse wirken.
Das Ergebnis sieht im ersten Moment erschütternd aus. Aus dem zu altern beginnenden Fruchtholz wird Neutrieb kommen, der zum Verjüngen gebraucht wird. Dies ist beim Sommerschnitt zu berücksichtigen.
Auch hier steht langfristig die Verjüngung des Fruchtholzes im Vordergrund.
In diesem Sinne zeigen die Bilder Schnittmaßnahmen, die jetzt im ausgehenden Winter sinnvoll sind. Je später im Jahre dies geschieht, um so wirkungsvoller sind sie. Als letzter Termin kommt die Blüte in Frage. Danach beginnt bereits die Langtriebbildung und damit der Hormonkreislauf.
Nach dieser winterlichen Schnittmaßnahme sollte im Idealfall zur Unterstützung eine Sommerbehandlung erfolgen, bei der die neu entstehenden Triebe (auch die Wasserschosse) herausgerissen werden. Beide Maßnahmen, Winter- und Sommerbehandlung sorgen für ein reduziertes Wurzelwachstum und damit sekundär für eine Schwächung des Wuchses der Krone. Was und wieviel man einer Krone wegnehmen darf, zeigen Bilder besser als Worte.
Solche Spitzen bringen Unbehagen! Hier hilft nur ein kräftiger Eingriff: Die beiden Zwillingsäste müssen weg. Es sollte nur ein schräg aufsteigender Ast verbleiben, die anderen werden entweder weggeschnitten oder heruntergebunden.
Auch bei diesen Bäumen muss der sehr starke Mitteltrieb zugunsten eines Seitentriebes weichen. Unbedingt sollten die verbleibenden Triebe in die Waagerechte gebunden werden. Sonst kommt es zu einer Katastrophe!
An diesen Bäumen sieht man den gezielten Aufbau einer schlanken Spindel: Alle Äste im unteren Bereich der Krone wurden heruntergebunden und saßen bereits mehrfach voll mit Früchten. Um diese Entwicklung fortzusetzen werden auch im jungen Teil der Krone die aufwärtsstrebenden neuen Schosse heruntergebunden. Den Spitzentrieb leiten wir auf einen Seitentrieb um. So kommt es zur Beruhigung und mehr Fruchtholz im darunterliegenden Bereich.
Beim zweiten und dritten Baum lässt sich gut erkennen, was mit nicht heruntergebundenen Ästen passiert: Sie wachsen so stark, dass sie nicht mehr in die Baumform passen und müssen schnellstens ganz beseitigt werden.
Der aufmerksame Leser wird gemerkt haben, dass all diese Bilder aus dem Erwerbsobstbau stammen und es drängt sich die Frage auf, wie weit jene Maßnahmen auch für den Gartenliebhaber gelten. Sie gelten. Es handelt sich um die Nutzung und das Bremsen natürlicher Vorgänge im Sinne unseres Gärtnerns. Wenn man hier dem Profi über die Schulter schaut, kann das für den Gartenliebhaber nur von Vorteil sein. Der Erwerbsobstbauer ist zum Erfolg verpflichtet im Sinne der Erhaltung der Familie, der Gartenliebhaber kann es etwas lockerer sehen. Deswegen bleiben die Wachstumsgesetze, wie hier zum Beispiel die Spitzenförderung, die gleichen.
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