von Soosten, Rolf
noch keine KommentareResistente Apfelsorten
Februar 2005 In den vergangenen Jahrzehnten folgten zwei fast konträre Entwicklungen aufeinander:
- Die Nachkriegsjahre waren gekennzeichnet durch eine schnelle Folge von neuen Wirkstoffen aus der Pflanzenschutzmittelindustrie. Neue und meist bessere Mittel ersetzten die älteren. Die neuen Mittel waren nicht nur wirkungssicherer, sondern auch sinnvoller im Sinne des Umweltschutzgedankens.
- Andererseits vergrößerte sich die Skepsis gegenüber dem chemischen Pflanzenschutz und der chemischen Düngung wie es auch in anderen chemieabhängigen Wirtschaftszweigen zu beobachten war. Der Umweltschutz nahm auch in der Politik eine zunehmende Rolle ein.
nach obenWo steht diese Züchtung im Obstbau – speziell beim Apfel – heute und welche Wege sind beschritten worden?
Unter den weltweit verstreuten Wildapfelarten gab es einige, die durch ihre Widerstandsfähigkeit gegen Schädlinge und Krankheiten auffielen. Diese Eigenschaften – der Botaniker spricht hier von genetischen Merkmalen – versuchte man durch gezieltes Einkreuzen in die gerade modernen Sorten einzubringen.Der Apfelschorf (Venturia inaequalis) war und ist der unangenehmste Schadpilz. Ihm galt von Anfang an die besondere Aufmerksamkeit. Der Malus floribunda, ein aus Japan stammender Zierapfel, besitzt das gewünschte Resistenzgen. In einigen Staaten Europas und in Nordamerika brachten mehrfache Kreuzungen Zuchtstämme und Sorten hervor, die teilweise bereits im Handel erhältlich sind.
In Pillnitz verwendete man einen anderen, ebenfalls aus Malus floribunda stammenden Zuchtstamm, von dem dann die bekannten 'Re'-Sorten stammen, wobei das 'Re' für Resistenz steht. Ebenfalls in Pillnitz arbeitete man mit Malus pumila, eigentlich eine Form unseres Wildapfels, und schuf mit der Sorte 'Cox Orange
Bis hierher hört sich alles recht einfach und logisch an. Doch bringt die Praxis die Schwierigkeiten, von denen hier nur einige genannt werden können. Wenn eine Kreuzung zwischen ausgewählten Partnern klappt, gewinnt man den Samen. Ob die gewünschte Resistenz vererbt wurde, sieht man bereits am jungen Baum durch induzierte Infektionen. Ob aber die Fruchteigenschaften dem aktuellen Markt entsprechen, sieht man erst nach Jahren, wenn der Baum zu tragen beginnt. Häufig folgen weitere Kreuzungen zur Verbesserung, denn die Anforderungen des Marktes ändern sich ständig. So gestaltet sich hier ein Wettlauf zwischen Züchtung und Marktanforderungen.
nach obenWelche Sorten sind zur Zeit diskussionswürdig?

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nach obenNeuerdings werden folgende Sorten zum versuchsweisen Anbau empfohlen:
'Topaz'

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'Rosana'

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'Rubinola'

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'Santana'

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'Otava'

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Die Züchtung toleranter Sorten beschränkt sich nicht auf den Schorf. Seit der enormen Ausbreitung des Feuerbrandes bemüht man sich, auch dieses Problem züchterisch zu lösen. Die Ergebnisse lassen jedoch noch auf sich warten.
Trotz aller dieser Erfolgsmeldungen bedarf es der Sachlichkeit wegen auch eines Hinweises, der vielleicht den Optimismus ein wenig einschränkt. In der Fachpresse berichtete man von erstem Auftreten des Schorfes an schorfresistenten Sorten. Dies klingt wie ein Widerspruch. Doch ist es durchaus möglich, dass der Schorfpilz Stämme entwickelt, die die Toleranz brechen und sich dann auf diesen Sorten ausbreiten. Damit wäre dieser Züchtungserfolg in Frage gestellt. Ob sich hieraus ein Problem entwickelt, muss die Zukunft zeigen.
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