von Soosten, Rolf
noch keine KommentareDie Erdbeerblüte − Spiegel der Frucht
September 2004 Die Bildung der Blütenknospen beginnt bei einmal tragenden Erdbeersorten im Spätsommer während der Tag- und Nachtgleiche und dauert so lange wie Temperatur und Licht es im Herbst zulassen, etwa bis in den November. In Fachkreisen nennt man solche Pflanzen "Kurztagpflanzen". Neben diesen entstanden auch Sorten, bei denen die Tageslänge keinen Einfluss auf die Induktion nimmt. Es sind die tagneutralen Erdbeersorten, die Immertragenden. Hier laufen Blüte und Fruchtbildung parallel zur Blüteninduktion.
Durch die Tageslänge veranlasst, aber auch genetisch beeinflusst, beginnt die Entstehung der Blüte im Inneren des Vegetationskegels als meristematisches Gewebe. Sie ist meist die größte an einem Blütenstand und wird als A-Frucht bezeichnet. An den zukünftigen Fruchtstielen entstehen unter kleinen Blättchen die Anlagen für meist zwei weitere Früchte, die B-Früchte. An deren Stielen können jeweils zwei weitere Anlagen entstehen, C-Früchte, deren Größe naturbedingt also wesentlich geringer ist als bei den A-Früchten. Dieser Prozess läuft für unser Auge unsichtbar ab, nachdem die Pflanze ihre Blätter durch neue ersetzt und Ausläufer gebildet hat. Es ist eine Phase scheinbarer Ruhe.

Auf eine andere Eigenart mancher Sorten soll noch hingewiesen werden. Es gibt Sorten, denen die Antheren fehlen oder funktionsuntüchtig ausgebildet sind. Diese benötigen unbedingt pollentragende gleichzeitig blühende andere Sorten zur Befruchtung. Die wunderbar schmeckende alte 'Mieze Schindier' kann als Beispiel genannt werden. Im modernen Sortiment pflanzt man zur 'Yamasca' die ebenfalls spät reifende 'Florence' im Verhältnis von etwa 6:1.
nach obenZahlreiche Ursachen

Durch die Befruchtung der Samenanlage erhält der Blütenboden einen hormonellen Impuls. Die Pflanze reagiert durch Wachstumsförderung und Einlagerung von Kohlehydraten. Diese Förderung ist unmittelbar abhängig von der Anzahl der befruchteten Samenanlagen. Unter unbefruchteten Samen fehlt dieser Impuls. Daraus lässt sich die Bildung der Krüppelfrüchte ableiten.
Betrachtet man einmal die Abstände der einzelnen Samen reifer Früchte, so lässt sich gut erkennen, ob sie gut ausgereift oder notreif geworden sind. Bei reichlicher Zufuhr von Kohlehydraten und Wasser dehnt sich der Blütenboden und die Abstände der Samen voneinander sind recht weit. Ist dies nicht der Fall, sitzen die Samen dicht beieinander. Diese Früchte schmecken meist nicht, weil sie notreif geworden sind. Ob die Samen eingesenkt in der Fruchthaut oder obenauf sitzen ist eine Sorteneigenschaft und hat mit Fruchtqualität und Reifegrad nichts zu tun.
Die Möglichkeiten der positiven Beeinflussung der Blütengröße sind begrenzt. Licht ist der entscheidende Faktor. Daher sind ein geeigneter Standort, ausreichende Wasserversorgung und Düngung nach der Ernte gute Voraussetzungen. Besonders ist feuchter Boden während der Fruchtreife für große Früchte wichtig. Bei mehrjährigen Anlagen kann es sinnvoll sein, nach der Ernte einige Knospen auszubrechen um ein besseres Verhältnis zwischen Knospenzahl und Wurzel zu erreichen.
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