Treiling, Johannes
noch keine KommentarePflegeleichte Gärten …?

Gartenfachberater des Siedlerbundes Westfalen-Lippe
… nur etwas für Alte, Gebrechliche oder Faulenzer?
… oder erholsames Gärtnern und sinnvoller Umgang mit Natur und Umwelt?
Oktober 2003
nach obenSteinbeete, Kieswege und Kiesstreifen an Hauswänden

© Treiling
Tatsache ist, dass jeder produzierte Stein und jeder Naturstein im Laufe der Jahre, je nach Standort und Material, mehr oder weniger stark eine Patina aus Algen, Flechten oder Moosen ansetzt. Außerdem sorgt der Wind dafür, dass feine Staubpartikel und Wildkrautsamen in den Ritzen und Hohlräumen zwischen den Steinen abgelagert werden. Das hat zur Folge, dass diese vermeintlich pflegeleichten Flächen mit sehr großem Aufwand gesäubert werden müssen, damit sie wieder halbwegs ansehnlich sind. Abgesehen davon, werden solche Steinflächen bei Sonnenschein sehr heiß und tragen dadurch nicht zu einem angenehmen Kleinklima im Garten bei.
Als Alternativen lassen sich in diesen Fällen sehr gut Holzschredder, Rindenmulch und Dekorinde verwenden. Diese Abdeckmaterialien verhindern wie die Steine Dreckspritzer an Hauswänden und machen hacken und jäten überflüssig. Da sie von Zeit zu Zeit nachgelegt werden müssen, entfällt das Reinigen des Materials und angewehte "Unreinheiten" werden schlichtweg abgedeckt, ohne dass sie jemals auffallen würden. Außerdem lassen sich diese Materialien hervorragend mit Gehölzen, Blütenstauden, Wechselflor, Steinbrocken und Findlingen zu abwechslungsreich gestalteten Flächen arrangieren. Die Temperaturbilanz dieser Flächen wirkt sich positiv auf das Wohnumfeld aus.
nach obenWege und Terrassen

© Treiling
Bei angrenzenden Rasenflächen hat es sich bewährt, dass sich die befestigten Flächen in gleichem Niveau befinden, damit man mit dem Rasenmäher die Flächen besser überfahren kann (siehe auch unter "Mähkante"). Besonders reizvoll und leicht zu pflegen sind Wege und Terrassen (dürfen nicht überdacht sein!), deren Fugen mit Gras oder Bodendeckern bewachsen sind.
Grenzen die befestigten Flächen an Blumenbeete oder Pflanzflächen, dann sollten sie immer höher liegen, weil sie so leichter sauber zu halten sind.
Das ist besonders wichtig, wenn die Beete gemulcht werden sollen. Es ist dann darauf zu achten, dass die Erde der Beete 5 bis 6 cm tiefer liegt, als der Weg oder die Terrasse.

© Treiling
Eine große Erleichterung ist es, wenn die Fugen mit Split statt mit Sand gefüllt sind. Split hält wesentlich weniger Feuchtigkeit als Sand, dadurch keimen angesamte Wildkräuter schlechter, sind leichter auszuziehen und es bleibt beim Jäten auch weniger Material an den Wurzeln hängen. Außerdem gehen die Unkräuter zum Teil von alleine ein, wenn eine Trockenperiode einsetzt.
Grundsätzlich müssen wir uns aber fragen: "Sind wirklich so viele befestigte Flächen erforderlich?" "Oder würde ein unbefestigter Pfad an mancher Stelle ausreichen?"
Da befestigte Flächen und Wege auch gepflegt werden müssen, sollte sehr gut überlegt werden, wie viele davon sein müssen. So reichen in vielen Ziergärten oft schon einzeln verlegte Trittplatten oder Mulchpfade aus, um die Gartenfläche zu erschließen. Das reduziert den Pflegeaufwand und hält den Garten flexibel für Umgestaltungsmaßnahmen.
In Nutzgärten reicht meist ein (höchstens zwei) befestigter Wirtschaftsweg, der mit Schub- oder Sackkarren befahrbar ist, aus. Wege, die häufiger begangen werden, können gemulcht oder begrünt sein. Auf Pfade und Beeteinteilung kann bei einer gut durchdachten Reihenkultur vollständig verzichtet werden, da man dort seinen Ernte- oder Pflegepfad hat, wo er gerade benötigt wird. Somit gibt es auch nichts zu schuffeln oder jäten.
nach obenSonstige Kulturarbeiten
Rosenschnitt
In vielen Gärten wird der Rückschnitt der Rosen in zwei Etappen durchgeführt: einmal im Herbst auf etwa halbe Höhe und dann im Frühjahr der "richtige" kurze Rückschnitt.Ersparen Sie sich und Ihren Rosen den Stress im Herbst und machen es gleich "richtig", – aber im Frühjahr! Sie reduzieren auf diese Weise das Auswintern oder starke Zurückfrieren der Pflanzen und erhalten unseren gefiederten Freunden die letzten Hagebutten als natürliche Nahrungsquelle. Haben Sie schon einmal beobachtet, wie schön Hagebutten sind, wenn Schnee daran haftet oder Raureif? Ende März/Anfang April ist dann die richtige Zeit. Die Pflanzen werden von trockenem und altem Holz befreit und kurz zurückgeschnitten. Der dann oft schon vorhandene Jungaustrieb ist meistens bereits verlaust und wird in vielen Jahren durch Spätfröste geschädigt, sodass es nicht weiter tragisch ist, wenn er dabei verlorengeht.
Laub von Zwiebel- und Knollengewächse
Die Pflege bei den Zwiebel- und Knollengewächsen (Tulpen, Narzissen u. s. w.) wird von vielen Gartenbesitzern überbewertet, vor allem, wenn es um das Laub dieser Pflanzen geht.Abgesehen davon, dass meistens das Laub zu früh entfernt wird und somit die Zwiebel- und Knollengewächse sehr starken Abbauerscheinungen unterliegen, könnte auf das Entfernen der Blätter ganz verzichtet werden. Das ist dann sehr gut möglich, wenn diese Pflanzen in Kombination mit Blütenstauden Verwendung finden, da das trockene Laub durch die später austreibenden Stauden völlig verdeckt wird. Es müssen lediglich nach der Blüte die Samenkapseln entfernt werden.
Seien Sie kritisch!
Diese Ausführungen ließen sich noch beliebig ausweiten. Auf viele Ideen könnten die Gartenbesitzer selbst kommen, wenn sie nicht die von wohlmeinenden Nachbarn, Bekannten und anderen Gartenbesitzern, überlieferten Maßnahmen, Vorurteile und Tipps kritiklos übernehmen würden. Auch sollten die Aussagen der Industrie und des Handels zu deren Produkte nicht so ohne weiteres geglaubt oder übernommen werden. Vieles ist nicht richtig und bringt nicht das, was die Werbung sagt und was wir uns davon versprechen!Somit schließt sich der Kreis. Stellen wir uns doch vor Anschaffungen oder durchzuführenden Maßnahmen bzw. Arbeiten die Fragen:
- Was ist ordentlich oder unordentlich?
- Welche Maßnahmen sind wirklich wichtig und welche unwichtig?
- Welche Geräte in welcher Ausstattung sind nötig?
- Wie regelt die Natur das anstehende Problem?
- Was kann ich von der Natur lernen?
- Wie kann ich auf intelligente Art und Weise faul sein?
nach obenFazit
Nur ein grundlegendes Umdenken bei der Bewirtschaftung des Gartens, die ernsthafte Auseinandersetzung mit der Sache und das Lernen von der Natur führen zum Erfolg!Die Pflegeleichtigkeit eines Gartens ist abhängig von der Einstellung zum Garten und zur Natur!
Johannes Treiling
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Es ist schon sehr erstaunlich, welchen Stress sich viele Gartenbesitzer angedeihen lassen, um ihren grünen Bereich "in Ordnung" zu halten.
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Pflegeleichte Tipps zu
- Unkraut
- Wechselflorbeete
- Herbstlaub
- Gehölzpflanzungen
- Sichtschutz- und Einfriedungshecken
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