Einrichten & Wohnen: Wohnglück ohne Hindernisse

Einleitung

Januar 2022 Das geht den meisten so: Oft wird an die Barrierefreiheit in den eigenen vier Wänden erst gedacht, wenn sie dringend nötig ist. Wer sich zeitig mit Fragen des Umbaus auseinandersetzt, kann in Ruhe planen und genießt schon früher die Annehmlichkeiten eines barrierearmen Zuhauses.

Maßnahmen zur altersgerechten Sanierung

Wer im Haus oder in der Wohnung eine größere Renovierung plant, sollte barrierefreien Komfort direkt mitdenken. Denn im Rahmen einer Modernisierung lassen sich Barrieren oft mit kleinem Zusatzaufwand beseitigen. Besteht kein Zeitdruck, können umfassende Konzepte Schritt für Schritt realisiert werden. Das Wichtigste dabei sind Ihre eigenen Bedürfnisse.

Eine barrierefreie Dusche etwa ist auch ohne Rollstuhl oder Rollator angenehm.

An der Haustür nach oben

Bereits beim Betreten vieler Häuser zeigen sich die ersten Hindernisse: Eingänge sollten stufen- und schwellenlos erreichbar sein und der Untergrund glatt und auch bei Regen nicht rutschig sein. Stufen und Treppen sichert man mit Handläufen oder kann sie später um eine Rampe ergänzen. Auch genügend Licht am Eingang ist wichtig. Eine gut sichtbare Hausnummer erleichtert Rettungsdiensten im Notfall die Suche nach der richtigen Adresse. Die Eingangstür sollte mindestens 90 cm breit sein. Im Flur oder Eingangsbereich erleichtert genug Platz das Wenden mit einem Rollator oder einem Rollstuhl. Ausreichend ist eine lichte Breite von 1,20 m. Auch die Zugänge zu Balkon und Terrasse sollten Sie in der Planung berücksichtigen. Statt einer hohen Türschwelle sind heute schwellenlose Übergänge zum Außenbereich üblich.

Schwellenloser Übergang zum Außenbereich.
Eingänge sollten stufen- und schwellenlos erreichbar sein.

Im Bad nach oben

Nicht nur „Best Ager“, sondern auch viele junge Familien planen ihr neues Bad vorausschauend barrierefrei. Oft reicht es, neue Badelemente anders anzuordnen, um Bewegungsflächen geschickt zu überlagern, etwa vor dem Duschbereich und dem Waschtisch oder dem WC. Wünschenswert sind Bewegungsflächen von 1,20 m × 1,20 m oder noch besser von 1,50 m × 1,50 m. Auch eine Pflegekraft muss sich im Bedarfsfall sicher bewegen können. Es empfehlen sich eine ebenerdige Dusche, rutschfreie Böden mit Fliesen der Rutschfestigkeitsklasse R10. Sitzmöglichkeiten in der Dusche oder vor dem Waschbecken erhöhen den Komfort. Die Toilette muss eine stabile Unterkonstruktion haben. Seitlich neben dem WC sollte gemäß der DIN 18040-2 mindestens ein Abstand von 30 cm vorhanden sein, auf der anderen Seite ein Abstand von mindestens 90 cm. Das erleichtert den Zugang für Rollstuhlfahrer. Wer vorausschauend plant, kann die Wandflächen für Haltegriffe verstärken – und dort bei Bedarf problemlos Haltehilfe nachrüsten. Bad und WC-Türen sollten, wenn möglich, auf 90 cm verbreitert werden. Badtüren sollten nach außen öffnen, damit im Falle eines Unfalls die Tür nicht von innen blockiert ist. Ist nur wenig Platz zum Öffnen vorhanden, hilft eine Raumspar- oder Schiebetür.

Handlauf, Klappsitz und rutschhemmender Boden geben Sicherheit.
Eine ebenerdige Dusche macht die ­Körperpflege komfortabel.

Empfohlen wird eine gute Beleuchtung. Licht aus mehreren Quellen wirft keine Schlagschatten. Vorteilhaft sind Deckeneinbaustrahler mit Bewegungsmeldern und Nachtlichter an Spiegel und WC-Sitz. Kontraste in Material und Farbe im Bad helfen bei nachlassender Sehkraft, Unterschiede und Grenzen besser wahrzunehmen und somit das Umfeld besser zu erkennen.

Viele junge Familien planen ihr neues Bad vorausschauend barrierefrei.
Toilettensitz mit Aufstehhilfe.

Küchenplanung nach oben

In der Küche sorgen gutes Licht, leise Laufgeräusche bei Spülmaschinen oder höhenverstellbare Küchentheken für Komfort. Ebenso ist eine praktische Anordnung von Kühlschrank, Spüle und Herd, das sogenannte Arbeitsdreieck, sinnvoll. So wird ein guter Arbeitsfluss von einer Tätigkeit zur nächsten ermöglicht. Apothekerschränke zum Ausziehen und Oberschränke mit Absenkautomatik erleichtern das Verstauen. Die Einbaugeräte sollten möglichst auf Arbeitshöhe sein. Bei den Backöfen ist das mittlerweile Standard. Aber warum nicht auch den Geschirrspüler etwas vom Boden anheben? Senioren, die auf eine Gehhilfe angewiesen sind, wissen genügend Haltemöglichkeiten zu schätzen. Auch hier sorgt eine kontrastreiche Farbgestaltung zur Orientierung im Alter, für jüngere Leute ist es eine individuelle Gestaltungsmöglichkeit.

Warum nicht auch den Geschirrspüler etwas vom Boden anheben?
Oberschränke mit Systemfächer erleichtern das Verstauen.

Smart wohnen? nach oben

Ein wesentlicher Schritt zu mehr Unabhängigkeit für Menschen mit eingeschränkter Mobilität kann die Installation von intelligenter Haustechnik sein: Einfach vom Sofa aus die Rollläden bedienen, das Licht steuern oder am Tablet sehen, wer klingelt. Smart Home ist mittlerweile ein weitverbreiteter Begriff, „Ambient Assisted Living“ (AAL) weniger. Darunter finden sich Systeme wieder, die ein selbstbestimmtes Leben ermöglichen und die Lebensqualität erheblich verbessern. Ambient Assisted Living beginnt mit den ganz einfachen Schritten der Hausautomation, etwa der elektrischen Rollladensteuerung.

Hausnotruf nach oben

Notrufknopf im Bad

Zu den AAL-Systemen zählt auch der Hausnotruf. Im Notfall drückt die pflegebedürftige Person den Notrufknopf des Senders, um so Angehörige oder Pflegekräfte zu alarmieren. Ein solches System bekommt man für unter 20 Euro im Monat, Anbieter sind oft Pflegedienste. Weitere Informationen zur Elektroplanung für altersgerechtes Wohnen bietet die Broschüre der Initiative Elektro+ „Elektroinstallation im AAL-Umfeld“. Diese steht zum kostenlosen Download unter www.elektro-plus.com/downloads bereit.

Beratung finden nach oben

Wo überall Barrieren lauern, erkennen Sachverständige für barrierefreies Wohnen, beispielsweise Architekten und Architektinnen (www.bak.de) am besten. Einzelne Länderarchitektenkammern, etwa die Architektenkammer Niedersachsen und Bayern, haben zusätzliche Beratungsstellen zum barrierefreien Bauen eingerichtet (www.bak.de/bauherr). Wichtig: Für diese Leistungen können Sie ebenfalls eine Förderung der KfW erhalten. Experten finden Sie in der Datenbank barrierefreies Bauen (www.bfb-barrierefrei-bauen.de). Auch die Landesverbände im Verband Wohneigentum beraten zum Thema „Wohnen im Alter“ und geben hilfreiche Tipps.

Darüber hinaus gibt es in Deutschland über 200 spezielle Wohnberatungsstellen von unterschiedlichen Trägern, Vereinen und Wohlfahrtsorganisationen. Die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungsanpassung e. V. (www.bag-wohnungsanpassung.de) informiert über die zuständigen Wohnberatungsstellen in Ihrer Nähe. Sie unterstützen die Betroffenen in Fragen des Wohnens, bei der Auswahl von technischen Hilfsmitteln, bei der Ausstattungsveränderung und bei Umbauten sowie bei der Finanzierung und Antragsstellung.

Der Verein „Barrierefrei Leben“ informiert über das Portal www.online-wohn-beratung.de ältere Menschen, Menschen mit Behinderungen sowie pflegebedürftige Menschen und Angehörige, die ihre Wohnsituation durch Hilfsmitteleinsatz, Wohnungsanpassung, Umbau oder barrierefreies Bauen verbessern wollen. Weitere Anlaufstellen können Seniorenberatungsstellen oder die örtlichen Verbraucherzentralen sein (www.verbraucherzentrale.de).

Finanzielle Förderung nach oben

Gefördert werden barrierefreie Umbauten über die KfW im Rahmen der Programme 159 „Altersgerecht umbauen – Kredit“ oder 455-B „Barrierereduzierung“. Das Programm 159, das bei der Hausbank beantragt wird, beinhaltet einen Kredit; beim Programm 455 wird ein Investitionszuschuss in Höhe von bis zu 6.250 Euro gewährt, unabhängig von Ihrem Alter. Unterstützt werden bauliche Maßnahmen für barrierefreie Zugänge an der Haustür, Badumbauten, elektrische Türöffner oder auch Rufanlagen. Wichtig ist, dass die Arbeiten von einem Fachunternehmen ausgeführt werden. Außerdem sollte man die Bewilligung durch die KfW abwarten, bevor man mit dem Bauvorhaben beginnt (Informationen unter www.kfw.de, kostenloses Servicetelefon: 0800 539-90 02).

Bei Umbauten im Pflegefall ist die Pflegekasse der wichtigste Ansprechpartner. Sie bezuschusst alle Maßnahmen, die das individuelle Wohnumfeld des Pflegebedürftigen verbessern und seine Selbstständigkeit erhöhen oder verlängern. Bis zu 4.000 Euro Förderung erhält man für die Baumaßnahmen, die die Einschränkungen beheben: etwa stufenloser Zugang zum Haus, Türverbreiterung oder der Umbau des Badezimmers. Sowohl Versicherte als auch ihre Angehörigen haben einen Anspruch auf eine kostenlose Beratung.

Was ist eine Wohnraumanpassung? nach oben

Bei einer Wohnraumanpassung im Sinne der Pflegekassen handelt es sich um eine Maßnahme zur Verbesserung des Wohnumfelds von Pflegebedürftigen. Nach § 40 Absatz 4 Sozialgesetzbuch XI muss die Maßnahme mindestens eine der folgenden drei Voraussetzungen erfüllen, um zuschussfähig zu sein.

  • Die Maßnahme ermöglicht die häusliche Pflege.
  • Die Maßnahme erleichtert die häusliche Pflege erheblich.
  • Die Maßnahme stellt eine möglichst selbstständige Lebensführung des Pflegebedürftigen wieder her.

Wer kann einen Zuschuss für Wohnraumanpassungen erhalten? nach oben

Das Angebot der Pflegekassen, Maßnahmen zum altersgerechten Umbauen zu bezuschussen, richtet sich ausschließlich an pflegebedürftige Personen, die einen anerkannten Pflegegrad nachweisen können. Menschen, die eine Wohnraumanpassung für nötig halten, aber über keinen Pflegegrad verfügen, sollten diesen zunächst beantragen. Die Einstufung in einen Pflegegrad erfolgt nach Begutachtung im häuslichen Umfeld.

Wohnkomfort für Alle nach oben

Wohnen ohne Barrieren erhöht die Wohnqualität für alle Generationen. Und je früher man mit der Planung beginnt, umso mehr günstiger wird es. Häufig steigern schon kleine Umgestaltungen den Wohnkomfort deutlich – für Alt und Jung. Im Faltblatt des Verband Wohneigentum erhalten Sie einen Überblick über die sinnvollsten Maßnahmen und wichtigsten Adressen.

Bestellung über Bund@Verband-Wohneigentum.de

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