Dagner, Gerd
noch keine KommentareFuchsbau-Ansitz

© Dagner, Gerd
Mai 2007 Diesmal passte einfach alles! Der Bau, der Revierpächter, die Witterung und die Helligkeit. Seit frühester Jugend bin ich Waldläufer und Naturfreund, seit vielen Jahren Amateur-, Natur- und Tierfotograf. Mein Revier ist groß, die Grenzen setzen Jagd- und Naturschutzgesetze und die Vernunft.
Etwa 40 Fuchs- und Dachsbaue weiß ich in meiner Umgebung. Die meisten sind für mich uninteressant, weil sie in Dickichten oder dunklen Wäldern liegen, einige weil sie in Revieren sind, deren Pächter glauben, nur derjenige darf sich in Wald und Flur aufhalten, der es sich leisten kann, für viel Geld im Jahr eine Jagd zu pachten.
Sechs Baue, für mich günstig, kontrolliere ich seit Jahren ab Anfang bis Mitte Mai. Das junge Gras auf der Waldlichtung, auf welcher sich einer dieser Baue befindet, steht nach einigen warmen Regentagen etwa 8 cm hoch, nun scheint wieder die warme Frühjahrssonne. Mit dem Fernglas suche ich die Bauoberfläche ab, und siehe da, an zwei Einfahrten ist das junge Gras im Umkreis von 1 bis 1,50 Meter niedergetreten und welk. Hier könnte es klappen! Der Revierpächter, ein vernünftiger Mann, der die Jagd nicht als Prestige auffasst, hat Verständnis für mein Vorhaben und willigt ein.
Büchsenlicht ist für mich zu finster, ich brauche Fotolicht, also sitze ich erst kurz vor Sonnenaufgang auf dem Hochsitz. Wenig später funkeln Tautropfen an Gräsern, Fichtennadeln und quellenden Blattknospen im Licht der ersten Sonnenstrahlen. Amseln, Drosseln und Finken wetteifern im Morgenkonzert der Waldvögel. Im nahen Fichtendickicht ruckst ein Ringeltauber, aus dem entfernten Altholz klingt das "kliöö" des Schwarzspechtes herüber. Auf der Oberfläche des Fuchsbaues rührt sich nichts. Ich genieße das Frühlingserwachen des Waldes, doch ich wollte junge Füchse fotografieren. Etwas enttäuscht gebe ich nach rund viereinhalb Stunden auf. Alle Bedingungen, die Lage des Baues, das Licht, die Witterung, alles passt, ich muss es einfach noch einmal probieren!

© Dagner, Gerd
Doch so schlimm kann die Beunruhigung gar nicht gewesen sein, denn bereits nach kurzer Zeit schauen die stumpfen Jungfuchsgesichter neugierig aus einer Röhre, prüfen kurz und kommen ganz zum Vorschein. Ein ganzes Rudel drängt zum Sonnenlicht und ich komme kaum mit dem zählen nach, 3, 4, nein 5 Junge sind es und schon geht es rund. Sie spielen und balgen sich, springen sich an, beißen sich in Kehle, Nacken und Lunte. Kaum komme ich mit dem Nachführen der Kamera und dem Scharfstellen des langen Objektives mit, Aufnahme um Aufnahme belichte ich, die Jungfüchse sind so beschäftigt, dass das Verschlussgeräusch gar nicht mehr registriert wird.

© Dagner, Gerd
Jetzt erst merke ich, wie erregt ich bin, wie meine Handflächen feucht sind und der Schweiß über Stirn und Nacken läuft. Eine Stunde warte ich noch, doch es rührt sich nichts mehr. Ich aber bin glücklich und zufrieden, denn diesmal passte einfach alles!
Mit einigen gelungenen Aufnahmen bedanke ich mich später beim Revierinhaber. Einige Jungfüchse muss er wohl zur Erhaltung des Gleichgewichtes schießen, sagt er, auch wenn sie ihm selber Leid tun. Als Natur- und Tierfreund muss auch ich dafür Verständnis aufbringen.
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