Gartenberatung: Alles senkrecht? Das können begrünte Außenwände

Einleitung

April 2023 Verbesserung des Mikroklimas, Energieeinsparung durch Dämmungseffekt und Lärmschutz in einem immer lauter werdenden Umfeld sind nur eine kleine Auswahl der wichtigsten Argumente, die für begrünte Außenwände sprechen. Welche weiteren Vorteile Begrünungen ermöglichen und was zu beachten ist, um aus sterilen Wandflächen lebendige Lebensräume zu erschaffen, erklärt Landesgartenberaterin Angela Maria Rudolf.

Begrünte Außenwände fristen vollkommen zu Unrecht ein Nischendasein bei der Ausgestaltung des eigenen Gartens oder bei der Planung und Errichtung von neuen baulichen Anlagen. Die meisten senkrechten Flächen können einfach und schnell begrünt werden, um ganz nebenbei einen ökologischen Mehrwert durch die Bereitstellung eines vielfältigen Lebensraums für Vögel und Insekten zu erzeugen. Im dichten Gewirr der Kletterpflanzen bieten sich versteckte Unterschlupfmöglichkeiten und bei blüten- und fruchtragenden Pflanzen wie Efeu oder Wilder Wein kommen noch reichhaltige Nahrungsangebote für eine Vielzahl von Tieren hinzu.

Wichtig bei der Auswahl der geeigneten Begrünung ist es, sich einen Überblick über die vorhandenen Bedingungen zu verschaffen, um das richtige System und die passenden Pflanzen auszuwählen.

Vollständig bewachsene Fassade mit Wildem Wein (Parthenocissus quinquefolia und Parthenocissus tricuspidata)
Mit Kiwi (Actinidia) geschmückter Hauseingang in Weinheim

Bodengebundene Systeme – mit einfachen Mitteln hoch hinaus nach oben

Diese Begrünungsmöglichkeit eignet sich vor allem für sogenannte Selbstklimmer und Gerüstkletterpflanzen, welche von einem Startpunkt am Boden die Fassade emporwachsen. Dabei können die Selbstklimmer eigenständig und ohne Rankhilfe große Gebäudeflächen innerhalb weniger Jahre vollständig begrünen. Um in diese ungeahnten Höhen zu klettern, halten sich selbstklimmende Pflanzen mit Wurzeln oder Haftscheiben am Gebäudekörper fest und hinterlassen beim späteren Entfernen unschöne Spuren. Grundvoraussetzung beim Einsatz von Selbstklimmern ist eine vollkommen intakte Fassade und die Bereitschaft mit dem willkürlichen Ergebnis der Begrünung leben zu können.

Gerüstkletterpflanzen wachsen nur mit Unterstützung nach oben. Diese schlingenden oder rankenden Pflanzen benötigen zwingend Kletterhilfen, die auf den Wuchstyp abgestimmt sind und aus Drähten, Gittern, Stäben oder Netzen bestehen. Die Installation der Kletterhilfen ist in diesem Fall aufwändiger, jedoch hinterlassen die Pflanzen keine weiteren Spuren oder Rückstände an der Fassade.

SelbstklimmerGerüstkletterpflanzen
Wilder Wein(Parthenocissus quinquefolia)Geißblatt (Lonicera henryi)
Efeu (Hedera helix)Blauregen (Wisteria floribunda)
Kletterhortensie(Hydrangea petiolaris)Kiwi (Actinidia chinensis)

Fassadengebundene Begrünungssysteme – ein Fall für die Profis nach oben

Lassen sich mit Efeu, Kletterhortensie, Geißblatt und Co. als bodengebundenes System relativ leicht, kostengünstig und schnell Wände begrünen, ist das fassadengebundene System („vertikales Grün“) in seiner Gestaltungswirkung sehr hoch, jedoch mit einem hohen Investitions-, Wartungs- und Installationsaufwand verbunden. Grund dafür ist zum einen die Sicherstellung der Wasser- und Nährstoffversorgung der Pflanzen, die etwa in speziellen Wandschalen, Rinnensystemen oder in Textil-Substrat-Systemen ohne Bodenanschluss sitzen und zum anderen die Kenntnis darüber, welche Fassadensysteme für diese Begrünungsform geeignet sind, um Schäden am Gebäudekörper durch Feuchtigkeitseintritt oder zu starker Belastung zu verhindern.

Spalierartig gezogener Echter Wein (Vitis)
Efeu (Hedera helix) ermöglicht vielseitige Gestaltungsmöglichkeiten an einer intakten Fassade.

Mein Tipp: Die Entscheidung für die richtige Kletterpflanze hängt von vielen Faktoren ab, und umfasst Standortbedingungen wie Lichteinwirkung und Bodenverhältnisse ebenso, wie die Frage nach sommer- oder immergrünen Pflanzen, die unterschiedliche Auswirkungen etwa für die Dämmwirkung im Winter am Gebäude haben können. Wichtig ist, dass eine jährliche Begutachtung der Kletterpflanzen erfolgt, um eventuell abstehende Pflanzenteile einzuflechten, abgestorbene Pflanzenteile zu entfernen, notwendige Rückschnitte an Fenstern, Fensterläden, Dachrinnen, Fallrohren oder Blitzableitern vorzunehmen und nach Bedarf organisch zu düngen.

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