Gartenberatung: Grün auf jeder Hütte

Einleitung

November 2022 Eine Dachbegrünung auf Mülltonnenüberdachungen, Geräteschuppen und dem Carport: Ist das nicht zu aufwändig und bringt wenig Nutzen? Gartenberaterin Angela Maria Rudolf erklärt die Vorzüge einer extensiven Dachbegrünung auf Laube und Co.

Naturnahe Dachbegrünung auf einem Flachdach mit Sedum und Bärenfell-Schwingel

Ob Ein- oder Zweifamilienhaus, Garage, Carport, oder Laube – mit jeder baulichen Anlage wird Boden versiegelt, der dem Kreislauf der Natur nicht mehr zur Verfügung steht. Um die Folgen dieser Versiegelung abzumildern, macht es durchaus Sinn, nach dem Motto „Begrünen, was das Zeug hält“ vorzugehen. In diesem Fall sind es die Dachkonstruktionen, welche die Begrünung tragen müssen und insbesondere bei Hausdächern exakte statische Berechnungen benötigen: Sie müssen Normen und Vorschriften erfüllen und das braucht zwingend Kenntnisse von baulichen Aspekten. Aus diesen Gründen sollten diese Begrünungen ausschließlich von erfahrenen Fachleuten geplant und durchgeführt werden.

Selbst begrünt! nach oben

Für die heimische Laube gibt es jedoch auch was fürs Dach, was Sie selbst nachbauen können, ganz ohne statische Berechnungen: eine sogenannte extensive Begrünung. Diese ist effektiv, der Aufwand für die Umsetzung bleibt gering. Im Vergleich zur intensiven Dachbegrünung haben extensive grüne Dächer eine geringe Substratauflage von maximal 5 bis 15 cm, die vorrangig aus einer trockenheitsresistenten und pflegeleichten Bepflanzung aus Sedum und Sempervivum besteht.

Die Vorteile extensiver Dachbegrünung im Überblick:

  • geringe Aufbauhöhe

  • nährstoffarmes Substrat

  • kaum benötigter Pflegebedarf

  • geringer Wasserbedarf

Eine weitere Vereinfachung liegt im sogenannten Einschicht-Substrateinbau, bei dem das Substrat alle wichtigen Funktionen von der Dränage, über den Wasserspeicher bis hin zum Wurzelgrund für die Pflanzen übernimmt.

Extensive Begrünung einer Mülleinhausung mit Sedum-Arten und Zwerg-Fingersträuchern
Naturnahe Begrünung mit Sedum-Arten, Stauden und Gräsern

So gelingt der Aufbau nach oben

Kleinere Gartenhäuser mit einem Pultdach eignen sich hervorragend für einfache Dachbegrünungen. Gehen wir einmal davon aus, Ihr Gartenhausdach hat beispielsweise eine Fläche von 6 m² mit einer maximalen Dachneigung von 10 Grad. Bei diesem einschichtigen Aufbau beträgt das Aufbaugewicht in etwa 80 kg/m² und gestaltet sich von oben nach unten wie folgt:

  • Bepflanzung: Sedum und Sempervivum-Arten

  • Substrat: einschichtiges Gemisch aus vulkanischem Bims (2 – 6 mm) mit 10 % Humusanteil

  • Schutzschicht: Geovlies 300 g/m²

  • Abdichtung: Teichfolie 1 mm stark

  • Schutzschicht: Geovlies 300 g/m²

Eine Entwässerung ist bei dieser Form nicht nötig, das Dachwasser wird bis zu einem gewissen Grad gespeichert. Überschüssiges Wassert tropft einfach vom Dachüberstand herunter. Alternativ kann das Wasser in eine vorhandene Traufe abgeleitet werden. Dabei reicht ein Spalt unter dem Traufbalken für den Abfluss.

In beiden Fällen wird das obere Schutzvlies etwa 100 cm über den Rand hängen gelassen, mit Kies bis an den Rand aufgefüllt und wieder zurückgeschlagen. Somit entsteht am Dachrand eine Dränage, die nicht bewachsen wird. Um das Vlies vor UV-Strahlung zu schützen, wird es mit etwas Kies zusätzlich abgedeckt.

Durch den vorhandenen Dachrand und den dünnschichtigen Aufbau gelingt eine schnelle und einfache Begrünung. Sedum-Pflanzen können als Sprossen oder Saatgut angekauft werden und müssen nur noch flächig von Hand auf dem Dach verteilt werden. Das Abdecken der Saat mit einem dünnen Gemüsevlies schützt in den ersten zwei bis drei Wochen vor Austrocknung, in denen nach Bedarf gewässert werden sollte. Eine andere Möglichkeit ist das Einpflanzen von Pflänzchen in Kleintopf- oder Flachballen. Sie werden auf für Dachbegrünungen geeigneten Spezialplatten vorgezogen, um ein optimales Anwachsen zu garantieren.

Extensive Dachbegrünung eines Flachdaches mit Küchenschelle, Schnittlauch und Sedum

Das naturnahe Dach nach oben

Wer mehr Leben auf seinem Dach möchte, kann sich an eine naturnahe Dachbegrünung heranwagen. In der Natur vorkommende Magerstandorte dienen als Vorbild für eine natürlich wirkende und dauerhafte Bepflanzung von heimischen und standortgerechten Pflanzengemeinschaften. Eine naturnahe Begrünung kann ebenso als einschichtiger Aufbau ausgeführt werden und erhöht unter Verwendung kleiner Topfballengrößen den Artenreichtum und gleichzeitig die Gestaltungsmöglichkeiten. Bei unserem Gartenhäuschen können beispielsweise noch

  • Blauschwingel (Festuca glauca)

  • Katzenpfötchen (Antennaria dioica)

  • Karthäuser-Nelke (Dianthus carthusianorum)

  • Kleines Habichtskraut (Hieracium pilosella)

integriert werden.

Erforderliche Pflegegänge, die bei der naturnahen Dachbegrünung anfallen, können bei kleinen Dächern meist von einer Leiter aus ausgeführt werden. Außerdem sollten Sie regelmäßig solche naturnahen Pflanzungen von Wildaufwuchs, wie Bäumen und Kräutern, befreien.

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