Gartenschätze: Farbe im Garten

Einleitung

Juni 2021 Farben verändern das Raumgefühl, sie vermitteln Wärme oder Kühle, können Harmonie erzeugen oder für Aufregung sorgen. Sie sind deshalb ein wichtiger Aspekt für die Garten- und Beetgestaltung.

Sanfte Farben für die Stimmung: Pflanzen in Pastelltönen haben eine zurückhaltende und beruhigende Ausstrahlung.
Rote Blüten, wie die der Brennenden Liebe, stechen wie Ausrufezeichen aus dem Beet hervor.
Bei Gelb wird einem gleich ganz warm ums Herz, denn es steht ­symbolisch für die Sonne.
Verschiedene Blautöne bei Blüten finden sich unter anderem beim ­eleganten Rittersporn.

Egal ob Kleidung oder Wohnungseinrichtung: Farben sind ein wichtiger Bestandteil unseres Lebens. Wir setzen sie ein, um unsere Umwelt zu gestalten. Bestimmte Farben haben – bewusst oder unbewusst – Einfluss auf unsere Psyche und unsere Emotionen. Sie können Farben einsetzen, um eine friedliche, beruhigende Stimmung zu erzeugen, zum Beispiel mit Ton-in-Ton-Pflanzungen. Kontrastreiche Kombinationen sorgen dagegen eher für Aufregung und „aktivieren“ uns. Wir können Farben als Werkzeuge einsetzen, um Dimensionen zu vergrößern oder zu verkleinern. Blautöne sorgen beispielsweise eher für ein Gefühl der Weite.

Grundlagen der Farbenlehre nach oben

Farben entstehen durch die unterschiedlichen Wellenlängen des Lichtes. Ein Farbkreis (siehe Kasten weiter unten) dient dazu, den Gesamtzusammenhang der Farben darzustellen und zu ordnen. Auf dem Farbkreis fehlen die unbunten Farben Schwarz, Weiß und Grau, die als „unwirksame“ Farben gelten, denn diese Farben reagieren nicht mit anderen Farben. Weiß ist deshalb sehr gut als Mittler zwischen Extremen und steht für Schlichtheit. Das neutrale Weiß verstärkt und vertieft Farben in seiner Nachbarschaft und lässt diese umso klarer hervortreten. Gleichzeitig sorgt Weiß dafür, dass es nicht zu Zusammenstößen zwischen dramatischen Gegensätzen kommt.

Komplementärfarben liegen im Farbkreis so weit wie möglich auseinander, sprich gegenüber, wie Gelb und Violett. Zusammen verwendet sorgen sie für eine gewisse Spannung. Auf dem Farbkreis nebeneinander liegende Farben, sozusagen die Nachbarn auf dem Farbrad, erzeugen Harmonie, zum Beispiel Rot, Orange und Gelb. Damit haben Sie schon die Grundlagen für die zwei wichtigsten Ansätze bei der Farbgestaltung im Garten: Eine kontrastreiche Gestaltung mit Komplementärfarben oder eine Ton-in-Ton-Komposition mit verschiedenen Schattierungen. Hinzu kommt noch, dass man den Farbkreis in zwei Hälften teilen kann. Alle Farben auf der Grundlage von Rot und Orange zählen als warme Farben, kalte Farben basieren auf Blau. Es kommt also auch darauf an, welche Stimmung Sie gern vermitteln wollen.

Am besten, Sie legen sich zum Anfang einer Pflanzplanung grundsätzlich auf eines der beiden Konzepte fest und entscheiden dann, welche Farben in einem Beet den Ton angeben sollen. Vielleicht haben Sie ja auch eine Lieblingsfarbe und gehen bei der Gestaltung von dieser als Hauptakteurin aus. Setzen Sie insgesamt eher auf größere Farbinseln als nur auf Farbtupfer. Gerade bei kontrastreichen Kombinationen sollten die Farben mehrmals wiederaufgenommen werden, sodass ein gewisser Rhythmus entsteht, der das Auge optisch beruhigt.

Der Farbkreis nach oben

Farbkreis

Die drei Primärfarben sind Rot, Gelb und Blau, aus denen sich alle anderen Farben bilden. Sie stehen in einem Dreieck zueinander. Jede der drei Sekundärfarben ist eine Mischung aus zwei Primärfarben: Orange (Rot und Gelb), Grün (Gelb und Blau) und Violett (Blau und Rot). Mischt man eine Sekundärfarbe mit der nächsten Primärfarbe entstehen Tertiärfarben, die die Übergänge zu den Hauptfarben bilden. Mischt man den Primärfarben Weiß oder Grau hinzu, verlieren sie an Farbintensität und sie wirken gedämpfter.

Nicht nur die Blüten zählen nach oben

Als Erstes denkt man bei Farbe im Garten natürlich an die Blütenfarben – und die Blühzeiten! Nur wenn die Pflanzen, die zusammenwirken, auch zur gleichen Zeit blühen, tritt der gewünschte Effekt ein. Aber es gibt noch so viel mehr Möglichkeiten. Denken Sie nur an die unzähligen Grünschattierungen des Laubes von Gehölzen und Stauden, da reicht die Palette von frischem Gelbgrün bis zu tiefem Dunkelgrün. Sorten mit panaschierten Blättern oder welche mit interessanten Blattaderungen und -mustern bieten ebenfalls Abwechslung. Und es gibt Sträucher und Stauden, die weitere Blattfarben einbringen, etwa das Purpurglöckchen, von dem es Sorten mit karamellfarbenem, dunkelrotem oder violettem Laub gibt.

Mit anderen Gestaltungselementen, wie Rankgittern, Zäunen, Beetbegrenzungen, Gefäßen oder kleineren Accessoires wie Dekoelementen, können Sie zudem Farbakzente setzen, farblich passende Gartenmöbel aussuchen und die Wegebeläge entsprechend auswählen.

Treiben Sie es nicht zu bunt nach oben

Bei all der Blütenpracht sollten Sie aber eins nicht vergessen: Das Auge muss zwischendurch auch wieder zur Ruhe kommen können. Eine Rasenfläche oder ein Rasenweg bieten ein schönes Gegengewicht zum Farbfeuerwerk. Zum einen ist der grüne Teppich als Erholungs- und Spielfläche ein Muss, zum anderen kann ein Rasenstück als „Abstandhalter“ zwischen unterschiedlichen Bereichen vermitteln und als Kulisse die Farbigkeit von Stauden- und Sommerblumenbeeten noch zusätzlich in Szene setzen. Auch niedrige, grüne Einfassungshecken, zum Beispiel aus Buchs oder Liguster, halten die Blumenpracht optisch in Schach. Vor ruhigem Hintergrund, wie einer geschnittenen Hecke oder einer Ziegelmauer, kommen die Farben zudem besser zur Geltung und zum Leuchten.

Im Beet spielen auch Gräser eine zunehmend wichtigere Rolle. Sie werden nicht so sehr wegen ihrer Farbe, sondern wegen ihrer Transparenz und Leichtigkeit geschätzt. Für den berühmten Gärtner Karl Foerster (* 9. März 1874 in Berlin; † 27. November 1970 in Potsdam) waren Gräser bereits ein Muss im Staudenbeet: Ihr Grün wirkt als Mittler zwischen den Farben der Blütenstauden, ihre oft spektakuläre Herbstfärbung bringt den Garten ab dem ausgehenden Sommer zum Leuchten. Im Winter verleihen sie den Beeten mit ihren inzwischen abgestorbenen Blütenständen Struktur.

Traumhafte Farbwelten nach oben

Jeder hat seine Farbvorlieben und diese können Sie im Garten ausleben. Es muss ja nicht gleich der ganze Garten sein, beginnen Sie erst mal mit einem Beet. Wir haben hier ein paar Beispiele zusammengestellt.

Zartheit mit Rosa: Gibt es etwas Schöneres, als auf einer rosaroten Wolke zu schweben? Rosarot ist der Inbegriff von Romantik. In Cottage- oder Bauerngärten hat es einen festen Platz. Die unterschiedlichen Farbtöne verschmelzen aus einiger Entfernung zu einem zarten Bild mit weichen Konturen, das der Feder eines Impressionisten entflossen sein könnte. Im Staudengarten wird Rosa gern in Form von Rosen, Malven oder Hortensien eingesetzt. Doch da zu viel Romantik leicht ins Kitschige abgleiten kann, stellt man diesem Farbton am besten noch andere Pastellfarben zur Seite – helle Blautöne beispielsweise – oder aber auch kräftigere Töne aus der großen Familie der Rosatöne, ein Violett oder ein knalliges Magenta. Unter Nelken und Schwertlilien, Phlox und Herbst-Anemonen lassen sich ganz bestimmt die richtigen Partner finden. Und dann sind da natürlich noch Weißtöne, die sehr gut zu rosafarbenen Blumen passen. Beispielsweise wie es im Mutterkraut oder in Margeriten zu finden ist, oder die filigranen Wolken, die die zarten Blüten vom Schleierkraut über die Rabatten legen. Am Abend kommen die zarten Farben besonders gut zur Entfaltung, weil sie eine starke Leuchtkraft besitzen.

Unendliche Weite mit Meeresfarben: In all seinen zahlreichen Facetten ist Blau eine Farbe, die die Gärtner schon immer fasziniert hat. Blau ist die kälteste aller Farben. Schon der Anblick glitzernden, blauen Wassers lässt die Sommerhitze leichter ertragen. Es vermittelt Weite und Ferne, wie der sich ins Unendliche wölbende Himmel, steht aber auch für Sehnsucht. Im Garten ruft Blau ähnliche Wirkungen hervor, es schafft Kühle, Raum und Distanz. Blaue Stauden können den Garten optisch vergrößern, weil sie ein Gefühl von Weite vermitteln. Eine Reihe blauen Rittersporns als Hintergrund einer Rabatte lässt viel mehr Raum dahinter vermuten. Ein reines Blau ist selten bei den Blütenfarben. Vor allem unter Glockenblumen, Eisenhut, Rittersporn, Vergissmeinnicht, Männertreu und Schwertlilie finden sich einige Vertreter, die diese faszinierende Tönung aufweisen. Man kann dem Blau aber durchaus einen Schuss Rot beimischen. Heraus kommen dann kräftige Lavendeltöne. Je mehr Rot sich zum Blau gesellt, desto wärmer wird die Grundstimmung. Auch blaue Blüten entfalten ihre größte Wirkung in den Morgen- und Abendstunden.

Vibrierendes Leben mit Gelb: Denken Sie an Gelb, geht bei den meisten die Sonne auf. Diese Farbe bringt Heiterkeit in den Garten und hebt die Stimmung. Überschwänglich und extrovertiert präsentieren sich gelb blühende Stauden im Garten. Sie wirken freundlich und erfüllen selbst dunkle Ecken mit pulsierendem Leben. Aber Vorsicht, zu viel Überschwang erschlägt: Gelb sollte deshalb zurückhaltend gehandhabt werden, damit es zartere Farben nicht übertönt oder zu heftige Kontraste zu anderen starken Farben setzt. Gelb lässt sich hervorragend in allen Schattierungen verwenden. Verwenden Sie Mischtöne, Blassgelb ist nicht so ungestüm wie Knallgelb. Cremegelbe Blumen beruhigen und wirken, wie grüne Blätter, voneinander trennend. Dazu passen warme Orange-, Rot- und Brauntöne. Besonders unter den im Hochsommer blühenden Pflanzen gibt es prächtige Vertreter, die mit der Sonne um die Wette strahlen: Sonnenhut, Sonnenauge und Sonnenbraut sind aus den amerikanischen Prärien zu uns gekommen und werden als unkomplizierte Dauerblüher geschätzt. Gern werden auch sommerblühende Gräser dazu kombiniert, deren strohige Blätter den Hochsommeraspekt noch zusätzlich betonen.

Eleganz in Schwarz und Weiß: Es muss nicht immer bunt sein! In den letzten Jahren sorgen modern gestaltete Beete in Schwarz, Weiß und Silber für Furore. Das wirkt nicht nur elegant, geordnet und formal, sondern auch geheimnisvoll und exklusiv. Sie können sicher sein, dass so eine Kombination in jedem Fall die Blicke auf sich zieht – und das ganz vornehm. Der stärkste Gegensatz wäre der zwischen Schwarz und Weiß. Aber in der Natur kommen schwarze Blüten und Blätter kaum vor. Sie haben immer einen Lila- oder Rotstich, der sie heller wirken lässt als Tiefschwarz. Dunkle Blätter und Blüten finden Sie zum Beispiel bei der Stockrose ‘Nigra’, der Bartnelke ‘Nigrescens’, der Bartiris ‘Superstition’, der Akelei ‘Black Barlow’ und dem Purpurglöckchen ‘Frosted Violet’.

Tiefrote Blüten mit weißen Staubgefäßen: die Skabiose ‘Chile Black’
Silbrige, weiß-graue Erscheinung: die Elfenbein­distel

Weiße Blumen besitzen dafür oft eine farbige Mitte oder eine grünliche Schattierung. Sie wirken dadurch nicht so hell wie reines Weiß. Verwenden Sie als helle Aspekte noch graue oder silbrige Pflanzen, wird die Eleganz perfekt. Silbrige Pflanzen drängen sich nie in den Vordergrund, sondern sorgen mit ihrem schimmernden Glanz dafür, dass ihre Nachbarn gut zur Geltung kommen. Blüten in Silber sucht man dabei eher vergebens, dafür ist die Auswahl an Blattschmuckpflanzen groß. Beispiele sind der Japanische Regenbogenfarn, die Elfenbeindistel oder der Wollziest ‘Big Ears’. Der Silbereffekt rührt meist von haarigen, wachsähnlichen oder pudrigen Schichten.

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