Küchengarten: Von Züchtern und Resistenzen

Einleitung

September 2016 Wer Stachelbeeren, Äpfel oder andere Obstarten pflanzen möchte, hört oder liest immer wieder, er solle auf resistente Sorten achten. Das hat gute Gründe.

Bild 1: Amerikanischer Stachelbeermehltau

Unseren Stachelbeeren ging es ab etwa 1900 an den grünen Kragen: Der eingeschleppte Amerikanische Stachelbeermehltau machte sich über Blätter und Früchte Bild 1 her. Der Anbau machte ohne Pflanzenschutzmittel keinen Spaß mehr.

Die Suche nach der Widerstandsfähigkeit nach oben

Um eine Lösung zu finden, blickten die Züchter nach USA, der Herkunft der Pilzkrankheit. Sie suchten nach Stachel­beeren, die dem Mehltauerreger etwas entgegenzusetzen hatten. Bei der Amerikanischen und der Oregon-Stachelbeere wurden sie fündig: Die Wildarten besitzen eine Resistenz, eine ­Widerstandskraft gegen den Erreger. Diese versuchten die Züchter durch Kreuzungen der Wildarten auf unsere Stachelbeeren zu übertragen. Mit Erfolg. 'Invicta®' Bild 2 und 'Dr. Bauer's® Rokula(S)' Bild 3 (www.haeberli-beeren.ch) heißen einige der daraus resultierenden widerstandsfähigen Sorten.

Bild 2: Stachelbeersorte 'Invicta®'
Bild 3: Stachelbeersorte 'Dr. Bauer's® Rokula(S)'

Ähnliches lässt sich über andere Obstarten berichten. Der Apfel 'Golden Delicious', zum Beispiel, war ein Zufallssämling, wurde also nicht gezielt gezüchtet. Noch heute ist er eine der weltweit am häufigsten angebauten Sorten − wegen seines hohen Ertrags. So richtig lecker schmeckt der Apfel nur ganz ausgereift und frisch vom Baum. Außerdem ist er sehr anfällig gegen Apfelschorf, eine Pilzkrankheit. Deshalb kreuzte man die Nummer eins mit anderen Sorten, um mehr Widerstandskraft − und mehr Geschmack − in die Früchte zu bekommen.

Die Artenvielfalt als Basis für den Erfolg nach oben

Eines seiner "Kinder", der aromatischere 'Elstar', lief 'Golden Delicious' den Rang ab. Er ist etwas gesünder als sein Vorgänger, dennoch anfällig gegen Schorf und Mehltau. Folglich brachte man den Japanischen Wildapfel ins Züchterspiel. Seine Resistenz gegen Schorf ließ sich auf 'Santana' über­tragen. Das Mehltauproblem blieb. Die Züchter haben also noch zu tun. Ihr Erfolg steht und fällt damit, dass ihnen Wild­arten mit den gesuchten Eigenschaften zur Verfügung stehen. Ein weiterer Grund dafür, die Artenvielfalt zu fördern!

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