Energie: Macht grün das Dach

Einleitung

August 2022 Eine Dachbegrünung ist eine natürliche Isolation vor Hitze und Kälte für Ihr Zuhause und zudem gut für Umwelt und Klima. Wer sich mit dem Thema „grüne Dächer“ detaillierter beschäftigt, wird schnell merken, dass es gar nicht so einfach ist, fürs eigene Dach die richtige Begrünung zu finden. Flachdächer sind prädestiniert für Pflanzungen verschiedenster Art, aber ab einem Neigungswinkel von 15 Grad wird das ganze Vorhaben schwierig bis unmöglich. Damit Sie hier nichts falsch machen, haben wir drei ausgewiesene Expert*innen zu Rate gezogen. Was für Ihre Planung wichtig ist, weiß Almut Egenolf:

Grünes Garagendach nach oben

Allmut Egenolf

Allmut Egenolf von der Hofstetter Mühle in Heiligenberg, einer Spezialgärtnerei für Pflanzen zur Dachbegrünung, kennt sich mit grünen Garagendächern aus.

FuG: Wie muss der Aufbau einer Dachbegrünung sein?
Allmut Egenolf: Je nach Art des Daches sollten Sie darauf achten, einen guten und stabilen Grundaufbau zu haben. Hierzu gibt es natürlich bei verschiedenen Fachhändlern spezielle Systeme, die aus unterschiedlichen Schutzschichten wie Folien und Vlies sowie manchmal aus einer Entwässerungs-Festkörperdrainage bestehen. Die Art des Aufbaus unterscheidet sich im Aufwand, der Neigung des Daches sowie der anschließenden Nutzung des Daches bzw. den darunterliegenden Räumlichkeiten. Während z. B. eine Garage oder ein Carport in einer Do-it-yourself-Bauweise begrünt werden können, sollte dies bei Hausdächern besser vom Spezialisten übernommen werden.

Die Dachneigung sollte nicht größer als 15 Grad sein.

Worauf muss ich achten, wenn ich die Begrünung selbst durchführen möchte?
Wenn Sie ein Dach selbst begrünen möchten, müssten Sie natürlich vorab sicherstellen, dass Ihr Dach wasserdicht ist und das Regenwasser auch nach der Begrünung etwa durch eine Rinne, Fallrohr oder Ähnliches ablaufen kann. Ebenfalls ist darauf zu achten, dass es auf dem Dach keinen Bereich gibt, in denen sich größere Mengen Staunässe ansammeln können.

Als Grundschicht unter der Dacherde sollten Sie immer ein spezielles Dachvlies verlegen. Es schützt Ihr Dach vor Beschädigungen und die Unterseite des Vlieses führt überschüssiges Wasser ab. Ein Vlies kann übrigens bis zu sieben Liter Wasser pro Quadratmeter speichern. Auf das Vlies geben Sie nun ein spezielles Dachsubstrat (Dacherde). Es sollte keinen oder nur wenig Humus enthalten, damit das überschüssige Wasser schnell abfließen kann und so keine Staunässe entsteht. Zum anderen beinhaltet spezielle Dachstaudenerde keine Bestandteile, die davongeschwemmt werden. Für eine Sedum- oder Sukkulentenbegrünung (extensive Dachbegrünung) sollte die Substratschicht mindestens eine Höhe von sechs Zentimeter haben. Für niedrige und höhere Dachstauden benötigt es dann schon acht bis zwölf Zentimeter für die dauerhafte Etablierung einer Begrünung.

Den Dachaufbau sorgfältig planen.

Wie bringe ich die Pflanzen auf das Dach?
Die Dachpflanzen können auf verschiedene Art und Weise auf das Dach aufgebracht werden. Dabei richtet sich die Vegetationsaufbringung nach den Kosten und danach, wie schnell das Dach begrünt sein soll. Gepflanzt werden kann in der Regel von März bis Ende Juni und von Anfang September bis November. In diesen Monaten herrschen die besten Wachstumsbedingungen für die Dachpflanzen. Im Hochsommer kann auch gepflanzt werden, wenn eine intensive Bewässerung möglich ist. Die Anwachszeit beträgt in der Regel drei bis vier Wochen. Direkt nach der Pflanzung sollte das Gründach zwei bis drei Mal in der Woche gewässert werden, bis die Pflanzen angewachsen sind. Nach dem Einwurzeln übersteht die Begrünung auch längere Trockenperioden.Eine sehr effiziente Methode ist das gezielte Einpflanzen der Pflanzen in das Dachsubstrat. Da die Pflanzen als Flachballenstauden schon einen Wurzelballen besitzen, wachsen diese schnell an und können sich leicht vermehren. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Zusammenstellung und Verteilung der Pflanzen bestmöglich bestimmt werden können.

Dachaufbau
Flachballenstauden haben schon einen Wurzelballen.

Haben Sie Empfehlungen für die Auswahl der Pflanzen?
Bei niedrigen Flächen, auf die geschaut wird, können mit einer gezielten Auswahl tolle Muster gepflanzt werden. Die Pflanzung von Kräutern ist ebenfalls empfehlenswert, da sie Nahrung für Insekten darstellen und in der Küche verwendet werden können. Gerade bei kleineren Flächen lassen sich Sedum-Pflanzen sehr gut mit Kräutern, Gräsern und Stauden kombinieren.

Dabei brauchen Sie etwa 15 bis 20 Pflanzen pro Quadratmeter mit einer Ballengröße von fünf bis sechs Zentimeter. Nach einiger Zeit wachsen die Pflanzen zusammen und bilden einen geschlossenen Pflanzenbestand. Unsere zahlreichen Sorten von Dachstauden bieten wir in Multitopfplatten zu 50 Stück, zu 100 Stück oder auch als Einzelpflanzen an.

Gibt es eine schnelle Methode des Ausbringens?
Die einfachste und schnellste Art, gerade für große Flachdächer, ist das Ausbringen der Pflanzen als Sprossen. Die Sprossen der Sedum-Pflanzen sind abgeschnittene Pflanzentriebe, die für die extensive Dachbegrünung auf das Substrat ausgestreut werden. Sie wachsen in dem Dachsubstrat an und können sich genauso wie die Flachballenpflanzen entwickeln. Die Sprossen werden auf die zu begrünende Fläche gleichmäßig ausgestreut und ganz leicht mit einer Schutzschicht (z. B. Feinsubstrat) abgedeckt oder etwas mit einem Rechen in das Dachsubstrat eingearbeitet, bzw. angedrückt und kräftig beregnet. Man muss jedoch bis zu ein Jahr warten, bis das Dach komplett grün ist.

15 bis 20 Pflanzen pro Quadratmeter sind notwendig.
Auf einem begrünten Dach lässt’s sich auch gut relaxen.

Pro Quadratmeter empfehlen wir eine Aufwandmenge von 80 bis 100 g. Wir bieten Ihnen zum Beispiel die Sedum-Sprossen als Standardmischung (vier bis sechs Sorten) und als spezielle Wunschmischungen in verschiedenen Farbkompositionen an. Sie benötigen zum Beispiel für eine Garage oder ein Carport mit ca. 30 m2 Dachfläche etwa 3 kg Sedum-Sprossen. Für eine schnellere Begrünung können Sie natürlich auch mehr Sprossen verteilen.

Zu welcher Jahreszeit führe ich die Dachbegrünung durch?
Die Dachbegrünung wird am besten im Frühjahr oder Herbst durchgeführt. Als Pflanzen werden hauptsächlich Sedum, aber auch Nelkenarten, Gräser oder Gewürzpflanzen wie Thymian verwendet. Sie kommen mit wenig Wasser aus, und sind hitze- und frostbeständig. Vor der Bepflanzung muss das Dach aber mit einer wurzelfesten Abdichtung oder einer Wurzelschutzbahn versehen werden.

Wie muss ich das Gründach pflegen?
Grundsätzlich hat ein fertig begrüntes Dach bei einer extensiven Dachbegrünung so gut wie keinen Pflegeaufwand. Da die Pflanzen allen Witterungsbedingungen standhalten, muss hier wenig getan werden.

Dachbegrünung am besten im Frühjahr oder Herbst.
Sedum floriferum, Weihenstephaner Gold eignet sich sehr gut für eine flächige Dachbegrünung.

Und wie sieht es mit dem Wässern aus?
Selbst bei einem heißen und trockenen Sommer brauchen Sie normalerweise ein angewachsenes Gründach nicht zu wässern. Eine Bewässerung ist meist nur in der Anwachs- und Entwicklungsphase nach der Pflanzung oder Ausbringung der Sedum-Sprossen in den ersten Monaten notwendig. Wenn Sie Ihr Dach durch eine Aussaat begrünen, sollten die Samen Trockenheit nicht zu lange ausgesetzt sein, da sich die Keimrate sonst reduzieren kann.

Haben Sie eine Empfehlung für’s Düngen?
In der Regel sollten Sie einmal im Jahr (Frühjahr oder Herbst) Ihr Gründach düngen. Dazu verwenden Sie bitte organischmineralischen Langzeitdünger. Sie können den Dünger einfach gleichmäßig auf die begrünte Fläche ausstreuen.

Wie entferne ich am einfachsten Gräser?
Leider kommt es immer wieder vor, dass Gräser durch Flugbesamung auf dem Dach anwachsen. Besonders bei neuen Begrünungen, wenn die Dächer noch nicht ganz zugewachsen sind, finden diese Platz und können anwachsen. Wir empfehlen, besonders im ersten Jahr, diese Gräser zu entfernen. Die Kahlstellen können dann von neuen Pflanzen oder Sprossen der Nachbarpflanzen bedeckt werden.

Mehr Natur aufs Dach! nach oben

Theo Selders

Theo Selders von Greendepot aus Willich war in den letzten 40 Jahren verantwortlich für die Begrünung von mehreren Millionen Quadratmetern Dachflächen etwas auf Supermärkten und Hallen. Er ist der Meinung, dass es sich schon im kleinen lohnt, mit der Dachbegrünung zu beginnen. Am besten auf einem Garagen- oder Carportdach. Das ist meist flach und hier kann man auf einfache Weise üben. Selders muss es wissen, seine Passion ist die Natur. Seit 50 Jahren bringt er sie den Menschen wieder ein Stück näher – durch sein Wissen, aber auch ganz praktisch. Er hat viele Wege gefunden, wie jeder Mensch mehr Natur zu Hause erleben kann. Für sein Umwelt-Engagement wurde er mit vielen Preisen ausgezeichnet. Neben unzähligen Privatkunden vertrauen auch internationale Unternehmen wie Aldi Süd und Siemens auf sein Wissen und seine Arbeit. Hier gibt er uns einen Einblick in sein Wissen:

Das sollten Sie über Dachbegrünung wissen:

  • Wussten Sie, dass eine Dachbegrünung eine optimale Bienen-, Schmetterlings- und Insektenweide ist?

  • Wussten Sie, dass durch Dachbegrünung die Dachhaut vor Witterungseinflüssen wie Temperaturschwankungen Tag und Nacht geschützt ist und so drei- bis viermal länger hält?

  • Wussten Sie, dass es in den meisten Städten einen Zuschuss zur Dachbegrünung gibt?

  • Wussten Sie, dass Dachbegrünung bei Starkregen wie ein Schwamm auf dem Dach wirkt und das überschüssige Regenwasser verzögert an die Kanalisation abgibt? So können Überschwemmungen verhindert werden.

  • Wussten Sie, dass Sie bei Dachbegrünung ganz oder teilweise von der Regenabwasser-Gebühr befreit werden können?

  • Wussten Sie zudem, dass eine Dachbegrünung eine Klimaanlage ohne Strom ist? Und dass sie Ihre darunter liegenden Räume im Sommer acht bis zehn Grad kühler macht und im Winter vor Kälte schützt?

  • Wussten Sie, dass Dachbegrünung auch Feinstaub in Ihrer Umgebung in erheblichem Umfang bindet? „Eine Dachbegrünung wandelt CO2 in Sauerstoff um und trägt somit zur Luftverbesserung bei“, erläutert Selders.

Zahlen zur Dachbegrünung nach oben

Dr. Gunter Mann

Die Gebäudebegrünung ist längst kein „Nischenprodukt” mehr, berichtet Dr. Gunter Mann, Präsident des Bundesverband Gebäudegrün e. V. „Der Gebäudebegrünungsmarkt wächst und spiegelt sich in einer Vielzahl an Projekten wider. Im Zuge der Klimaanpassungsmaßnahmen spielen Dach- und Fassadenbegrünungen eine große Rolle, vor allem mit Blick auf die Hitze- und Überflutungsvorsorge.“ Nachfolgend einige interessante Zahlen.

  • 2020 wurden in Deutschland 7.839.977 m² Dachfläche neu begrünt.

  • In Deutschland liegt die Summe der über die Jahre hinweg begrünten Dachflächen bei 130.000.000 m².

  • Es sind zudem in 2020 etwa 55.000 m² Fassadenflächen als bodengebundene Fassadenbegrünungen mit Kletterhilfen bzw. als wandgebundene Fassadenbegrünungen ausgebildet worden.

  • Die BuGG-Gründach-Bundesliga führt nach Quadratmeterzahl nach wie vor München mit 3.148.043 m² Dachbegrünungsfläche an.

  • Nach dem Gründach-Index führt immer noch Stuttgart die BuGG-Gründach-Bundesliga mit 4,1 m² Gründach pro Einwohner*in an.

  • Der durchschnittliche Gründach-Index (Quadratmeter Gründach pro Einwohner) liegt bundesweit bei 1,3.

  • 42 bzw. 34 % der Städte mit mehr als 50.000 Einwohner*innen fördern Dach- bzw. Fassadenbegrünungen und geben finanzielle Zuschüsse.

  • 77 % der Städte mit mehr als 50.000 Einwohnern fördern indirekt Dachbegrünungen und mindern die Niederschlagswassergebühr beim Vorhandensein von Gründächern.

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