Energie: Privattankstelle am Haus

Einleitung

August 2021 Kommt beim nächsten Autokauf ein Elektroauto in Betracht? Lesen Sie hier, wie die eigene Ladestation zuhause funktioniert.

Wallbox-Modelle können auch auf Stelen montiert werden.

„Wer sich ein E-Auto anschaffen möchte, sollte sich im Vorfeld Gedanken darüber machen, wie das Laden im eigenen Heim sicher und effizient funktioniert“, stellt Andreas Habermehl vom Zentralverband der Deutschen Elektro- und Informationstechnischen Handwerke (ZVEH) fest. Ein Umstieg auf die E-Mobilität wird umfangreich gefördert und kann sich deshalb auch finanziell lohnen. So sind neu zugelassene E-Autos bis zu zehn Jahre lang von der Kfz-Steuer befreit. Und noch ein weiterer Vorteil: Sie lassen sich ganz einfach an der hauseigenen „Stromtankstelle“ aufladen. Sowohl über Nacht als auch tagsüber, wenn man längere Zeit zu Hause ist. Für 80 bis 90 Prozent der Strecken, die zurückgelegt werden, ist das meist ausreichend.

Haushaltssteckdose oder Wallbox? nach oben

Andreas Habermehl, Zentralverband der Deutschen Elektro- und Informationstechnischen Handwerke

Ein Elektro-Auto können Sie zwar theoretisch an einer normalen Steckdose mit 230 Volt aufladen, in der Praxis aber dauert dies durch die geringe Leistung acht bis neun Stunden. „Als Notladung ist es möglich, aber als Dauerleistung nicht geeignet“, sagt Andreas Habermehl. Der Grund: Kabel und Steckdose sind in der Regel nicht für die Dauerbelastung eines Ladevorgangs ausgelegt, es besteht außerdem die Gefahr von Überlastung und Kabelbränden. „Eine vernünftige Lösung ist auf jeden Fall die Wallbox“, so Habermehl.

Diese kleine, an einer Wand angebrachte Ladestation verbindet ein Elektroauto zu Hause mit dem Stromnetz. Sie ist im Grunde nichts anderes, als ein eigener Starkstromanschluss für das E-Auto, der wesentlich höhere Ladeleistungen ermöglicht. Statt 2,3 Kilowatt (kW) wie bei der normalen Steckdose sind bis zu 22 kW und mehr möglich. Im Vergleich zur normalen Steckdose lädt die private Ladestation das Fahrzeug im Schnitt 4,5-mal schneller auf. Wie lange genau, hängt vom Fahrzeugmodell und dem darin verbauten Akku ab – statt zum Beispiel zwölf Stunden warten zu müssen, kann sich das Ganze auf zwei Stunden verkürzen.

So funktioniert eine Wallbox nach oben

Wallboxen arbeiten mit Wechselstrom (AC) und werden mit unterschiedlicher Ladeleistung angeboten. Die gängigste Ladeleistung für zuhause liegt bei 11 kW. Sie reicht aus, um ein passendes Elektromodell in wenigen Stunden wieder voll aufzuladen. Wallboxen verfügen in der Regel über einen einzelnen Ladepunkt mit einem Typ-2-Stecker. Fürs Aufladen wird dazu das Ladekabel des Elektrofahrzeugs genutzt. Die meisten Modelle können aber auch mit einem fest installierten Ladekabel bestellt werden.

Die Box ist mit einem sogenannten „Electric Vehicle Charge Controller“ ausgestattet, also einer Einheit, die im Zusammenspiel mit dem Auto das Aufladen des Elektroautos daheim überwacht und steuert. Die Ladestation schaltet erst den Strom frei, wenn die Verbindung zum Auto besteht – das sorgt für zusätzliche Sicherheit. Dabei wird auch die Ladeleistung geregelt. Darüber hinaus haben alle in Deutschland zugelassenen Wallboxen einen Leitungsschutzschalter, der das Ladekabel vor Überlastung schützt. Zudem muss ein Fehlerstrom-Schutzschalter – ein sogenannter FI-Schalter – vorhanden sein, der die Wandladestation, das Elektroauto und die Leitungen vor gefährlichem Fehlerstrom schützt. Dieser Schalter muss entweder separat installiert werden, was zusätzliche Installationskosten von mindestens 250 Euro verursacht, oder ist im besten Fall bereits in der Box integriert. Es lohnt sich also, beim Kauf einer eigenen Ladestation genau hinzuschauen.

Wallboxmontage an der Wand
Eine Wallbox benötigt einen Starkstromanschluss

Benötige ich eine Genehmigung? nach oben

Bevor Sie eine Wallbox installieren, informieren Sie Ihren zuständigen Stromnetzbetreiber. „Nach derzeitiger Gesetzeslage sind Sie dazu verpflichtet, den Anschluss der Wallbox bis einschließlich 12 kW vorab Ihrem Netzbetreiber mitzuteilen“, so Habermehl. Das ist wichtig, weil der Netzbetreiber für eine stabile Stromversorgung in Ihrem Gebiet verantwortlich ist und so dafür sorgen kann, dass die hohe Belastung durch die Wallbox nicht zu Störungen oder Überlastungen im Netz führt. Entscheiden Sie sich für eine Box, die mehr als 12 kW Leistung hat, muss diese vom Netzbetreiber genehmigt werden. Dieser prüft nach Ihrem Antrag Ihren Hausanschluss und ob das Stromverteilnetz geeignet ist.

Eignet sich mein Haus für eine Ladestation? nach oben

„In bestehenden Häusern sollten E-Auto-Besitzer unbedingt einen qualifizierten Elektrofachmann in die Planungen für die eigene Stromtankstelle einbeziehen. Er kann mit einem sogenannten E-Check analysieren, welche Voraussetzungen bereits vorhanden sind und welche Installationen nachgerüstet beziehungsweise modernisiert werden müssen“, so Habermehl. Neben der Montage an der Wand können gängige Modelle auch auf Stelen montiert werden. Sie sind wasser- und witterungsfest, sodass sie sich auch für Carports und Außenstellplätze eignen. Einzige Voraussetzungen sind ein Stromanschluss und eine tragfähige Wand bzw. ein fester Untergrund. Meist ist für die Leitung ein Wanddurchbruch für Kabel notwendig, da Verteilerkästen selten in der Garage oder draußen im Carport hängen. Ist das Kabel gelegt, wird die Wallbox an die Wand geschraubt. Welche Ladestation passt, hängt vom Akku des E-Autos und der Elektroinstallation am Haus ab.

Wie installiert man die Box? nach oben

Die Wallbox benötigt einen Starkstromanschluss und muss zwingend von einem Elektriker installiert werden. Entsprechend muss auch die Versorgung im Hausverteilerkasten angepasst werden. Dafür wird eine neue Leitung gelegt, die natürlich mit einer Sicherung geschützt wird. Auf Wunsch kann auch gleich ein Zwischenzähler installiert werden, der genau misst, wie viel Strom das Laden verbraucht. Für den heimischen Netzanschluss ist eine private Ladestation mit einer Ladeleistung von 11 kW in der Regel kein Problem. Dazu Andreas Habermehl: „Das kann man auf jeden Fall von einem Elektrofachbetrieb prüfen lassen. Dieser kann auch an die gewünschte Stelle den nötigen Starkstromanschluss legen und den Hausverteilerkasten entsprechend umrüsten.“ Auf der Homepage des Zentralverbandes des Elektrohandwerks (www.elektrohandwerk.de) finden Sie über die Suchfunktion Innungsfachbetriebe in Ihrer Nähe.

Wallbox und Photovoltaikanlage nach oben

Viele Wallboxen lassen sich mit einer Photovoltaikanlage verbinden. Dann kann die Box überschüssigen Strom direkt zum Laden nutzen. Das ist nicht nur umweltfreundlich, sondern auch wirtschaftlich sinnvoll, denn überschüssiger Solarstrom kann zusätzlich im Haus genutzt, im Solarstromspeicher zwischengelagert oder vom Netzbetreiber vergütet werden. Dazu Andreas Habermehl: „So fährt man vollkommen emissionsfrei.“

Das kostet eine Wallbox nach oben

Wie bei technischen Geräten üblich, ist die Preisspanne groß. Abhängig von Hersteller, Ladeleistung und Features rechnet man zwischen 800 und 1.600 Euro. Mit den Kosten für die Anschaffung der Wallbox ist es leider noch nicht getan. Die Ladestation muss von einem Fachbetrieb angebracht und in Betrieb genommen werden.

Um die E-Mobilität attraktiver zu gestalten, gibt es einige Fördermöglichkeiten. Diese gelten zwar nicht überall im selben Umfang, es lohnt sich aber, bei diesen Stellen nachzufragen: Der Bund zahlt einen Zuschuss von 900 Euro für den Aufbau von steuerbaren Ladestationen an Stellplätzen und in Garagen, die zu Wohngebäuden gehören und nur privat zugänglich sind (www.kfw.de). Beim Stromanbieter bekommen Besitzer eines E-Autos eventuell Vergünstigungen. Viele Bundesländer, Kommunen und Gemeinden fördern die E-Mobilität mit Zuschüssen. Fragen Sie dazu direkt bei Ihrer Kommune nach. Wichtig: Der Förderantrag muss vor dem Kauf gestellt werden. Bedenken Sie dabei auch, dass es aufgrund der großen Nachfrage zu Lieferengpässen kommen kann.

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