Gartenberatung: Auf der Mauer, auf der Lauer

Einleitung

August 2021 Haben Sie auch neue Gartenbewohner? Unser Gartenberater Sven Görlitz aus Baden-Württemberg hat einige erstaunliche Entdeckungen gemacht.

Spinnenläufer

Viele Beine, lange Fühler in beide Richtungen und eine Gesamtlänge von fast 15 cm: Das Tier, das in der Abenddämmerung an meiner Hauswand hier in Karlsruhe sitzt, habe ich vorher noch nie gesehen. Kaum komme ich näher, flitzt es mit einer Geschwindigkeit davon, die ich ihm mit den vielen Beinen nie zugetraut hätte. Ich bleibe ratlos zurück. Die Internetrecherche bringt schließlich Aufklärung: Ein Spinnenläufer. Früher nur im Mittelmeerraum zuhause und dort meist ein gern gesehener Vertilger von Mücken und anderen Insekten, hat er sich nun auch bei uns etabliert. Damit kann ich gut leben, wenigstens ist der Spinnenläufer kein neuer Schaderreger an meinen Gartenpflanzen.

Immer öfter tauchen neue Tierarten bei uns auf, bedingt durch den globalen Handel und durch die Temperaturerhöhung infolge des Klimawandels. Oft siedeln sich diese Arten in den warmen Gegenden, wie dem Rheingraben, zuerst an. Von hier aus erfolgt eine weitere Verbreitung. Da bei uns meist die natürlichen Gegenspieler fehlen, können sich die neuen Gartenbewohner ungestört verbreiten.

Bernstein-Waldschabe

Die Bernstein-Waldschabe, früher auch nur südlich der Alpen zuhause, fühlt sich in unseren Gärten in milden Gebieten seit vielen Jahren sehr wohl. Als Schaben-Art stößt sie hier allerdings nicht auf besonders viel Gegenliebe. Aber Entwarnung: Diese Art lebt im Garten und ernährt sich von abgestorbenen Pflanzenresten. Verirrt sie sich ins Haus (im Vergleich zur Deutschen Schabe kann sie fliegen und flieht nicht bei Licht), wird sie dort verhungern. Sie kann also allerhöchstens als Lästling, nicht aber als Schädling betrachtet werden.

Kirschessigfliege

Die Kirschessigfliege (KEF) tritt als invasiver Schädling seit mehreren Jahren besonders im Süden Deutschlands auf. Befallen werden alle weichschaligen Obstarten wie Erdbeeren, Kirschen, Brombeeren, Himbeeren, Trauben; aber auch Feigen, Pflaumen, Holunderbeeren, Blaubeeren und Kiwi. Den ersten massiven Befall entdecke ich hier meist mit der Reifezeit der Brombeeren, innerhalb weniger Tage sind kaum noch unbefallene Früchte vorhanden. An den betroffenen Früchten erkennt man zunächst eingesunkene, weiche Stellen. Innerhalb von 2 bis 3 Tagen wird die Frucht matschig und zerfällt, im Innern finden sich kleine Larven. Die Früchte faulen und es setzt eine Essigbildung ein. Die KEF sieht der heimischen Fruchtfliege ähnlich, ein gutes Unterscheidungsmerkmal sind zwei dunkle Punkte auf den Flügeln der KEF-Männchen. Die tropische Fliege bevorzugt eine schwül-warme Witterung und milde Winter. Ein Nachweis, ob der Schädling auch bereits in Ihrem Garten lebt, lässt sich mit selbst gebauten Fruchtfliegenfallen erbringen. Im Hausgarten ist momentan nur das Schützen der Früchte mit sehr engmaschigen Netzen (0,8 × 0,8 mm) eine Möglichkeit. Dies ist allerdings oft kaum praktikabel durchzuführen.

Grüne Reiswanze

Durch ihre Saugtätigkeit schädigen die Grüne Reiswanze und die Marmorierte Baumwanze die Blätter und Früchte verschiedenster Gartenpflanzen wie Himbeeren, Brombeeren, Apfel, Birnen, Kirschen, Tomaten, Paprika und weiterer. Die verschiedenen Larvenstadien der Grünen Reiswanze finde ich seit zwei Jahren auf eigentlich allen Tomaten und Paprika. Typisch für die Marmorierten Baumwanzen ist, dass sie massenhaft in geschützten Bereichen wie Wohngebäuden, Garagen und auf Speichern überwintern. Beide Arten können leicht mit heimischen Wanzenarten verwechselt werden. In ihren Herkunftsgebieten halten Gegenspieler wie Schlupfwespenarten die Wanzen dadurch in Schach, indem sie ihre Eier parasitieren.

Als direkte Gegenmaßnahmen bleibt Gartenbesitzern nur das Absammeln oder das Verhüllen der Pflanzen mit Insektenschutznetzen.

Raupe des Buchsbaumzünslers

Einen Lichtblick gibt es immerhin beim Buchsbaumzünsler, der hier 2007 zum ersten Mal auftrat und jeden ungeschützten Buchsbaum kahlgefressen hat: Inzwischen haben Vögel hier entdeckt, wo sich die gut geschützte Proteinquelle befindet und sich an die anfangs fremde Nahrung gewöhnt. Somit wurde zumindest die massenhafte Vermehrung gebremst und es besteht Grund zur Hoffnung für den Buchs.

Ausführlichere Informationen zu den genannten neuen Arten finden Sie unter www.gartenberatung.de.

Was uns interessiert: Sind in Ihrem Garten auch schon manche der genannten Arten aufgetaucht? Auch außerhalb des Rheingrabens? Welche Tierarten fühlen sich in Ihrem Garten inzwischen wohl, die es vorher nicht gab? Schreiben Sie uns!

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