Ziergarten: Im Trend: Streuobstwiesen

Einleitung

November 2019 Grünland mit großen Apfel-, Birn- und Kirschbäumen gilt als „Hotspot“ der Artenvielfalt und sichert den Fortbestand ­regionaler Sorten. Es gibt wieder mehr davon. Zum Glück!

Streuobstwiesen lieferten früher sowohl Obst als auch Gras und Heu für das Vieh.

„Stockwerke“ wie ein Regenwald nach oben

2.500 bis 3.000 Apfelbäume wachsen im Erwerbsobstbau pro Hektar. Bäumchen, müsste man eigentlich sagen: Die „schmalbrüstig“ gezogenen Gehölze werden maximal 3 m hoch. Eine wirtschaftliche Notwendigkeit: Die früher üblichen Streuobstwiesen mit ­maximal 30 Bäumen pro Hektar lohnen den Pflege- und Ernte­aufwand schon lange nicht mehr.

Vielerorts entstehen neue Streuobstwiesen, die man gemeinschaftlich pflegt und beerntet. Genuss und spielerische Naturerfahrung liegen hier für kleine und große Helfer nah beieinander.

Andererseits gibt es in ganz Deutschland Freiwillige, die seit einigen Jahren Pflanzspaten und Gehölzschere in die Hand nehmen. Sie kümmern sich um die Pflege alter Streuobst­wiesen oder legen neue an. Arbeiten mit Sortenexperten sowie spezialisierten Baum­schulen zusammen, finden Mostereien für die Verwertung und ­Möglichkeiten zur Vermarktung der Produkte, organisieren Schulklassen-Tage und Schnittkurse. Was solche Projekte leisten, ist unbezahlbar!

Die Artenvielfalt profitiert davon. Streuobstwiesen zählen zu unseren wichtigsten Öko­systemen überhaupt. Das liegt unter anderem daran, dass sie viele verschiedene Lebensräume bieten. Ähnlich wie in einem Regenwald finden in den vielen „Stockwerken“ die unterschiedlichsten Organismen ihre Nische. Im Boden, der durch die naturnahe Bewirtschaftung lebendig ist, tummeln sich Maulwurf und Regenwurm, Käferlarven, Erdhummeln, Bodeninsekten bis hin zu Mikroorganismen. Darüber folgt die Krautschicht, die mit vielen Blütenpflanzen Nahrung und Unterschlupf für (Wild-)Bienen, Käfer, Fliegen, Schmetterlinge sowie ihre Raupen und andere Insekten bietet. Spinnen nutzen die aus den Kräutern herausragenden Gräser, um ihre Fangnetze „aufzuspannen“. Über allem erheben sich die Obstbäume. Ob in Rinde oder Geäst, in Stammhöhlen, auf Blättern, Blüten und Früchten – überall finden Tiere Nistplätze und etwas zum Fressen.

Niströhren für ­Steinkäuze imitieren Höhlen in neueren Streuobstanlagen (schwegler-natur.de).

Mehr als 5.000 verschiedene Arten leben auf Streuobstwiesen. Darunter gibt es viele Spezialisten. Ein prominentes Beispiel ist der Steinkauz. Von den Baumkronen lauert er größeren Käfern und Mäusen auf, die er auf der offenen Wiese gut sieht. Das Wichtigste für ihn sind jedoch die Hohlräume, die sich erst in alten Bäumen bilden, denn dort legt der Steinkauz seine Nester an. Mit den Streuobstwiesen verschwand auch die mittlerweile selten gewordene, kleine Eule. Vogelschützer helfen ihr mit speziellen Niströhren – und haben Erfolg.

Der Steinkauz legt in alten Bäumen seine Nester an.
Hochstamm-Obstbäume bilden im Alter natürliche Höhlen. Hier zieht der Steinkauz seine Jungen auf.

Altes Kulturgut für die Zukunft sichern nach oben

Eine ebenso große Bedeutung hat die Erhaltung der alten und regionalen Obstsorten (siehe „80 Jahre für eine neue Sorte“, FuG 10/16). Ihre Erbanlagen tragen Eigenschaften, die nicht verloren gehen dürfen wie Resistenzen gegen Krankheiten oder Anpassungen an ungünstige Klimaverhältnisse.

Zugleich präg(t)en Streuobstwiesen das Landschaftsbild. Am Rand von Siedlungen tragen sie zum Kleinklima bei, indem sie vor Wind schützen und für einen Luftaustausch sorgen – interessant in Zeiten des Klimawandels. Nicht zuletzt macht es einfach Spaß, den Wechsel der Jahreszeiten, die Blüte, die Ernte und die Natur mit allen Sinnen zu erleben und zu verstehen, warum alles mit allem zusammenhängt.

Adressen nach oben

  • bit.ly/2OjGShh – Streuobst-Informationsplattform des NABU mit Rundbrief, Literatur, Mitmachmöglichkeiten, Baumschulenlisten, Mostereien-Übersicht, Brennereien, Rezepten, Obstbaumpflege, Vorträgen, Flyern und mehr.
  • streuobst-bw.info – Streuobstportal des Ministeriums Ländlicher Raum Baden-Württemberg: Informationen, Förderungs- und Vermarktungsmöglichkeiten; stellt ­Modellprojekte vor, vernetzt Akteure und Interessenten.
  • aepfelundkonsorten.org – Die Kompetenzstelle Brandenburger Streuobstwiesen vernetzt Streuobst-Initiativen, Freiwillige, Streuobst-Landwirte und Obsthöfe, Baumschulen, Mostereien und Streuobstverarbeiter in Brandenburg.
  • mainaeppelhauslohrberg.de – Informations- und ­Begegnungsstätte Streuobst, Apfel und Gartenbau bei Frankfurt a. M.; Naturerlebnisgarten, Wissens­vermittlung, Streuobstprojekte, Kurse, Patenbäume, Beratung, ­Vermittlungsbörse, ehrenamtliche Mitarbeit.
  • pomologen-verein.de – mit Landes und Regionalgruppen, Sammeln und Bestimmen alter Obstsorten, Sortengärten, Ausstellungen, Seminaren, ­Unterstützung und Beratung bei der Anlage und Pflege von Streuobstwiesen.
  • streuobst-blueht.de – Bezugsquellen für Produkte (z. B. Säfte, Liköre, Most, Cidre, Fruchtaufstriche, Marmeladen, Gelees) von bayerischen Streuobstwiesen.

Download-Tipps nach oben

  • bit.ly/2ATkkMB – Handbuch Streuobstwiesen­praxis. Tipps zur Neu­anlage, Pflege und Entwicklung. BUND Niedersachsen
  • bit.ly/2ANiOLz – Streuobstwiesenschutz in ­Nordrhein-Westfalen. Erhalt des Lebensraumes, Anlage, Pflege, Produktvermarktung. Herausgeber: Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Nordrhein-Westfalen; BUND NRW e. V.; LNU NRW e. V. (Landesgemeinschaft Naturschutz und Umwelt) und NABU NRW e. V.
  • bit.ly/2oSBoiG – Karteikarten alter Streuobst­sorten mit ­gezeichneten Porträts und Informationen zu den Eigenschaften. BUND Baden-Württemberg

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