Gartenberatung: Ist ein Schottergarten wirklich pflegeleicht? Unser Gartenberater Philippe Dahlmann klärt auf

Einleitung

August 2023 Unser Gartenberater Philippe Dahlmann beschäftigt sich seit Jahren mit dem Thema Schottergärten und hat eine klare Meinung dazu: „Räumen wir mal auf. Allein der Begriff Schottergarten ist ein großer Irrtum. Als Garten wird ein Stück Land bezeichnet, das bepflanzt wird. Da diese Steinflächen dem nicht entsprechen, sollten sie nicht als Garten bezeichnet werden.

Pflegeleichter Vorgarten

Den Begriff Schottergarten finde ich nicht passend. Deshalb verwende ich meist die Begriffe Steinwüste oder Steinschüttung und Schottergarten nur ausnahmsweise. Durch all diese Flächen wird das Kleinklima im Wohnumfeld beeinträchtigt. So kommt es zu Hitze-Rückstrahlungen durch Hauswände und Steinflächen. Durch die fehlenden Pflanzen ist auch die nächtliche Abkühlung kaum spürbar, um nur einige Nachteile zu nennen. Diese Steinwüsten dürfen nicht mit richtigen Kies- oder Steingärten verwechselt werden. Bei Kies- und Steingärten handelt es sich um Gärten oder Gartenbereiche in denen ein steiniger, magerer, wasserdurchlässiger Untergrund vorhanden ist. In Stein- und Kiesgärten werden Pflanzen verwendet, die an diesen Lebensbereich angepasst sind. Diese Gärten sind im Gegensatz zu Steinwüsten lebendig und artenreich!

Schottergärten sind nicht pflegleicht! nach oben

Unter dem Kies oder dem Schotter befindet sich meist ein Vlies oder eine Folie. Stäube, Blätter und andere organische Materialien werden auf diese Flächen getragen bzw. geweht. Durch Niederschläge werden die organischen Materialien durch die Steine Richtung Vlies bzw. Folie gespült. Dort verrotten sie und bilden auf dem Vlies oder der Folie eine Humusschicht. Samen von verschiedensten Wildkräutern keimen dort und die Flächen „verunkrauten“. Diese Flächen sauber zu bekommen, ist eine Herausforderung. Zudem kommen oft noch Algen, Moose und Flechten hinzu, die die Steine besiedeln. Das ist alles andere als pflegeleicht.

Der Weg zum pflegeleichten Vorgarten nach oben

In Diskussionen um diese Versteinerung wurde ich immer wieder gefragt, wieso man die ‘Gärten des Grauens’ überhaupt anlegt. Pauschal gesagt geht es nur um eines, um die Pflegeleichtigkeit. Das wurde bei vielen Vorträgen bestätigt. Jetzt taucht aber die eine entscheidende Frage auf. Eine Frage, die in vielen Artikeln und Diskussionen um „Schottergärten“ keine ausreichende Beachtung findet: Wieso meinen viele Menschen, dass diese Steinflächen pflegeleichter sind als Pflanzflächen? Das liegt wohl daran, dass viele Pflanzungen nicht standortgerecht angelegt werden. Zudem stellt der oft unbedeckte Boden zwischen den Pflanzen ein Saatbett für Unkrautsamen dar. Dadurch sind viele Pflanzflächen sehr pflegeintensiv. Viele Gartenbesitzende berichten, dass Sie nicht ständig „Unkraut“ jäten oder hacken möchten.

Und um das zu vermeiden, muss standortgerecht „gegärtnert“ werden. Standortgerecht heißt: Die Belichtung muss bekannt sein. Liegt die Fläche in der Sonne, im Halbschatten oder im Schatten? Außerdem sind die Bodenverhältnisse wichtig. Diese lassen sich relativ einfach über ein R1-Bodenanalyse-Set herausfinden. So kann man auch auf die Wasserhaltefähigkeit des Bodens schließen. Bei der späteren Pflanzenauswahl, etwa von Sträuchern, spielt der Platzbedarf eine große Rolle. Die Endgrößen der Pflanzen müssen berücksichtigt werden.

Das klingt sicher etwas kompliziert. Aber: Standortgerecht gärtnern – das nenne ich gerne die Grundregel Nummer 1 beim Gärtnern. Egal, ob Bäume, Sträucher, Stauden oder Gemüse gepflanzt werden sollen! Der Standort muss so gut wie möglich bekannt sein. Das gilt auch, wenn eine Blumenwiese oder ein Kräuterrasen gewünscht sind. Ein artenreicher und zugleich pflegeleichter Vorgarten (siehe Foto oben) kann mit den entsprechenden Stauden geschaffen werden. Die Pflanzen werden, bei standortgerechter Pflanzenauswahl, den Boden bedecken und somit „Unkräuter“ unterdrücken. Die Flächen werden so bepflanzt, dass später kein Boden mehr zu sehen ist. Für die Bepflanzung von Vorgärten, aber auch andere Gartenbereiche, eignen sich Staudenmischpflanzungen. Diese Pflanzkombinationen gibt es sowohl für sonnige, halbschattige und schattige Bereiche.

Durch Gärten können Lebensräume geschaffen und erhalten werden. Eine artenreiche Gestaltung steht nicht in Konflikt mit der sehr oft geforderten Pflegeleichtigkeit. Dass ein Garten ein gewisses Maß an Pflege benötigt und dass einige Pflanzen oder Kulturen (etwa Gemüse) pflegeintensiver sind als andere, sollte aber jedem klar sein.“

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Infos zu Staudenmischpflanzungen und mehr unter:

  • Gartenberatung: Einfach Obst anbauen
  • Gartenberatung: Unser Boden als Wasserspeicher