Gartenschätze: Hanggarten richtig gestalten

Einleitung

November 2022 Wer auf einem steilen Grundstück wohnt oder einen Garten mit Hang hat, sieht sich mit besonderen Bedingungen konfrontiert. Wir zeigen Ihnen, worauf es bei der Gestaltung ankommt.

Bereiche, die nicht aktiv genutzt werden, können gerne Hangflächen bleiben und abwechslungsreich bepflanzt werden. Eine dichte Vegetationsdecke schützt den Hang vor Erosion.
Die Terrassierung mit Hilfe von Mauern ist ein prägendes Gestaltungsmerkmal. So schaffen Sie sich nutzbare Fläche.
Bei Trockenmauern grünt es auch in den Fugen. Mit überhängend wachsenden Pflanzen überdecken Sie charmant die Mauerkrone.

Die Meinung, dass ein Garten am Hang gar nicht oder nur stark eingeschränkt nutzbar ist, hat sich festgesetzt. Aber das ist nicht ganz richtig: Ein abschüssiges Gelände hat seinen ganz eigenen Reiz. Wenn man weiß, wie man mit den Gegebenheiten am besten umgeht, entsteht ein unverwechselbares Gartenparadies. Genau wie bei einem ebenen Grundstück können Sie im Hanggarten Rückzugsorte und Sitzplätze schaffen und unterschiedliche Räume bilden, um verschiedene Nutzungen zu realisieren. Durch die diversen Ebenen kann es sogar abwechslungsreicher und spannender sein, denn ein Garten am Hang ist nicht sofort überschaubar. Die Topografie ermöglicht zudem vielleicht atemberaubende Ausblicke, ist die ideale Kulisse für einen Wasserlauf, der sowieso ein Gefälle benötigt, oder bietet authentische Voraussetzungen für einen alpinen Garten mit Natursteinen und robusten Pflanzen.

Dennoch ist es ratsam, sich vor der Gestaltung oder der Umgestaltung des Gartens von Anfang an fachlich kompetente Unterstützung zu holen. Die Profis wissen, welche Schwierigkeiten, aber auch welche Möglichkeiten ein Hanggarten bietet, auf was zu achten ist und wie sich Ihre Wünsche mit dem Geländeverlauf vereinbaren lassen. Der Clou bei der Planung: Nutzen Sie besser die Besonderheiten und Vorteile des Geländes für die Gestaltung, als dagegen anzuarbeiten und alles verwirklichen zu wollen, was Sie im Kopf haben.

Die Besonderheiten nach oben

Die wichtigste Frage ist erst mal die Ausrichtung des Hangs und an welcher Stelle das Haus steht. Ein südexponierter Hang erwärmt sich sehr schnell und trocknet rasch aus. Sonnenhungrige Pflanzen, die auch mit Trockenheit zurechtkommen, sind dann die ideale Wahl. Da Regenfälle meist aus dem Westen kommen, bekommt ein Westhang mehr Niederschläge ab und Pflanzen am Osthang brauchen eventuell einen besseren Winterschutz aufgrund der kühlen Ostwinde. Steht das Haus am Hangfuß, entsteht ein geschützter Garten dahinter, während ein Haus an der Hangoberkante zwar unverbaute Ausblicke zulässt, sich der Bezug zwischen Haus und Garten aber schwerer herstellen lässt.

Terrassieren des Hangs nach oben

Ein Teich ist auch im Garten am Hang möglich. Die natürlichste Stelle dafür ist der Hangfuß. Die Stützmauern und Treppen, die hier zum kühlen Nass führen, sind aufgrund des gleichen Materials aus einem Guss.

Entscheidend für die Nutzung und Gestaltung des Gartens ist zudem die Hangneigung. Für manche Gartenträume braucht es waagrechte Ebenen – zum Beispiel für einen Sitzplatz, einen kleinen Pavillon, Zierbeete oder ein Gemüsebeet. Deshalb kommt man nicht drumherum ein Hanggrundstück zu modellieren und verschiedene Niveaus zu schaffen. Das geschieht in der Regel mit Mauern, die – je nach Gestaltungsstil – unterschiedlich ausgeführt werden können. Bei flachen Hängen reichen vielleicht spezielle L-Steine, um niedrige Abstufungen zu bauen. Auch Palisaden aus Holz, Stein oder Beton bieten weitere Gestaltungsmöglichkeiten. Gabionen, also mit Steinen gefüllte Drahtkörbe, werden im Landschaftsbau schon lange eingesetzt, um Hänge zu sichern und finden seit vielen Jahren ebenso Einzug in private Gärten. Besonders gut eignen sich zudem Trockenmauern, bei denen die Steine ohne Verbundmaterial, also „trocken“, aufgeschichtet werden. Die Fugen bleiben offen und können sogar bepflanzt werden. Eine Trockenmauer bietet gleichzeitig einen Lebensraum für Insekten und andere kleine Tiere wie Zauneidechsen – sie ist also ökologisch betrachtet die beste Lösung.

Mauern werden am Hang aber nicht nur benötigt, um das Gelände zu gestalten. Sie haben auch die wichtige Funktion der Hangsicherung. Ansonsten kann es passieren, dass bei starken Regenfällen das Erdreich fortgespült wird, der Hang ins Rutschen kommt oder unschöne, kahle Stellen entstehen. Es ist deshalb wichtig, dass die Mauern am Hang fachgerecht ausgeführt werden. Je nach Bauart und Höhe der Mauer brauchen Sie dafür auch ein Fundament. Für Gabionen oder Trockenmauern reicht eine verdichtete Schotter-Kies-Schicht.

Starre Konstruktionen, wie Betonmauern oder Steinmauern mit Mörtel, brauchen auch eine starre, frostfreie Gründung aus Beton, die mindestens 80 cm tief sein muss. Da die ideale Sitzhöhe 45 cm beträgt, können Mauern in dieser Höhe gerne zusätzlich als Sitzbank oder -mauer genutzt werden; 40 cm ist ebenfalls noch bequem.

Wie schräg darf es denn sein? nach oben

Die maximale Neigung eines Hangs beträgt in der Regel 1:1,5, d. h. ein Meter Höhe kann auf 1,5 Meter Länge aufgefangen werden. Das ist aber auch abhängig von der Bodenart sowie der Bepflanzung. Steilere Neigungen brauchen in jedem Fall eine Stützkonstruktion wie eine Mauer. Ausläufer oder Absenker bildende Gehölze oder Stauden, die sich wie ein Dickicht ausbreiten, eigenen sich gut zur Böschungssicherung. Eine Rasenböschung sollte zum Beispiel das Verhältnis 1:3 nicht übersteigen. Eine Wiesenböschung, die nur ein- bis zweimal im Jahr gemäht wird, kann dagegen auch etwas steiler ausfallen.

Treppauf und treppab nach oben

Um die einzelnen Gartenbereiche zu verbinden, sind beim Hanggarten nicht nur Wege notwendig. Aufgrund der Höhenunterschiede braucht es im Gegensatz zu einem ebenen Garten auch mehr Stufen, Treppen oder Rampen, um von A nach B zu gelangen. Gestalten Sie Wege, Treppen und Stützelemente am besten aus einem Material, damit sich ein harmonisches Gesamtbild ergibt.

Ein Weg, der sich sanft in Serpentinen einen Hang hoch schlängelt, ist angenehm zu gehen, braucht aber mehr Platz und Material als eine direkte Verbindung. Eine direkte Wegführung benötigt am wenigsten Platz. Zu lange gerade Wege können jedoch eintönig sein, dann macht vielleicht ein Richtungswechsel zwischendurch Sinn. Ein Weg kann zwar durchaus bis zu 18 % Steigung haben, komfortabler ist es aber, wenn Sie schon bei niedrigeren Steigungen ab 7 % Stufen einplanen.

Bei Treppen entscheidet das Steigungsverhältnis darüber, ob sie angenehm und sicher begehbar sind. Die Schrittlänge eines durchschnittlich großen Erwachsenen beträgt 63 bis 65 cm. Die Steigung einer Treppenstufe sollte zwischen 14 und 20 cm liegen – niedrigere Stufen können zur Stolperfalle werden, höhere empfindet man als Hürde. Für die Planung einer Treppe gilt deshalb folgende Schrittmaßregel: zweimal Steigung (s) plus Auftrittsfläche (a) ist gleich 65 cm, z. B. 2 × 18 cm (s) plus 29 cm (a) = 65 cm. Lange Treppen unterbricht man mit Zwischenpodesten, zum Verschnaufen und zum Fußwechsel.

Bedenken Sie, dass alle Wege und Treppen ein entsprechendes Gefälle brauchen (quer geneigt), damit sie ordentlich entwässert werden und kein Wasserschwall in Längsrichtung entsteht. Rutschsichere, eher raue und robuste Oberflächen sorgen zudem für Sicherheit beim Gehen; glatte oder geschliffene Pflaster- oder Plattenbeläge eignen sich weniger.

Ganz fix begrünt nach oben

Bodendecker am laufenden Meter

Die Gärtnerei Helix aus Kornwestheim bietet unter anderem die praktischen „Bodendecker am laufenden Meter“. Das Besondere hierbei: Die Pflanzen werden ohne Substrat auf Kokos-Woll-Matten gezogen und lassen sich einfach wie Rollrasen verlegen. Das Sortiment besteht aus verschiedenen immergrünen Arten wie Efeu (Hedera helix), Golderdbeere (Waldsteinia ternata) oder Großblättriges Immergrün (Vinca major) sowie Stauden oder Staudenmischungen. Dank der Vorkultivierung breiten sich die Pflanzen nach dem Verlegen rasch aus und nach einigen Wochen ist von dem braunen Geflecht nichts mehr zu sehen. Flächen mit Steigungen bis zu 45 Grad können mit diesen Bodendeckern begrünt werden. Es empfiehlt sich hier, die Matten mit einigen Erdnägeln zu fixieren. So haben sie von Anfang an sicheren Halt, bis die Wurzeln der Pflanzen in den Gartenboden eingewachsen sind. Weitere Informationen unter www.helix-pflanzen.de.

Bepflanzung am Hang nach oben

Für die Pflanzenauswahl gilt das Gleiche wie beim Garten in der Ebene: Die Pflanzen müssen zu den Gegebenheiten und dem Standort passen, damit sie gut gedeihen und ihre Funktion erfüllen. Beobachten Sie als erstes die Lichtverhältnisse und die Ausrichtung des Hangs. Beim Boden ist außerdem zu beachten, dass es am Hang drei unterschiedliche Zonen gibt: Oben an der exponierten Böschungskrone herrschen eher trockene Verhältnisse, das Wasser fließt schnell ab. Auch die Böschung an sich hält schlechter das Wasser, da es nach unten sickert oder oberflächig abfließt. Der Boden am Hangfuß ist dagegen feuchter, hier sammelt sich das Wasser.

Schräge Flächen sind schwer zu begehen, deshalb werden die Pflanzen entsprechend der Pflege ausgewählt: Je schwieriger zugänglich, umso pflegeleichter sollten die Pflanzen sein. Denken Sie auch an einen einfach gestalteten Pflegeweg oder -pfad, um die Böschung, zum Beispiel für Schnittarbeiten, zu betreten. Andererseits hilft die richtige und dichte Bepflanzung, um den Hang zu sichern, damit es nicht zu Erosion kommt. Durch die Wurzeln festigt sie das Erdreich, während die Pflanzen an sich den Aufprall des Regens mildern. Ideal sind beispielsweise Bodendecker, robuste Stauden und Halbsträucher. Eine dichte Vegetationsschicht verhindert zudem das Austrocknen des Bodens und macht es Unkräutern schwer, Fuß zu fassen. Die Lücken zwischen frisch gepflanzten Stauden und Gehölzen können Sie im ersten Jahr auch mit Einjährigen schließen. Am besten verwenden Sie schnell keimende Saaten oder bereits vorgezogene Pflanzen.

Gestaltungselement Wasser nach oben

Was in der Horizontalen nur mit erheblichem baulichem Aufwand zu realisieren ist, lässt sich in der Schräge viel einfacher verwirklichen. Die Rede ist von Bachläufen, Wasserrinnen mit Kaskaden oder Wasserbecken. Ein natürlicher Wasserlauf – von einer Quelle, schwungvoll fließend bis zur ruhigen Wasserfläche am Hangfuß – lässt sich wunderbar mit einer leichten Erdmodellation und einer Abdichtung mit Teichfolie oder Ton umsetzen. Kleine Mulden oder Treppen im Verlauf sorgen für Abwechslung und eine angenehme Geräuschkulisse. Eine Pumpe fördert das Wasser schließlich wieder nach oben zurück.

In moderne Gärten passt dagegen eine abstrahierte Form mit Becken oder Rinnen, zum Beispiel aus Stahl, Stein oder Beton.

Stehende Gewässer, beispielsweise natürliche Teiche oder geometrische Wasserbecken, setzen auch im Hanggarten belebende Akzente. Große Wasserflächen sind am Hangfuß am besten aufgehoben. Die tiefste Stelle im Garten wirkt als Wasserstelle nicht nur am natürlichsten, hier braucht es auch am wenigsten Hangsicherungsmaßnahmen.

Mehr praktische Tipps nach oben

Buch-Tipp: Gärten am Hang, planen, entwerfen & ausführen

Hier erfahren Sie genau, wie Sie einen Garten am Hang planen, was Sie bei der Umsetzung beachten müssen und welche Materialien und Gestaltungsmittel zur Verfügung
stehen. Neben Informationen zu Gestaltungselementen wie Mauern, Treppen, Pflanzen und Wasser erhalten Sie Tipps zu erprobten Gehölzen und Stauden.

Heike Vossen
Gärten am Hang, planen, entwerfen & ausführen
160 Seiten, Hardcover
2022 (2. akt. Auflage), Verlag Eugen Ulmer, 42 Euro
ISBN: 978-3-8186-1647-2

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