Energie: Wenn das Dach Wärme verliert

Einleitung

Oktober 2022 Das Thema energetische Sanierung wird Wohneigentümer und -eigentümerinnen in den kommenden Jahren extrem beschäftigen. Wer ein älteres Haus hat, fragt sich: Rechnet sich eine Dachsanierung für mich überhaupt? Eine jetzt aktualisierte Studie sagt: Ja – aber nur mit Förderung.

Ungedämmtes "Kaltdach“
Dachbodendämmung

Uns geht es da wie vielen Hausbesitzer*innen älterer Häuser: Der Dachgiebel ist als berüchtigtes „Kaltdach“ ungedämmt und die obere Geschossdecke wurde dämmtechnisch vernachlässigt. Wie geht man vor, damit die Wärme im Haus bleibt? Wir haben uns mit den Experten der Web-Seite „energieheld.de“ in Verbindung gesetzt. Diese gehört zur Renewa GmbH, einem Team von erfahrenen Energieberater*innen und Fachkräften aus dem Handwerk. Geschäftsführer Michael Suer und seine Crew haben uns Einblick in ihre Lösungsvorschläge gewährt. Sein Kollege Stephan Günther vermittelt uns sein Wissen in einigen Video-Whiteboards auf unserer Webseite. Nehmen wir unser Haus als Beispiel. Das Baujahr ist so ungefähr 1890, wurde einige Male umgebaut und von uns ab 1986 Stück für Stück kernsaniert. Selbstverständlich kamen wir auch ans Dach, haben den Dachstuhl überarbeitet und die Pfannen ausgetauscht. Und das war’s dann. Der Rest des Hauses schien uns immer wichtiger. Neue Dämmung, neue Fenster (gleich zweimal), neue Stromleitungen, neue Heizung, Solaranlage, Küche, Innentreppe. Viele Jahre viel Detailarbeit. Aber den Dachboden haben wir vernachlässigt. Das ändert sich nun. Wir arbeiten uns durch die Ratschläge der Energiehelden und hoffen auf praktikable und vor allem günstige Lösungsvorschläge. „Nicht überall bietet sich eine Dachdämmung als sinnvolle Sanierung an“, erklärt Stephan Günther. „Wer dennoch Wärmeverluste verringern möchte, kann zur einfachen und günstigen Dachbodendämmung bzw. Dämmung der obersten Geschossdecke greifen. Wir zeigen Ihnen, wie das funktioniert, was Sie beachten müssen, welche Kosten entstehen und wie Sie die passende Förderung erhalten.“

Wie wir alle wissen, steigt Wärme nach oben und deshalb ist es grundsätzlich eine gute Idee, das Dach zu dämmen. So bleibt die erzeugte Heizwärme länger im Haus und Sie sparen bei den Heizkosten. Wem das zu aufwändig oder zu teuer ist, kann auch nur die oberste Geschossdecke dämmen, die in der Regel der Dachboden oder ein unzugänglicher Spitzboden/Kriechboden ist. Damit erfüllen Sie dann auch alle Vorgaben des seit 01.11.2020 geltenden Gebäudeenergiegesetzes GEG (vormals EnEV).

Steinwolle-Dämmung auf der obersten Geschossdecke.

Mit einer Steinwolle-Dämmung auf der obersten Geschossdecke bleibt die Wärme dort, wo sie hingehört. Ausschlaggebend für die Wahl der geeigneten Dämmung ist die Nutzung des Dachbodens. Soll der Dachboden begeh- oder belastbar sein oder ist das nicht erforderlich?

So eine Dachbodendämmung ist immer dort zu empfehlen, wo das Dachgeschoss in absehbarer Zeit nicht bewohnt werden soll. Wird der Raum als reiner Lagerplatz genutzt, können Sie sich eine aufwendige Dämmung am Dach sparen. Besteht jedoch die Möglichkeit, dass ein Dachausbau erfolgen soll, dann investieren Sie lieber in eine gute Dachdämmung – die künftigen Bewohner des Dachgeschosses werden es Ihnen danken!

In einem durchschnittlichen Einfamilienhaus sollten Sie beim Dachboden mit 60 bis 100 m2 zu dämmender Fläche rechnen. Bei größeren Gebäuden liegen Sie eher im Bereich von 300 bis 500 m2. Das lässt sich im Vorfeld einfach ermitteln. Länge mal Breite eines Giebelhauses ergibt in der Regel die Fläche: 10 × 10 m = 100 m2.

Video zur Dachdämmung nach oben

Stephan Günther vermittelt uns sein Wissen in einigen Video-Whiteboards

In diesem Energieheld-Video informiert Stephan Günther über die Arten, die Kosten und die Förderungen einer Dachdämmung. Außerdem erklärt er einige der gängigsten Dämmstoffe. Er bezieht sich hierbei auf durchschnittliche Werte für ein bereits bestehendes Ein- bzw. Mehrfamilienhaus. Alle Zahlen und Kosten sind als ungefähre Näherungswerte zu verstehen.

Aber Achtung: Die Angaben zu Förderungen beziehen sich in den Energieheld-Whiteboards immer auf den aktuellen Stand bei Videoveröffentlichung.

Bundesförderung für effiziente Gebäude reformiert nach oben

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz hat die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) reformiert. Die Förderung von einzelnen Sanierungsmaßnahmen wie Dämmung, Fenster, Türen oder Heizungstausch erfolgt nun ausschließlich als Zuschuss durch das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA). Hier gelten die Förderbedingungen seit dem 16. August. Bei Fragen zu Bauvorhaben oder Fördermitteln hilft die Energieberatung der Verbraucherzentrale mit ihrem umfangreichen Angebot weiter. Die Beratung findet online, telefonisch oder in einem persönlichen Gespräch statt. Die Energie-Fachleute beraten anbieterunabhängig und individuell. Mehr Informationen gibt es auf www.verbraucherzentrale-energieberatung.de oder bundesweit kostenfrei unter 0800 – 809 802 400. Die Energieberatung der Verbraucherzentrale wird gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz.

Kosten der Dämmung der obersten Geschoss­decke nach oben

Preislich liegen zwischen der Dämmung einer nicht begehbaren und einer begehbaren Geschossdecke meist nur etwa 31 Euro pro Quadratmeter. So kostet der Quadratmeter begehbare Geschossdecke mindestens 50 Euro. Für einen Quadratmeter unbegehbare Geschossdecke zahlen Sie dagegen nur 19 Euro.

Im Durchschnitt belaufen sich die Kosten einer solchen Maßnahme bei dem gerechneten Musterhaus mit einer zu dämmenden Fläche von circa 60 m2 auf Gesamtkosten von rund 1.140 bis 3.000 Euro. Im Vergleich dazu würde eine umfassende Dachdämmung etwa 10.000 bis 31.000 Euro kosten.

Dämmen in Eigenregie? nach oben

Sie haben die Wahl zwischen verschiedenen Methoden, um Ihren Dachboden zu dämmen. Außerdem ist zu klären, ob die Dämm-Arbeiten von einem Experten durchgeführt werden sollen, um den Anspruch auf Förderung zu haben.

Wir hatten uns zunächst entschieden, den Dachboden in Eigenregie zu dämmen. Stephan Günther regte aber an: „Bei solch geringen Gesamtkosten spricht vieles gegen die Dachbodendämmung in Eigenregie. Prinzipiell ist es zwar durchaus möglich eine Dämmung an Fassade und Dach in Eigenregie anzubringen. Wer unsauber arbeitet und Wärmebrücken einbaut, wird aber später sehr wahrscheinlich mit Schimmel zu kämpfen haben. Das gilt besonders im Umgang mit der Dampfsperre.“ Wenn es um die Dämmung von Gebäuden geht, sollte diese stets gewissenhaft durchgeführt werden, um die Investitionen nicht durch unsachgemäße Arbeitsweise wertlos zu machen. Wenn die Routine fehlt, sind Fehler fast vorprogrammiert.

Dämmung mit Matten oder Platten nach oben

Es gibt verschiedenste Dämmmatten und -platten, die für dieses Vorhaben in Frage kommen. In der Regel sollte der Dachboden hierfür aber eben sein, was in vielen Altbauten nicht der Fall ist. Grundsätzlich spricht nichts gegen die Verwendung von Platten oder Matten, aber die Verlegung kann enorm mühselig sein.

Je nach Bauweise ist der Dachboden anschließend begehbar oder auch unbegehbar. Einige Anbieter (wie z. B. der Hersteller Linzmeier) bieten komplette Systeme aus OSB-Platten (Grobspanplatten) und Dämmung an, die direkt verlegt werden können und sofort begehbar sind.

Einblasdämmung – die schnelle Alternative nach oben

Einblasdämmung für Spitz- und Kriechböden

Die Einblasdämmung ist meist die beste Möglichkeit, um die oberste Geschossdecke zu dämmen. Aufgrund der geringen Kosten und schnellen Umsetzung, die eine Einblasdämmung mit sich bringt, ist sie sehr beliebt und wird häufig genutzt. Der Dämmstoff, z. B. Zellulose oder Blähton, wird hier in einen Hohlraum eingeblasen. Gewöhnlich reicht ein Tag, um die Arbeiten durchzuführen.

Ist ein Hohlraum noch nicht vorhanden, ist es möglich, diesen nachträglich zu bauen, in Form eines zweiten Bodens, dessen Hohlraum mit einem Dämmstoff befüllt wird. Alternativ kann die Dämmung auch auf den Dachboden aufgeblasen werden. Dann ist der Dachboden allerdings nicht begehbar (eher für Spitzböden/Kriechböden zu empfehlen).

Fillrock RG Plus ist ein flockenförmiges Granulat aus Steinwolle, das mittels einer speziellen Maschinentechnik in Hohlräume, wie Holzständerwände oder Dächer, eingeblasen oder auf waagerechte oder geneigte Flächen aufgeblasen wird.

Begehbare oder unbegehbare Geschoss­decken­dämmung? nach oben

Wie bereits erwähnt, nutzt man die Dämmung der obersten Geschossdecke meist nur, wenn das Dachgeschoss unbewohnt ist. Die Art der Dämmung entscheidet jedoch darüber, ob Sie den Dachboden als begehbaren Stauraum nutzen können.

Wann empfiehlt sich welche Bauweise? nach oben

Prinzipiell ist die Dämmung einer begehbaren Geschossdecke mit höheren Kosten verbunden, da hier zusätzliche Materialien benötigt werden. Diese Mehrinvestition lohnt sich aber in fast allen Situationen, da Sie sich mehr Nutzungsmöglichkeiten offen halten.

Selbst wenn der Stauraum auf dem Dachboden zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht benötigt wird, so ist die Möglichkeit, ihn später zu nutzen, jederzeit vorhanden. Lediglich für Spitz- bzw. Kriechböden lohnt der Einbau einer begehbaren Dämmung nicht, da diese ohnehin kaum als Lagerraum genutzt werden können. Sie müssen daher nicht begehbar sein. Wir haben uns mittlerweile entschieden. Wir werden unseren Dachboden mit einer Geschossdecken Dämmung versehen, darüber eine zusätzliche Balkenlage einbauen und darauf OSB-Platten mit Nut und Feder verlegen. Auf die Zwischensparrendämmung verzichten wir, da wir den Boden nur als Lager nutzen werden.

Weitere Informationen nach oben

BAFA www.bafa.bund.de
Energieheld www.energieheld.de/dach/dachdaemmung/dachboden-geschossdecke
Renewa www.renewa.de
Rockwool www.rockwool.com

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